Kapitel 8

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Luna blieb einfach an Ort und Stelle sitzen. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Ihr ging es gewaltig gegen den Strich, dass Marco meinte, sie rumkomandieren zu müssen, doch er war stärker und deshalb half alles nichts. Sie würde warten, bis er weg war, dann könnte sie die Decke runter werfen. Aber die Nacht hat grade erst angefangen und er würde die ganze Nacht hier bleiben. Das hieß weder schlafen noch sonst was.
Nachdem Marco sich beruhigt hatte, setzte er sich vor sie und starrte sie mit seinen meerblauen Augen an. Luna schaute zur Seite, denn sie wollte ihn nicht ansehen.
"Sag mal, habe ich dir eigentlich schon zum Geburtstag gratuliert Luna?" brach Marco die Stille. Er wollte eigentlich nur ein Gespräch beginnen, aber als er die Tränen sah, die ihr Gesicht herab kullerten, bereute er es wieder. Es war nie seine Absicht gewesen, sie in irgendeine Weise zu verletzen, und doch weinte sie jetzt.
Luna musste wieder an den vorigen Tag denken, an dem ihre kleine Welt zerbrach. Sie glaubte, dass ihre Mutter sie nicht mehr haben wollte, und sie sie deshalb weggeschickt hatte. Das alles nur ein Vorwand war, um sie loszuwerden. Sie konnte ihre Tränen nicht stoppen, denn die Enttäuschung war einfach viel zu groß.
"Was hast du denn?" fragte Marco sie besorgt.
"Nichts, mir gehts gut." log Luna und das ziemlich schlecht. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, doch neue nahmen den Platz der alten ein und sie schluchzte. So hatte sich Marco das alles hier bestimmt nicht vorgestellt.
"Was ist los? Du kannst mir nicht sagen, dass nichts ist, wenn du weinst." Sagte er und schaute sie weiterhin an, auch, wenn sie seinen Blick nicht erwiderte.
"Liebt sie mich nicht mehr?" Schluchzte die rothaarige eher zu sich selber und Marco ging ein Licht auf. Sie sprach eindeutig von ihrer Mutter.
"Hey, Luna, was redest du denn da? Wieso sollte deine Mutter dich nicht mehr lieben?" Die türkisäugige sah den Blonden an. Und da war plötzlich diese Trauer, die sich in Wut verwandelte.
"Wieso?! Weil sie mich einfach weggeschickt hat?! Sie hat mich fallen lassen und mich zu Piraten gegeben?!" Wütend schrie sie ihn an. Doch Marco nahm es ihr nicht übel, konnte sie verstehen. Er hätte wahrscheinlich nicht anders reagiert, wenn seine Familie ihn so fallen gelassen hätte.
"Deine Mutter hat dich doch nur weggeschickt um dich zu beschützen." Sagte er ihr ruhig.
"Mich beschützen?! Ich brauche niemanden, der mich beschützt, ich kann auf mich selber aufpassen!"
"Luna die Dorfbewohner hätten dich getötet, wenn wir nicht da gewesen wären, um dich zu beschützen. Ohne uns würdest du nicht mehr leben, und deine Mutter wahrscheinlich auch nicht mehr. Sie wollte immer nur das beste für dich. Sie wollte, dass du eine Zukunft hast."
"Eine Zukunft bei Piraten? Ich glaube nicht, dass das eine tolle Zukunft für mich ist!" 
"Ach, und woher willst du das wissen? Du weißt doch nicht, wie das Leben bei uns aussieht. Auch hier sind wir eine Familie." 
"Eine Familie? Ihr seid Piraten! Ihr raubt, mordet und macht sonst was! Ich kann mir was besseres vorstellen, als bei Piraten draufzugehen!"
"Jetzt zick doch nicht so rum, wir tun dir nichts. Deine Mutter war doch früher selber Piratin!" 
"Meine Mutter war keine Piratin! Hör auf sowas zu behaupten!" Wütend stand sie auf, warf ihm die Decke auf den Kopf und kletterte zurück an Deck, in der Hoffnung, dass er ihr nicht Folgen wird.

Marco sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Schon als er mit ihr gesprochen hatte, hatte er die Vermutung, dass sie nichts davon wusste, dass ihre Mutter früher Piratin war. Also musste er sie vom Gegenteil überzeugen, vielleicht was sie dann etwas offener. 

Luna war in der Zwischenzeit zum Bug des Schiffes gegangen und hatte es sich auf der Galionsfigur bequem gemacht. Hier war der Wind noch stärker und sie fror bis auf die Knochen, doch es war ihrer Meinung nach der einzige sichere Ort, an dem sie ihre Ruhe haben würde. 
Und sie dachte nach. Darüber was Marco gesagt hatte. War ihre Mutter wirklich Piratin gewesen? Nein, das glaubte sie nicht. Doch diesen Blick, den ihre Mutter immer hatte, wenn sie aufs Meer sah, sprach Bände. Es sah immer so aus, als wäre dort draußen etwas, was sie vermissen würde. Luna hat immer gedacht, ihre Mutter würde ihren Vater vermissen, aber wenn sie jetzt so darüber nach dachte, über Marcos Worte, dann wurde ihr etwas klar, denn Marco sah nicht so aus, als hätte er gelogen. Ihre Mutter hatte das Meer vermisst. Sie hatte es vermisst, zu reisen und Abenteuer zu erleben. Nur warum hatte ihre Mutter ihr nie etwas davon erzählt? Wieso hatte sie es geheim gehalten? Dazu gab es doch keinen Grund, sie war schließlich ihre Tochter! 
"Das darf doch nicht wahr sein! Bitte lass es ein Traum sein, bitte!" sagte sie zu sich selber. 
Plötzlich erklang eine Glocke.
"Alle sofort an Deck wir werden Angegriffen!" rief Marco über das ganze Schiff. Kurze Zeit später konnte man das hektische Treiben unter Deck vernehmen. Die Piraten stürmten an Deck, bewaffnet und bereit zu kämpfen. 
"Sorgt dafür, dass die Marine nicht unter Deck gelangen kann! Wir dürfen sie nicht zu den Kranken und Verletzten lassen! Beschützt das Schiff mit eurem Leben Brüder und Schwestern! Zeigen wir der Marine, dass sie sich nicht ungestraft mit den Whitebeardpiraten anlegen kann!"

Sunrise ( One piece FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt