Kapitel 15

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Es herrschte solch eine angespannte Stille in der Halle, dass ich, die alleine vor den Rat des Königs getreten war, verkrampft meine schwitzigen Hände zu Fäusten ballte.

Der Drache wurde mir während dieser Besprechung weggenommen. Eine vorübergehende Maßnahme, hatten sie gesagt.

Die drei älteren Herren und der König berieten sich in gedämpften Ton, flüsterten sich gegenseitig aufgebracht etwas zu und ich wurde immer und immer nervöser. Das ging schon den ganzen Morgen so, und noch immer stand kein Entschluss fest!

Sie würden ihn mir doch nicht ganz wegnehmen, oder? Ihn einem der Prinzen übergeben? Wie konnten sie dort sitzen und sich einfach über mein Schicksal beraten, während ich hier stand und anscheinend nicht mitzureden hatte?

Er hatte sich nicht für sie, sondern für mich entschieden! Doch mich wollten sie nicht anhören, ich hatte keine Gelegenheit bekommen, etwas zu meiner Verteidigung zu sagen.

Trotz der feuchten Wärme, die mich umhgab, zitterte ich am ganzen Leib und musterte die drei in Kaputzenumhänge gehüllten Gestalten, als sie sich dann wieder mir zuwandten. Jetzt war komplette Stille eingetreten, und selbst das Feuer der vielen Fackeln schien zu schweigen, das ganz aufrecht brannte.

"Du wirst den Drachen aufziehen, bis er alt und stark genug ist zu kämpfen, um an meinen estgeborenen Sohn Shya übergeben zu werden."

Ich hielt vor Schreck die Luft an. "Das können sie doch nicht -"

"Wir können!", rief einer der älteren und sie erhoben sich von ihren Plätzen, da ihrer Seite aus nun alles geklärt war. Für mich nicht! Doch ich wusste, es war mir verboten, ihnen zu wiedersprechen, Ich musste mich zusammenreißen und die Welle der aufsteigenden Wut zurückhalten, welche diese drei Alten mit Beschimpfungen und Drohungen überschütten wollte. Sie könnten mir den Drachen ja noch immer ganz wegnehmen, und das würde ich nicht zulassen.

Wütend funkelte ich den dreien nach, bis sie die Halle verlassen hatten, und ein Echo der schließenden Tore hinterließen. Der König saß noch an seinem Platz und schenkte sich mit unglücklichem Gesichtsausdruck noch etwas Wein nach. Ich versuchte schwer, mich zu beruhigen. "Marek ... ", flehend trat ich zu ihm vor.

"Es tut mir Leid, Kaya. Sie waren sich alle einig, und da zählt meine Stimme nicht mehr so viel."

"Du bist ihr König!", protestierte ich und trat noch einen Schritt vor, da blitzten seine Augen mich ernst an. "Sie sind drei der ältesten Gelehrten, respektiere ihre Entscheidung!"

Ich schluckte und bereute, seine Grenze überschritten zu haben. Er wollte mir helfen, und war nun genauso machtlos wie ich.

"Verstehe.", murmelte ich, verbeugte mich tief und verließ in schnellen Schritten die Halle.

Ich wollte zu meinem Drachen!

Wo war er die ganze Zeit? Hatten sie ihn etwa eingesperrt, irgendwo im Dunkeln dieser Höhle, ganz alleine ... ! Mir graute so sehr bei dieser Vorstellung, dass ich nun beinahe rannte. Jederzeit konnten sie ihn mir einfach wegnehmen.

Yami hatte draußen gewartet und ging sofort auf mich zu, sobald ich zu ihr in den Tunnel trat. "Wie lief es??", wollte sie wissen, doch ich lief einfach an ihr vorbei. Wie lief es denn? Gut oder nicht gut? Ich war unzufrieden, jedoch hätte es auch schlimmer sein können ... also, was sollte ich selbst denken?

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Yamis Sicht

"Wo ist mein Drache?!", rief Kaya stattdessen den Soldaten zu. Sie klang dabei wie eine echte Königin, herrschend und gefährlich.

Weshalb war sie so aufgebracht? Marek war ein guter König, er würde sie nicht einfach auseinanderreißen.

Die Soldaten verbeugten sich entschuldigend. "Er ... er ... ", stammelte einer von ihnen, und ich bemerkte sofort diese Panik in Kayas Augen. "ER WAS!?" , schrie sie und warf ein paar Flammen aus ihren Fingerspitzen, wovor die Soldaten heftig zurückschreckten.

"Feuer ... ", hauchte Kaya feststellend und betrachtete entgeistert ihre Hände.

"Kaya ... ", ich sah mich gezwungen, einzugreifen, und ging vorsichtig auf sie zu. Im Moment war sie so voller Angst und Sorge, dass sie nicht recht wusste, was sie tat. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie eindringlich an. Dummerweise konnte ich ihr nicht die Antwort geben, die sie hören wollte.

"Hier." , wir fuhren herum und entdeckten Shya auf uns zulaufen, mit dem kleinen grünen Drachen auf seiner Schulter.

"Was fällt dir ein!?", schrie Kaya plötzlich zähneknirschend und stieß ihn zurück. Der Drache sprang schnell von Shyas auf ihre Schultern über - und sie beruhigte sich im selben Moment. Der Drache gab leise ein paar Laute von sich und kuschte sich in ihre Halsbeuge.

"Alles in Ordnung?", Shya musterte sie besorgt, doch sie warf ihm nur einen finsteren Blick zu. "Ihr Entschluss gefällt mir nicht.", erklärte sie dann.

"Willst du uns nicht sagen, was sie da drin beschlossen haben?, wollte ich wissen und verschränkte neugierig die Arme auf dem Rücken.

"Das ist nicht so wichtig ... ", meinte sie mit finsterem Lächeln.

"Nicht so wichtig??", wiederholte Shya ungläubig.

"Weil ich meine eigenen Entscheidungen treffe, sobald wir beide stark genug sind ... ", fügte sie hinzu. Ich bekam ein sehr ungutes Gefühl bei ihrem Gesichtsausdruck und den Flammen, die sich um ihre Hände schlangen.

Wusste sie nicht mehr, wer Freund und wer Feind war ... ?"

"Was ist nur mit ihr los?", fagte ich Kota später im Zelt. Kaya wurde aufgetragen, mit dem Drachen im Berge zu bleiben. Sie musste ja in seiner Nähe sein, und er war noch immer königliches Eigentum.

"Sie ist nun sozusagen Mutter.", erklärte er, als sei das vollkommen normal.

"Ja, eine überbesorgte, Feuerwerfende Mutter mit sehr starken Komplexen.", augenrollend lehnte ich mich auf dem Bett zurück und spielte mit meiner Klinge. "Der Drache verändert sie. Das Feuer verändert sie.", schmollte ich und sah zu ihm auf.

Er setzte sich seufzend auf einen kleinen Hocker mir gegenüber und legte das Gesicht in nachdenkliche Falten. "Kaya nimmt ihre Aufgaben immer sehr ernst. Sie muss jetzt einen Drachen aufziehen, ein neues Element erlernen und dagegen ankämpfen, dass man ihn ihr nicht wegnimmt. Ich kann verstehen, wenn ihr das etwas zu Kopf steigt."

Er war so verständnisvoll. Das war mir schon am Abend des Festes aufgefallen, als verkündet wurde, dass sein kleiner Bruder Kyteii den Rebellen beitreten sollte.

Er war so stolz gewesen, und meinte nur, Akyo müsse gut auf ihn aufpassen, und dass er froh sein könnte, einen Kämpfer wie Kyteii in der Armee zu haben.

Ich wollte immer Geschwister haben ... !

"Ich werde auf sie aufpassen.", entschlossen stand ich auf. Kaya war mir schon, wie eine Schwester, die ich auf gar keinen Fall verlieren wollte.

Kota lächelte schwach. "Ich auch."

Im selben Moment erklang laut ein Horn vom Berge durch das Dorf. Ich erstarrte und lauschte diesem bekannten, wanenden Klang. Lange war es her, dass ich es zum letzten Mal gehört hatte. Doch diesen Klang würde ich niemals vergessen.  "Oh nein ... !", hauchte ich und rannte aus dem Zelt. Die Sonne stand hell am Himmel und brannte auf die Armee von Feuerbändigern in der Ferne herab, die sich unserer Stadt vom Westen näherte.

"Sie haben uns gefunden ... !"

Soo ein relativ kurzes Kapitel mal wieder ^^ Ich werde ab sofort wieder abwechselnd aus Yamis & Kayas Sicht schreiben! :D Reicht das? Oder auch mal von jemand der anderen? Vorschläge jederzeit in die Kommis! ^-^ <3

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