Kapitel 30

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~ Kaya ~

" Ânmar sahrï ... ! ", flüsterte ich mir in der Sprache meines Volkes zu.

Beruhige dich!

Mein Puls ging sonderbarerweise schneller als sonst, aber nicht aus Furcht, sondern ein unbekanntes Gefühl breitete sich in mir aus. Vielleicht war es das Gefühl das man hatte wenn jemand starb, der einem einmal wichtig gewesen war.

Ich beschloss, diesem Gefühl keine Beachtung zu schenken und konzentrierte mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, - als meine Beine plötzlich nachgaben und ich gezwungen war, mich mit einem verwunderten aufschrei gegen die weißen Mamorwände zu stützen.

Ein frischer Wind kam auf und ließ mein langes Haar und den Saum meines Kleides aufwirbeln.

Innerlich kehrte eine kalte Leere zurück, wie ich sie zuletzt in Ardox verspürt haben musste und mir geschworen hatte, nie mehr zuzulassen.

Was also hatte sie ausgelöst ?

Ich legte eine Hand auf den schweren Knoten in meiner Brust und schluchste trocken.

War es Kyteiis Tod oder das vertraute Gesicht meines ältesten Bruders, dass ich seit langem wieder erblickt hatte ?

Ich amete tief ein, schloss die Augen und fasste mir an den Hals, der sich mit jedem Atemzug ein weiteres Stück zuschnürte und mir die Luft raubte.

Alles um mich herum wurde so still und wirkte bedrückend grau.

Ich war doch gar nicht verletzt worden in dieser Schlacht, woher also kamen das Leid und dieser Schmerz ?

Ganz vorsichtig wanderte meine Hand über den hellen Stoff meines kleides zu meinem Herzen und blieb darauf liegen.

War es doch mein Herz, das so unglaublich schmerzte ?

Was auch immer der Auslöser war; dieses Gefühl war grauenhaft.

Schwäche, die ich doch vertreiben wollte um mich eines Tages Stark nennen zu können.

Wie immer in solchen Zeiten umspielten meine Finger eine meiner goldenen Haarsträhnen.

"Das ist so typisch für dich!", lächelte der Kyteii in meiner Erinnerung.

Kota hatte so furchtbar ausgesehen, als er mir von Kyteiis Tod erzählt hatte.

Krieg und Verlust prägten seine Gestalt, rissen von allen Seiten an ihm wie die Krallen des Todes, die jeden von uns unablässig umgaben.

Zitternd nahm ich einen weiteren Atemzug und sank mit dem Rücken an der kühlen Wand zu Boden.

Es hatte bessere Zeiten gegeben.

Zeiten, in denen ich mich sicher und geborgen gefühlt hatte.

Ich roch wieder den süßen Geruch von Honig und spürte die kalten Schneeflocken auf meinem Gesicht zerfließen, als ich mich erinnerte.

Heimat.

Die Sonne fiel durch das gläserne Dach des Tempels, kitzelte mein Gesicht und erweckte mich aus meiner Trance.

Vor meinem Gesicht tauchte ein Paar großer, besorgter Drachenaugen auf.

Sekhan schnaufte voll Mitgefühl und bließ warme Luft aus seinen Nüstern, die meine nackten Schultern streifte.

Ich lächelte müde und fuhr ihm über die schimmernden Schuppen des großen Hauptes. Eine Geste, die eher mich selbst beruhigte.

Er hatte stehts die Stärke und Anmut, die mir zu manchen Zeiten fehlte.

Circle of ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt