Kapitel 22

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Ein kühler, salziger Seewind kam auf und wehte Kota mehrere dunkle Haarsträhnen aus der schweißnassen Stirn.

"Wie weit ist es noch?", wolllte er wissen. Kyteii, dem die Anstrengung in Kotas Stimme nicht entgangen war, warf ihm einen besorgten Blick zu. "Hast du starke Schmerzen?"

Kota schüttelte den Kopf und seine Hand wanderte reflexartig zu der verbundenen Schulter. "Ich muss nur wissen, wie weit es ist ... also, wie lange wir brauchen werden."

"Das könnte Monate dauern ... ", sein kleiner Bruder schnappte sich einen der Obstkörbe und schnallte ihn auf den Rücken des ausgewachsenen Wüstengeistes. "Das Erdreich ist ziemlich groß ... und nach Elya ist es ganz schön weit, das liegt fast an der Grenze zum Feuerreich."

Kota seufzte lustlos. "Wir sollten als erstes zu ihr, damit sie weiß dass wir noch leben."

Ein kurz andauernder Schmerz durchfuhr Kyteiis Körper und zwang ihn, kurz inne zu halten und seinen Bruder anzusehen. "Unsere Aufgabe ist sehr bedeutsam. Diesen einen Gefallen schulden wir Marek."

Trotz des eindringlichen Blickes, mit dem Kyteii Kota konfrontierte, sah dieser ihm nicht in die Augen. Er verstand einfach nicht, was er Marek schuldig war, nachdem er sein neues Heim verloren, im Krieg gekämpft und von seiner Schwester getrennt worden war. Letztendlich starb der Mann, der sich selbst König vom Roten Berge genannt hatte, doch an seinem eigenen Stolz. Und sein ältester  Sohn gleich mit ihm.

"Kota", Kyteii griff ihn an seiner gesunden Schulter und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. "Wir brauchen Verbündete. Verstehst du mich ? Wir müssen weitere Rebellendörfer finden, sie warnen ... wir dürfen diese Unterdrückung nicht weiterhin zulassen, sonst wird die Feuernation bald über die ganze Welt herrschen. Es wird nur noch Feuer geben, überall." , er sprach langsam und deutlich.

"Warum?", fragte Kota, der keine Miene verzogen hatte. Das wusste er doch alles schon! "Warum wir ?"

Kyteii sah ihn lange an. Kota wusste, dass er keine zufriedenstellende Antwort finden würde - nicht für ihn. Also ließ er seinen Blick wieder über den Marktplatz schweifen. Er hatte keine Ahnung, was für eine Stadt das war. Zu viele hatten sie schon durchquert, diese aber war am Meer und daher angenehmer. Er hörte die ganze Zeit über das Geräusch des unruhigen Meers und der Seemöwen, die über ihren Köpfen hinwegflatterten.

"Weil er uns vertraut.", kam nun Kyteiis Antwort. Der Satz ruhte auf Kotas Schultern wie eine Last, und er wusste es gab kein Zurück. Er wusste, dass es so war.

"Ich weiß.", er nahm ebenfalls eine Kiste voll Proviant in beide Hände. Wengstens soweit konnte er die verletzte Schulter wieder belasten, bald könnte er auch wieder kämpfen.

"Ich vermisse sie auch.", meinte Kyteii dann.

Irgendein Glockenspiel hing vom Dach des Verkaufsstandes, und dieses Klirren ging Kota auf einmal wahnsinnig auf die Nerven. "Lass uns zurück zum Hafen gehen. Akyo wartet dort auf uns.", sagte er nur kurz angebunden und ging voraus.

Doch Akyo wartete nicht allein. Ein Mann stand neben ihm, ganz dunkel bekleidet und eine Kaputze über den Kopf gezogen.

Kyteii stellte seine Kiste vor ihnen ab und griff kaum merklich zu seinem Schwertgriff. "Wer ist das?", fragte er an Akyo gewandt und deutete auf die Gestalt.

Akyo lächelte nervös. "Hört zu, ich habe einen Weg gefunden, wie wir schneller nach Elya kommen... "

Kota und Kyteii warfen gleichzeitig einen prüfenden Blick auf die Kaputzengestalt, welcher Akyo nicht entging. "Er kann uns helfen. Er hat ein Schiff."

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