Kapitel 12

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"Kota!", rief ich und schlug ihn mit dem Sack Kartoffeln gegen die Schulter.

Mein verpeilter Bruder erwachte aus seinen Tagträumen und sah mich verwirrt an. Schon seit mehreren Minuten versuchte ich ihn auf mich aufmerksam zu machen.

"Du bist ja wirklich eine große Hilfe beim Einkaufen.", murmelte ich, als er sich endlich entschloss mir die Kartoffeln abzunehmen, sodass meine Hände wieder frei genug waren, ein paar Tontöpfe zu tragen.

"Tut mir Leid, ich habe nicht viel geschlafen.", entschuldigte er sich, während ich bezahlte.

"Schon okay", seufzte ich und drängte ihn, weiter zu gehen. Dagegen, dass die Nacht so eisig kalt gewesen war, schien es mir tagsüber nur umso heißer. Die Sonne schien direkt über uns auf Varyen hinab. Am schlimmsten aber war der Sand, der so heiß war, dass er selbst durch das Leder meiner Stiefel hindurchbrannte, die ich trug.

Ich wollte einfach nur noch zurück ins Zelt.

"Ich auch nicht.", antwortete ich mit schaudernden Erinnerungen an die unheimliche Nacht, die ich gehabt hatte. Irgendwann hatte ich doch meinen Schlaf gefunden, aus dem mich Ryko dann früh morgends weckte, indem er mir eifrig das Gesicht abschleckte ... .

"Wieso brauchen wir eigentlich schon wieder so vieles, nachdem Kyteii gestern erst den halben Markt ausgekauft hat?", beschwerte sich Kota.

"Jaa, er hat den Wolf angeschleppt aber die Kartoffeln vergessen.", brummte ich augenrollend mit einem Blick über den Markt.

Varyen, das Dorf zwischen den Roten Bergen, bestand zur Hälfte nur aus dem riesigen, bunten Markt. Zwar nicht so groß wie der in Erdsee, doch fast genauso beeindruckend. Zwischen einem Stand voll Muscheln und seltsamen Gebräuen entdeckte ich Kyteii.

Hastig schickte ich Kota zurück zum Zelt und schritt dann auf ihn zu. Er war gerade dabei ein Glas voll grüner Flüssigkeit zu inspizieren, als ich ihn an der Schulter antippte und er aufschrak. "Kaya!"

Mit zusammengekniffenen Augen fixierte ich ihn.

"Was ... tust du hier?", fragte er.

Deprimiert starrte ich ihn an, in der Hoffnung, er kommt vielleicht auf die Idee, dass ich hier einkaufen war. Vielleicht halfen ihm ja die Tontöofe in meinen Armen ihn auf diesen Gedanken zu bringen, auf die ich nun auffällig hinwies.

"Oh", entfuhr es ihm. "Natürlich"

Ich nickte und beschränkte mich auf einen schnellen Themawechsel. "Hast du es ihm gesagt?"

Kyteii sah mich lange an. Sein Blick verriet die Anstrengung in seinen Augen, so zu tun als ob er nachdachte. "Wem?"

Ich warf ihm einen enttäuschten 'Dein Ernst' - Blick zu, unter dem er seufzend nachgab. "Nein, habe ich nicht."

"Kyteii!" - "Er wird es heute Abend erfahren."

"Wie meinst du das?"

"Akyo wird verkünden, wie viele Rekruten offiziel beitreten werden."

"W - was!?"

"Ja. Akyo hat mir persönlich vorgeschlagen beizutreten."

Mein Gesicht glühte vor aufkommenden Zorn. "Und wieso das?"

Kyteii zuckte mit den Schultern, als sei das, was er nun sagen würde, nicht weiter wichtig. "Er traf mich bei einem Waffenschmied, als ich mir dieses Schwert ansah. Ich habe es ein paar mal geschwungen, um zu sehen, wie es in der Hand liegt. Er war beeindruckt und hat es mir gekauft.", erklärte er und zog das neue Schwert ein Stück aus der Scheide. Der Knauf war vergoldet und mit ein paar kleinen Rubinen versetzt. Ich schluckte, nachdem ich drüber nachgedacht hatte, wie viel es wohl Wert war. "Wo ist dein altes Schwert?", wollte ich wissen. Er hatte sein vorheriges Schwert mehr geliebt als alles andere, weil es das einzige war, dass er noch von unserem Vater besaß.

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