Kapitel 22

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EXO - Don't fight the feeling

Kaum war Tae in der Menge verschwunden, landete mein Kopf mit einem dumpfen 'Wum' auf dem Tresen. Zwar konnte ich die fragenden Blicke des Barkeepers praktisch spüren, aber ich machte mir nicht die Mühe auch nur zu versuchen darauf einzugehen. Gerade passte da auch unser Plan, den heutigen Tag zu vergessen geradezu perfekt. Allerdings bedrückte es mich schon, dass ich meinem besten Freund schon den ganzen Abend etwas vorgespielt hatte. Ich hatte ihn einfach nicht beunruhigen wollen.

Gut... Hatte eventuell auch daran gelegen, dass ich auch einfach nicht über heute reden wollte...

Nur leider klappte der Part mit dem Vergessen noch nicht sonderlich gut. Egal wie viel ich bisher in mich hineingeschüttet hatte, ständig kamen diese Bilder wieder hoch.

Wie ich vor dem Haus gestanden hatte, das von dem großen LKW der Umzugsfirma verdeckt wurde...

Wie meine Eltern zu mir kamen und wieder versucht haben mit mir zu reden...

Wie ich stattdessen zu meinem Bruder gegangen bin um mich von ihm zu verabschieden...

Die Enttäuschung in ihren Blicken...

Wie schmerzhaft der Abschied für mich dann gewesen war - auch jetzt noch...

Wo ich vorher nur diese bodenlose Trauer in mir gehabt hatte, fühlte ich mich inzwischen komplett leer. Fast schon so, als ob ich in letzter Zeit einfach zu viele Emotionen gehabt hätte und jetzt die Fähigkeit diese zu empfinden verloren hätte.

Allein als ich diese Bilder jetzt nochmal bewusst vor meinem inneren Auge vorbeiziehen ließ, erwartete ich eigentlich diesen tiefen Schmerz zu fühlen. Aber nichts passierte - rein gar nichts. Auch wenn mir nach Heulen zumute war, passierte einfach nichts.

Das war so ein seltsames Gefühl...

Fast schon Taub...

Das alles hatte ich, seit ich mit Tae den Club betreten hatte, zur Seite geschoben. Hatte versucht einfach nur unbeschwert zu feiern, wie ich es schon so viele Male getan hatte. Aber so sehr ich es auch versucht hatte, es hatte einfach nicht klappen wollen. Und dann war mein bester Freund auch noch so einem Typen hinterher, den er für seine abendlichen horizontalen Aktivitäten auserkoren hatte. So wie es eben ausgesehen hatte, war er sogar erfolgreich gewesen.

Zwar gönnte ich es ihm - noch nie hatte ich mich darüber aufgeregt - aber gerade betrübte es mich trotzdem aus mehreren Gründen.

Ich würde für die Zeit komplett alleine rumsitzen und somit würde mich auch nichts von meinen Gedanken ablenken. Klar könnte ich mir auch jemanden suchen, aber danach war mir einfach nicht. Der einzige akzeptable war gerade auf der Toilette oder sonst wo und vergnügte sich.

Dann war da natürlich noch die Tatsache, dass Tae nichts bemerkt hatte - oder zumindest so getan hatte als ob ihm nichts auffallen würde. Die Ironie dahinter war eigentlich, dass ich es ja genau darauf angelegt hatte. Ich hatte miserabel geschauspielert und er hatte so getan, als ob mir das gelungen wäre. Und er hatte es nur mir zuliebe getan, weil er wusste, dass es mir im Moment nicht möglich war meine Gefühle auszudrücken.

Fühlte sich trotzdem mies an...

Und da wäre dann noch der mit Absicht dämlichste Grund, der mich wurmte: Wir würden in nächster Zeit wohl nichts mehr ohne Kondom machen.

My Teacher Is My Roommate / JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt