Stunde 15

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„Mein Name ist Kaito Kuroba“, meldete sich Kaito am Eingang des Polizeipräsidiums an. „Ich sollte heute eine Zeugenaussage zu der gestern festgenommenen Verbrecherbande machen.“
Der ehemalige Dieb stand am Empfang und sah der Dame dahinter fleißig beim Suchen in ihren Unterlagen zu.
„Kuroba, sagten Sie?“, hakte sie ein weiteres Mal nach. 
„Ja, genau“, bestätigte Kaito und sah sich nun im Foyer um. Irgendwie hoffte er, Shin’ichi vielleicht hier zu treffen. Aber andererseits hatte er auch in gewisser Weise Angst davor, ihn zu treffen. 
Nachdem er und Vermouth gestern ziemlich eilig in ein Krankenhaus gebracht worden waren, um zu schauen, ob alles in Ordnung war, hatte er kein Wort mehr mit Shin’ichi wechseln können. Dieser war zusammen mit den Polizisten dort geblieben um die Bande dingfest zu machen, was sie auch geschafft hatten. Über den Vorfall hatten die Nachrichten gestern Abend noch berichtet. Doch dort wurde auch nur erwähnt, dass die Polizei die Bande festgenommen hatte. Ob dabei vielleicht was passiert war, hatten sie nicht gesagt.
Weshalb Kaito auch etwas besorgt war. War Shin’ichi vielleicht etwas zugestoßen? Er hatte sich gestern so komisch verhalten. Was aber eigentlich auch kein Wunder war. Immerhin hatte er ihm immer noch nicht geantwortet. 
„Sie können sich ruhig erst setzen“, sagte die Dame dann und riss Kaito aus ihren Gedanken. „Es kommt sofort jemand, der Sie nach oben begleiten wird.“
Der ehemalige Dieb nickte daraufhin und machte es sich auf einem der Sessel bequem. Auch, wenn er sich hätte sparen können, es sich gemütlich zu machen, da keine zwei Minuten später auch schon Schritte aus einem der eigentlich ziemlich wenig belaufenen Gänge klangen und die Dame am Empfang aufsah. 
„Ah, Sie werden abgeholt Herr Kuroda“, wies sie ihn an und prompt stellte Kaito sich hin. Vor Polizisten sollte er nicht unbedingt so auffallen, als wäre er Kaito KID gewesen. Das könnte unvorteilhaft werden, besonders, da es hier von Polizisten so wimmelte.
„Kaito?“, fragte eine Stimme dann und leicht erschrocken, aber auch überrascht sah er Shin’ichi, der um die Ecke trat und ihm leicht zuwinkte. „Kommst du mit? Kommissar Megure wartet schon auf dich.“
Ein Nicken. Mehr brachte der Oberschüler nicht raus. Er hätte nie gedacht, dass Shin’ichi es sein würde, der ihn nach oben bringen würde.
Shin’ichi jedoch drehte sich bereits wieder um und Kaito folgte ihm mit eiligen Schritten. 
„Wie geht es dir? Ich hab gehört, dass deine Wunden nicht so schlimm sein sollen“, sagte Shin’ichi. Er wirkte leicht distanziert und unsicher. 
„Nein, geht schon“, antwortete Kaito nur. „Ist gestern denn noch alles gut gegangen?“
„Bis auf ein paar Schrammen, weil einige versucht haben zu fliehen, ist alles noch dran.“
„Das ist gut.“
Schweigen.
Normalerweise war er doch gar nicht so schlecht darin, Unterhaltungen anzukurbeln, dachte Kaito grummelnd. Doch es fiel ihm von Mal zu Mal schwieriger mit Shin’ichi zu reden. Also starrte er lieber stumm auf seine Füße und merkte kaum, dass sie bereits angekommen waren. Erst als Shin’ichi stehen blieb und er in ihn hineinstolperte wurde es ihm bewusst.
„Entschuldige“, murmelte Kaito nur und kratze sich etwas verlegen am Hinterkopf.
„Nicht schlimm“, sagte Shin’ichi nur, vermied aber jeglichen Blickkontakt.
„Ach, guten Tag, Kaito“, sagte Kommissar Megure erfreut. „Vielen Dank, dass du gekommen bist, damit hilfst du uns viel weiter.“
„Kein Problem Herr Kommissar“, sagte Kaito dann und grinste wieder wie üblich. 
„Also wenn du dann bitte mitkommen würdest“, meinte er und deutete den Gang hinunter. Doch dann schien ihm etwas einzufallen und er drehte sich noch einmal um. „Shin’ichi, kümmerst du dich bitte um Inspektor Nakamoris Tochter, sobald sie aus der Befragung entlassen wird?“
„Mach ich, Kommissar“, bestätigte Shin’ichi und nickte. 
„Sehr gut“, lachte dieser und lief zusammen mit Kaito in Richtung eines Befragungsraums. Doch auch nachdem sie den Flur langgelaufen waren und um die nächste Ecke gingen, hatte Kaito immer noch das Gefühl, dass Shin’ichis Blick auf ihm ruhte.
Ihm war nicht ganz wohl dabei, wenn er daran dachte, wie Shin’ichi versuchte, ihn mit seinem nachdenklichen Blicken zu durchforsten und zu durchbohren. Jedoch musste er versuchen, sich jetzt erst einmal auf das Verhör zu konzentrieren. Er durfte nichts falsch sagen. Sie durften nicht darauf kommen, dass er Kaito KID gewesen war. 

„Und du weißt wirklich nicht, warum diese Bande dich verfolgt hat?“, fragte Kommissar Megure Kaito.
„Nein, keine Ahnung“, meinte er. „Sie haben nur irgendwas von Shin’ichi Kudo geredet. Ich denke mal, sie haben mich einfach verwechselt.“
„Nun, das könnte wirklich nahe liegen, immerhin sehen Shin’ichi und du sich ziemlich ähnlich.“
Kaito hatte während des ganzen Verhörs das Diktiergerät leicht nervös angestarrt und auch jetzt konnte er nicht umherkommen, sein Blick ab und zu auf dieses fallen zu lassen. Er hatte den Kommissar schon einmal angelogen. Damals, als er im August aus dem Krankenhaus entlassen worden war und dort zur Befragung hinzugezogen wurde. 
Ein zweites Mal hier zu sitzen und noch einmal anzugeben, warum genau er es war, der mit diesen Menschen zu tun hatte und nun schon das zweite Mal in ihr Schussfeld geraten war. 
Allerdings hatte Shin’ichi damals angegeben, dass er es war, auf den sie es eigentlich abgesehen hatten und Kaito nur jemand war, den man mit reingezogen hatte um die Spuren zu verwischen. 
Das gleiche konnten sie nun ebenfalls gut verwenden. Ihre Ähnlichkeit war dabei von großem Vorteil und so konnten sie dem Kommissar und diesem, wie Kaito fand, sehr nervigen, Diktiergerät alles erzählen außer dem, was sie wirklich wissen wollten. Nein, die Wahrheit konnten sie ihnen nicht erzählen. 
Zu mindestens Kaito konnte das nicht. Und Shin’ichi schien zu ihm zu halten. 
„Gut, dann wäre das für heute alles“, sagte der Kommissar. „Vielen Dank, dass du uns so bereitwillig geholfen hast.“
Er stand auf und schaltete das Diktiergerät aus. Auch Kaito machte sich auf und ging nach Megure aus dem Raum heraus. 
„So, als letztes fehlt dann nur noch Chris Vineyard“, seufzte Megure, als sie wieder den Flur hinunter gingen.
„Wie geht ihr denn momentan?“, fragte Kaito nach. Irgendwie hatte er das Bedürfnis nachzufragen. Immerhin hatte sie ihm in diesem Moment im Keller schon auf eine gewisse Art und Weise geholfen.
„Naja, ihre Wunden sind ernst, aber heilbar. Die Ärzte sagen, wir könnten sie bald befragen, aber sie müsse sich erst ausruhen.“
Kaito nickte verständlich. Als er um die Ecke bog, hatte er eigentlich gedacht, dort niemanden mehr zu finden. Doch stattdessen sah er Aoko und Shin’ichi, die sich sehr angeregt unterhielten. 
Was ihm aus irgendeinem Grund einen leichten, aber dennoch bedeutenden Stich versetzte.

24 Stunden ohne Kaito KIDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt