Kapitel 7

2.7K 187 6
                                    

Erneut lief Luna durch die Gänge, auf der Suche nach einem Ausgang, doch diesmal war Marco ihr auf den Fersen. Keine Menschenseele kam ihr entgegen, was sie ein wenig wunderte. Sie erblickte eine Treppe und lief auf diese, in der Hoffnung den Ausgang gefunden zu haben, zu. Und sie wurde nicht enttäuscht, denn vor ihr erstreckte sich das gewaltige Deck der Moby Dick. Die Sonne ging grade erst auf, und auch hier war keine Menschenseele zu sehen, weshalb sie direkt auf die Reling zusteuerte. Doch das, was die Rothaarige da sah, gefiel ihr gar nicht, denn ihre Heimat war nicht zu sehen. Panisch kletterte sie ins Krähenest und sah sich um. Doch nichts, keine Insel zu sehen. Das Meer erstreckte sich in jede Richtung. Luna war wie erstarrt. Eine Leere breitete sich in ihr aus, die keinen Platz für alles um sie herum ließ ließ. Das einzige was sie in dem Moment fühlte war Verzweiflung, Trauer und Wut. Verzweiflung darüber, dass sie nicht zurück nach Hause konnte. Trauer darüber, dass sie ihre Mutter nie wieder sehen würde. Wut darauf, dass ihre Mutter sie mitgeschickt hatte und dass die Piraten sie einfach mitgenommen hatten. Wie konnte ihre Mutter einfach Entscheidungen für sie treffen? Es war ihr Leben und ihre Entscheidungen, Piratin zu werden war für sie nie eine Option gewesen und wird es auch nie sein! Piraten kann man nicht trauen. Sie würde hier unter keinen Umständen bleiben. Auf der nächsten Insel würde sie gehen, und hier würde sie nichts von den Piraten annehmen. Kein Essen, keine Kleidung, gar nichts! Sie würde auf dem Krähennest bleiben, bis sie an einer Insel angekommen waren.
"Hab ich dich!" rief Marco, der das Krähennest erreicht hatte.
"Verschwinde!" zischte Luna, die sich hingesetzt hatte und gegen das Holz lehnte.
"Du musst auf die Krankenstation, du hast Fieber."
"Nein, ich bleibe hier."
"Hier oben wirst du aber nicht gesund."
"Das ist mir doch scheiß egal!"
"Mir aber nicht, weil ich deiner Mutter gesagt habe, dass ich auf dich aufpasse." wütend ging Marco auf die Rothaarige zu, doch diese stand wieder auf und sah ihn drohend an.
"Komm mir nicht zu nah!"
"Was dann?"
"Dann sorge ich dafür, dass du keine Kinder kriegen kannst!"
"Wieso so aggressiv?"
"Lass mich einfach alleine, dann bin ich auch nicht aggressiv!" seufzend ließ er von ihr ab. Wenn sie sich nicht helfen lassen wollte, musste er sie vorerst in Ruhe lassen. Entweder geht sie freiwillig ins Krankenzimmer, oder er trägt sie, wenn sie schläft. Das Ergebnis ist das gleiche. Er begab sich in den Speisesaal des Schiffes, der mittlerweile voll war. Er nahm sich sein Essen und einen Kaffee und setzte sich zu den Kommandanten.
"Wo warst du eben Marco?" fragte Ace, der sich das essen nur so hineinstopfte.
"Die Kleine ist in den Gängen rumgelaufen. Hab sie zurück ins Krankenzimmer gebracht, weil sie Fieber hat, aber sie ist wieder abgehauen." sagte er gleichgültig und biss in sein Brötchen.
"Ja und wo ist sie jetzt?"
"Im Krähennest. Sie will nicht runterkommen. Und am besten haltet ihr euch erstmal von ihr fern."
"Ach die wird sich schon beruhigen." sagte Thatch, der gemütlich seinen Kaffee trank.
"Das glaube ich eher weniger, du hättest sie mal sehen müssen."
"Spätestens wenn sie Hunger hat kommt sie da runter." lachte Ace und Marco schlug sich eine Hand gegen den Kopf. Typisch Ace, denkt immer nur ans essen.

Luna saß zusammen gekauert im Krähennest und verfluchte ihr Schicksal. Sie hatte Hunger und Durst, ihr war schlecht und Kopfschmerzen hatte sie auch. Besser gehts also kaum. In Gedanken überlegte sie, was sie machen würde, wenn sie von dem Schiff runter war. Eigentlich wollte sie sofort zu ihrer Mutter zurück, doch diese hatte sie zu sehr enttäuscht. Luna würde wahrscheinlich auf der nächsten Insel bleiben und dort neu anfangen, oder selber Reisen. Wer weiß, was das Leben für sie noch bereit hält? Eigentlich konnte sie froh sein, von der Insel runter zu sein, doch sie stürtzte von einem Unglück ins andere. Vor allem hatte sie keine Ahnung, wann sie die nächste Insel erreichen würden. Es könnte morgen oder erst in einem Monat sein. Seufzend schloss sie ihre Augen. Sie würde durchhalten, egal wie lange es dauern würde!

Die Sonne ging langsam unter, und die Kälte machte sich breit. Die Tage waren schon nicht allzu warm gewesen, aber die Nächte gingen in den Minusbereich. Marco, der heute Nachtwache hatte, kletterte, mit einer Decke und etwas zu essen bewaffnet, hinauf zum Krähennest. Er hatte die Wache von einem seiner Leute übernommen, weil das sicherlich nicht schön geendet hätte. Da er zumindest mal mit ihr gesprochen hatte und sie sein Gesicht kannte, wäre sie vielleicht auch mal zu einem Gespräch bereit. Es war Zeit, das Mädchen besser kennenzulernen, und das würde Marco jetzt auch tun. Er würde ihr so lange auf die Nerven gehen, bis sie freiwillig redete. Er erreichte das Krähennest, und sofort fiel sein Blick auf die zusammengekauerte Gestalt des Mädchens. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Fingerspitzen waren leicht blau. Als sie Marco sah, musterte sie ihn misstrauisch. Jeder seiner Bewegungen wurden genauestens bewacht. Er hielt ihr seine Decke hin, doch sie nahm sie nicht an.
"Ich werde dich schon nicht fressen Luna." säufzte er.
"Ihr seit Piraten, ich glaube euch kein Wort."sagte sie gleichgültig.
"Nicht alle Piraten sind gleich. Wir sind eine Familie und kümmern uns umeinander. Und jetzt nimm die Decke du erfrierst sonst noch."
"Ich brauche keine Decke!"
"Und wieso zitterst du?"
"Das bildest du dir ein." ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
"Und Hunger hast du bestimmt auch keinen oder?"
"Nein." ihre Lüge hatte er schnell durchschaut. Erstens, weil sie seine belegten Brötchen so musterte und zweitens, weil kurz nach ihrer Aussage ihr Magen grummelte. Peinlich berührt (Sagt man das so? xD) wendete sie den Blick ab.
"Ach keinen Hunger also?" fragte er sarkastisch.
"Nein." beharrte sie weiterhin und Marco fragte sich, wie ein Mensch so stur sein konnte.
"Dann nimm wenigstens die Decke, du bist schon Krank genug." sagte er ernst und warf ihr die Decke ins Gesicht.
"Marco lass den scheiß! Ich habe gesagt ich will keine Decke." rief die Rothaarige genervt und schmiss ihm die Decke wieder zurück.
"Ich lasse dir jetzt die Wahl: Entweder du nimmst diese verfluchte Decke oder ich schleife dich eigenhändig zurück ins Bett und fessel dich dran, damit du nicht mehr abhauen kannst. Also?" Marcos Geduldsfaden drohte zu reißen. Ihnen nicht zu vertrauen war eine Sache, aber seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen eine Andere, und da verstand er keinen Spaß. Mit großen Augen sah Luna ihn an und da sie wusste, dass er es ernst meinte, nahm sie ihm die Decke wieder ab. Doch anstatt sich damit zuzudecken setzte sie sich drauf.
"Was soll der scheiß jetzt?!" Marco hielt sich wirklich zurück. Er war auf hundertachzig und das war er selten. Sonst war er immer die Ruhe in Person, aber sie trieb es eindeutig zu weit.
"Du hast gesagt, ich soll die Decke nehmen, und das habe ich getan." sagte sie schulterzuckend.
"Jetzt reichts!" rief Marco aufgebracht und zog ihr die Decke weg. Bevor sie wirklich wusste, was er da tat, hatte er sie schon auf die Beine gezogen, in die Decke gewickelt und sie neben sich auf den Boden gesetzt.
"Und denk nicht mal dran Luna!" zischte er ihr zu.

Sunrise ( One piece FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt