Kapitel 34

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~ Kayas Sicht ~

Nur wenige, graue Wolken schmückten den leeren Himmel und ließen die Wasseroberfläche blass aussehen.

Ich hatte mich über die Reling des Schiffes gebeugt und starrte auf die unerforschte Welt des weiten Ozeans.

Mein offenes Haar fiel mir locker um die Schultern und ich trug ein Kleid von leichtem, sandbraunen Stoff, welches große Flächen meines Bauchs frei ließ.

Es war einer der wenigen warmen Tage eher wir die Schneeinseln erreichten.
Auch Sekhan schien die Wärme zu genießen. Ich drehte mich zu ihm um und beobachtete ihn.

Noch immer machte es mich ungeheuer stolz, dass der Drache von allen Menschen der Erdsee, von königlicher Abstammung und tapferen Kiegern ausgerechnet mich ausgewählt hatte.
Es verging kein Tag, an dem ich ihn für selbstverständlich hin nahm.
Und ich erschauderte bei dem Gedanken, was ich ohne ihn wäre. Und vor allem wer ich ohne ihn gewesen wäre.

Sekhan hatte sich auf dem breiten Deck das Schiffes zusammengerollt und genoss sichtlich die angenehm warme Seeluft.

Kygo saß ganz in unserer Nähe und schnitzte gerade an zwei langen Holzstecken.

Gerade wollte ich ihn fragen, was er denn damit vorhabe, als er mir einen davon zu warf und ich ihn mit schnellen Reflex auffing.

"Zeigt mir mal, wie eine Drachenlady kämpft." , forderte Kygo mit einem verschwörerischen Lächeln.

Ich musste zugeben, kleine Herausforderungen hatten mir schon immer gefallen und sie taten es noch.

Ich betrachtete den Stecken in meiner Hand und sah, dass er in etwa die Form eines Schwertes hatte.

Mit einem verkniffenen Lächeln sah ich zu ihm auf. "Ich brauche keine Waffen, um nich zu verteidigen...", gab ich zu und warf sie ihm wieder hin, "... aber du wirst sie brauchen."

Er zog die Augenbrauen hoch. "Ganz schön mutig."
Darauf nahm er auch den zweiten Stecken an sich und kam näher.

Ich konzentrierte mich auf die zwei Holzstecken in seiner Hand und musste mich nicht einmal rühren, um langsam eine frostige Eisschicht auf dem einen und eine heiße Glut auf dem anderen entstehen zu lassen.

Kygo hatte mich noch nicht einmal erreicht, da gefror seine eine Hand an dem Stecken und er hielt inne. "Was??"

Verzweifelt versuchte er, sie von seiner Hand zu trennen. Mich aber faszinierte etwas Anderes.

"Was ist mit dem Zweiten?", wollte ich wissen und trat näher.
Eine rote Glut leuchtete aus dem Inneren des Holzes heraus, wie ich es gewollt hatte, doch Kygo schien es nicht einmal bemerkt zu haben.

"Wie kann das sein!?", ich griff nach seinem Handgelenk und betrachtete skeptisch die unversehrte Hand. "Wie ist das Möglich ?", fragte ich gegen einen kräftigen Windzug, der in dem Moment über das Schiff fegte.

Er hätte sich an der heißen Glut verbrennen müssen! Er hätte Schmerzen haben müssen ... !

"Was denn ?" Nun wurde auch Kygo darauf aufmerksam und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. "Oh!"

Oh ?

"Neak!", ich verdrehte die Augen und ließ seine Hand los. "Es verletzt dich nicht!"

Nun schien er zu verstehen und lächelte. "Natürlich nicht!", gab er zurück und umfasste unerwartet meinen Unterarm.
"Sieh her."

Auch wenn mich seine Berührung störte, so war ich abgelenkt von den leuchtenden Flammen die sich von meinen Unterarm zum Oberarm hinauf schlängelten und dort erloschen.

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