Kapitel 29

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~ Kota ~

"Wo ist sie!?", ich atmete schwer die stickige Luft ein und packte die Schulter eines Kriegers mit der Ausrüstung von Ardox.

Bedeckt mit Asche, Staub und Blut ( von dem das Wenigste mein eigenes war ) riss ich ihn zu mir herum.

"Wo ist Kayata?!"

Ich spürte Nia direkt hinter mir, dieselbe finstere Miene im Gesicht wie ich.

"Sie ist in der Nähe des Tempels ... die Feuersoldaten ... sie drangen bis dorthin vor, doch ...  nun ziehen sie sich zurück ... !", antwortete er mir stotternd und wich hastig von mir zurück.

Es war gut möglich, dass die Art und Weise, wie wir ihn ansahen ihm etwas Angst einjagte. Unsere Augen hatten viel gesehen in dieser Schlacht, wir ebenso  vieles verloren und mussten uns bis zum ersten Haupttor durchschlagen um auf die Armee von Ardox zu treffen.

Die Feurigen Wolken am Himmel rissen allmählich auf und ließen das Bild der untergehenden Sonne herein.

Mit einer flüchtigen Kopfbewegung bedeutete ich Nia, mir zum Tempel zu folgen.

Tatsächlich zog sich ein Großteil der Feuerarmee zurück. Der andere Teil von Kayas Drache zu Asche verbrannt worden, die der aufkommende Wind nun davontrug.

Auf dem Weg zum Tempel trafen wir kaum noch auf lebende Menschen. Ich mied es bewusst, mich genau umzusehen, damit sich nicht die starren, toten Gesichter in meinem Kopf einprägten, wie seines es war.

Alles um uns herum war zerstört und niedergebrannt. Auf dem aschebedeckten Weg lagen Leichen über Leichen, begraben unter Trümmern und zerschmetterten Rüstungen.

Krieg war etwas grausames, und jeder, der sich des Gegenteils überzeugt behauptete, war ein Tyrann. Genau wie der Flammenkönig; welcher zu feige war an seiner eigenen Schlacht teilzunehmen.

Ein gigantischer Schatten zog über unseren Köpfen hinweg und hinterließ einen kräftigen Windstoß.

"Der Drache!", rief ich gegen die dröhnenden Windschwallen und beobachtete, wie die Smaragdgrün - golden beschuppte Kreatur sich auf den Stufen des Tempels niederließ.

Er lag nicht weit entfernt vor uns im Kernzentrum der Erdsee und bestand aus unschuldigem, weißen Gestein. Unzählige, geschwungene Torbögen stützten ein rundes Dach aus hellem Glas, in welches das Sonnenlicht hineinfiel.

Meine Schritte beschleunigten sich mit der wachsenden Spannung, meine Schwester jeden Augenblick wiederzusehen, bis ich schließlich rannte. Mein Herz trommelte und mrine Knie drohten nachzugeben, aber ich rannte weiter so rasch meine Füße mich trugen.

Gedanklich hatte ich nur meine kleine Schwester vor Augen. Ihr Junges, unerfahrenes Gesicht das nie viel von der Welt gesehen hatte, dem geflochtenen Seitenzopf der ihr über die Schulter fiel und ihr helles Lachen.

Nicht zu vergessen, das besonderste an ihr waren diese strahlend blauen Augen und die Fähigkeit, sich über die unbedeutensten Kleinigkeiten zu freuen.

Tränen der Freude und zugleich der Erkeichterung stiegen mir in die Augen, und dort, unter dem schwarzen Ascheregen und vor den weißen Tempelwänden erblickte ich sie.

Kaya nahm gerade ihre Hand vom Gesicht eines am Boden liegenden Feuersoldaten und erhob sich langsam.

Bei ihrem Anblick verwandelte sich meine Erleichterung in tiefe Ehrfürchtigkeit und ich kam zum stehen.

Das blonde Haar war offen und fiel ihr derweilen in sanften Wellen bis zu den Hüften.

Sie trug keine Rüstung, sondern ein langes, hellblaues Kleid mit vergoldeten Trägern, was einerseits königlich aber ebenso gefährlich stolz wirkte.

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