Kapitel 9

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"Wann wird sie endlich aufwachen?"

"Es dauert nun einmal eine Weile, sich von dieser Art Gift zu erholen."

"Was war das für ein Gift?"

"Kyokos persönliches Lieblingsgift. Das eines Königsskorpions."

Die Stimmen, die ich wahrnahm, schienen Welten von mir entfernt zu sein. Mein Kopf pochte heftig unter den unendlich starken Schmerzen in meinem ganzen Körper. Ich hörte mich selbst schnell ein und aus atmen und spürte allmählich, wie sich dazu in schnellem Rhytmus mein Brustkorb hob und sank.

"Du scheinst eine Menge über diese Leute zu wissen.", die männliche Stimme war nun klarer und in unmittelbarer Nähe. Ich kannte sie ... ich hatte beide Stimmen erkannt.

"Kopfgeldjäger und Rebellen sollten sich gut kennen. Immerhin versuchen sie schon lange einander zu töten." , antwortete die weibliche Stimme schnippisch.

Yami. Sie war es ganz sicher. Mein ganzer Körper wehrte sich dagegen, als ich versuchte mich endlich aufzurichten oder wenigstens die Augen zu öffnen.

Komm schon!!

Mit aller Kraft schlug ich die Augen auf und starrte erstmals für mehrere Sekunden nur die Decke über mir an. Was auch immer ich erwartet hatte zu sehen ... den Himmel, Wolken, Sonne die so hell schien, dass sie mich zum blinzeln zwang, .... aber das hier konnte ich nicht deffinieren. Es sah aus wie Stoff. Eine Decke aus Stoff?

"Kaya!!", eine Gestalt beugte sich über mich und ich drehte den Kopf gerade mal so, dass ich mich dem Gesicht zuwenden konnte. Diese kleine Bewegung versetzte mir wieder so heftige Kopfschmerzen, dass ich kurz die Augen zusammenkniff und sie still ertrug, bis sich dieses Pochen gelegt hatte.  Wieder öffnete ich die Augen und sah in Kyteiis Gesicht. Er lächelte erleichtert und erkundigte sich sofort nach meiner Verletzung.

"Deine Schulter... ", vorsichtig half er mir, mich aufzusetzen.

Endlich konnte ich meine Umgebung betrachten. Ich hatte auf einer Trage gelegen, eingebettet in Decken aus Fell und Stoff. Allem Anschein nach saß ich in einem Zelt, durch dessen Stofflücken warme Sonnenstrahlen drangen. Um mich herum lagen verschiedene Schalen aus Ton, Verbände, Kräuter und etwas Obst.

"W ... was ist passiert?", fragte ich kehlig und setzte meine Füße auf den Boden. Kalter Sand berührte meine Zehen. "Und wo sind wir??"

Kyteii sah mich besorgt an, bevor er mir eine Schale mit Wasser anbot.

Dankend ergriff ich sie und trank alles auf einmal aus, da es meiner trockenen Kehle so gut tat.

"Kyoko hat dir eine seiner giftgetränkten Nadeln in die Schulter gerammt. Dieser Feuerkrieger hat ihn so lange angeschrien, bis er sein Gegengift hatte und hat dich damit ... gerettet. Gemeinsam konnten wir sie besiegen und sind dann mit dem Schiff abgehaun. Yami hat uns an die Küste des Erdreiches gebracht. Von dort aus sind wir tief in die Wüste geritten, bis wir das Rote Gebirge erreicht haben. Die Stadt der Rebellen."

Völlig entgeistert sah ich ihn an. Wir hatten es tatsächlich in das Rote Gebirge geschafft?? Dem Sitz der Rebellen aller vier Königreiche?

Ich schluckte und betrachtete meine verbundene Schulter. "Wer genau hat mich denn gerettet?", wollte ich wissen.

"Das war echt eine sehr seltsame Sache.", antwortete Yami, "Einer dieser Feuerkrieger, mit schwarzen Haaren und goldbraunen Augen."

Damit erntete sie skeptische Blicke von Kyteii und mir.

"Was denn?", verteidigend hob sie die Hände. "Ich merke mir Gesichter eben. Vor allem die besonders hübschen ... !" - "Okay, das reicht schon.", unterbrach ich sie. Ich konnte mir schon denken, dass es derselbe war, dem ich bei uns auf den Eisinseln begegnet war. Das sollte vermutlich auch nicht die letzte sein.

"Hier!", Yami warf mir einen Stoffbündel zu. Verwirrt fing ich ihn auf, und sah sie fragend an.

"Du solltest dich umziehen."

Jetzt fiel mir auch auf, wie sie und Kyteii gekleidet waren.

Mein Bruder trug ein weißes Stoffhemd, einen Ledergürtel, eine helle Hose und dunkle Lederstiefel. Dazu seltsame Bänder um die Oberarme gespannt, die seine Muskelansätze um einiges betonten.

Yami trug ein weißes Top mit einer Lederweste darüber und einen langen Rock. In ihrem weißen Haar hingen eingepflochtene Federn und verzierte Perlen. Die Waffen, welche die beiden bei sich trugen, waren weder typisch für das Feuerreich, noch für die Eisinseln.

"Das ist die Kleidung des Wüstenvolks. Es liegt direkt zwischen den Roten Bergen und wir sollten kein großes Aufsehen erregen. Die Feuernation weiß nichts von der Stadt im Roten Berge."

Ich nickte verständnisvoll.

"Zieh dich schnell um, der Anführer erwartet uns bereits." , damit verließ sie mit Kyteii das Zelt.

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