Kapitel 14

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Zittrig öffnete ich die schweren Lider meiner Augen und realisierte Schritt für Schritt meine Umgebung. Ich lag  auf einer weichen Liege in der Königshalle. Dieselbe schattenumwallte Höhle und die feuchte Kühle, an die ich inzwischen gewohnt war. Am anderen Ende des Raumes brannte ein Feuer, welches spärliches Licht in den Raum warf und die Umrisse einer Person beleuchteten, die neben mir saß, das Kinn nachdenklich auf eine Faust gestemmt. "Du bist wach.", schloss er. Das war Akyos Stimme. Meine Kehle brannte trocken, also schluckte ich erst ein paar Mal bevor ich fähig war, zu antworten.

"Es tut mir Leid.", sagte ich rau.

Da war so vieles, das ich ihn fragen wollte: Was war passiert? Wo waren all die Gäste, meine Brüder und der König? Doch stattdessen entschuldigte ich mich einfach, ohne genau zu wissen, wofür. Er zog die Augenbrauen hoch. "Achja? Und was? Dass du mich bedroht oder mir den Thron gestohlen hast?"

Stimmt ja, genau dafür.

Ich schluckte wieder schwer auf der Suche nach den richtigen Worten, doch zu meiner Beruhigung breitete sich ein amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht aus. "Du hast genug durchgemacht, wir sind quitt."

Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. "Was ... wie meintest du das, dir den Thron gestohlen?"

Er erwiederte nichts darauf, sondern starrte nur auffällig neben mich. Was ... ich folgte seinem Blick und keuchte auf, als ich den smaragdgrünen Drachen neben mir schlummern sah. Die Erinnerungen an das Fest prallten auf mich ein und drohten, mich zu erdrücken.

Ruckartig fuhr ich auf, wurde dafür aber gleich mit pochenden Kopfschmerzen bestraft. "Das kann nicht sein ... ", verzweifelt rieb ich mir die Schläfen. "Was jetzt!?"

Er zog eine nachdenkliche Grimasse. "Wirst du ihn großziehen und zu unserer Königin."

"Zu der Königin!?", platzte es aus mir heraus. Er sah mich lange an, bevor er sich direkt vor mich kniete und mit seinen eindringlichen, braunen Augen zu mir hoch sah. "Kaya, du trägst das Feuer des Drachen in dir. Du bist seine Herrin."

Zweifelnd schüttelte ich den Kopf. "Ich bin eine Bändigerin des Wassers. Ich komme aus den Schneebergen, warum sollte ich-" , er unterbrach mich mit dieser ruhigen Stimme, "Du bist ein Elementar. Du trägst die Eiserne Flamme in dir!"

Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Feuer und Wasser? Wie soll ich damit Umgehen ... !"

Er zuckte mit den Schultern, lächelte mich dennoch aufmunternd an. "Finden wir es heraus."

Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen. Wie konnte das nur sein? "Ich hab das Feuer noch nie beherrscht.", murmelte ich in meine Hände.

"Ein Funken hat gereicht, der Drache hat den Rest in dir freigesetzt. Er hätte dich nie gewählt, wenn nicht."

Ich sah ihn wieder an. "Und ich muss lernen es zu kontrollieren."

Er nickte ernst, als die Tore aufgestoßen wurden und Kota eintrat. "Kaya!" mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. "Wie geht es dir?"

Akyo erhob sich mit einer knappen Verbeugung in meine Richtung. "Ich lass euch dann allein.", damit sah ich ihm noch hinterher, bis er den Raum verlassen hatte. 

"Was ist mit mir passiert?", fragte ich Kota mit ersterbender Stimme,  kaum mehr als ein Flüstern.

"Wenn das Feuer in einem Menschen freigesetzt wird, fühlt sich das so an, als würdest du ... verbrennen."

Zischend atmete ich die kühle Luft ein und erhob mich trotz der schmerzenden Glieder. "Das habe ich bemerkt."

Mitleidig sah er mir in die Augen. "Das alles tut mir so Leid ... "

"Muss es nicht.", winkte ich ernst ab. Wenn der Drache mich gewählt hatte, wenn ich ein Elementar war, jemand mit der Macht, zwei Elemente miteinander zu verbinden um ein neues zu erschaffen, warum sollte ihn dann die Schuld treffen? Ich schüttelte den Kopf. "Das wird eine mächtige Umstellung."

Er sagte nichts weiter, sondern schloss mich in eine innige Umarmung. "Ruh dich noch einmal aus. Morgen bestimmt der Rat des Königs, wie es weitergeht ... ", er strich mir durchs Haar und verließ den Raum.

Stöhnend ließ ich mich zurück auf die Trage fallen und starrte die Höhlendecke empor. Der Rat des Königs wird entscheiden, wie es mit mir weitergeht.

Was sollte das? Mich hatte dieses Schicksal ereilt, ich sollte bestimmen dürfen, wie ich nun damit umgehe.

Ich fuhr leicht zusammen, als mich plötzlich zwei neugierige, gelbgrüne Augen musterten.

Der Drache war wach!

Vorsichtig setzte ich mich auf, während er in meinen Schoß krabbelte und sich darin einrollte. In diesem Licht schimmerten die Schuppen silbern und blendeten mich etwas.

"Noch ist er zahm wie ein Wüstengeist, aber je älter er wird, desto freier will er sein. Auch von dir.", Shyas Stimme hallte plötzlich durch den Raum und mein Kopf schoss zu ihm hoch.

Mein erschrockener Gesichtsausdruck sorgte für ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht, als er sich zu mir setzte.

"Woher weißt du das?", wollte ich wissen und zog den kleinen Drachen schützend an mich.

"Er war für mich oder Shya bestimmt. Wir wurden gelehrt wie man mit ihnen umgeht seit wir klein sind."

Langsam atmete ich auf, als ich merkte, worauf er hinaus wollte.

"Du wirst meine Hilfe brauchen."

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