Kapitel 2

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The Sound of Silence - Pentatonix

Außer Atem kam ich bei Taes Wohnung an. Ja, er wohnte hier ganz alleine, aber weil er sich freiwillig dazu entschlossen hatte, nicht wie mein zukünftiges Ich, dass ohne Mitspracherecht einfach abgeschoben wird. In seiner Heimat gab es nicht so gute Schulen wie hier, weshalb er damals nach Seoul gezogen war. Ich freute mich schon auf die Ruhe, die ich alleine schon deshalb haben würde, weil niemand außer ihm und mir hier sein würde.

Fast sofort nachdem ich geklingelt hatte, öffnete er die Tür und ohne groß darüber nachzudenken trat ich ein und zog ihn in eine enge Umarmung, die ich auch nach einigen Minuten noch nicht lösen wollte.

Das brauchte ich gerade so sehr...

Etwas verwirrt erwiderte er die Geste, um mich danach prüfend anzusehen.

"Ich will mich ja nicht beschweren, aber normalerweise sehen unsere Begrüßungen anders aus.", kritisch beäugte er mich. "Echt so beschissen?"

"Das ist gar kein Ausdruck...", damit ließ ich ihn endlich los und trottete, meine Sachen einfach im Flur fallen lassend, in die Küche, welche nahtlos in das Wohnzimmer über ging. "Bitte sag mir du hast was zu essen! Meine Mutter hat mir noch nicht mal Zeit gelassen auch nur irgendwas Essbares zu mir zu nehmen!", jammerte ich vor mich hin.

Mein bester Freund ließ sein raues Lachen ertönen.

"Dann retten wir dich mal vor dem Verhungern~", schwungvoll öffnete er die Tür zu seiner Kühltruhe. "Im Angebot hätte ich eine delikate TK-Pizza!", grinsend wedelte er mit der gefrorenen Scheibe.

"Perfekt~", säuselte ich und beobachtete ihn dabei, wie er für jeden von uns eine in den Ofen schob und den Timer stellte. Ohne mich vorher zu fragen trottete er dann zur Kaffeemaschine und füllte zwei Tassen mit dem dunklen Gebräu. Vorsichtig balancierte er eine davon zu meinem Platz, dabei versuchte er mit konzentriert verengten Augen, möglichst nichts von dem überfüllten Becher zu verschütten. Dankbar nahm ich das Getränk ab.

"Bist der Beste~", schon fast verliebt sog ich den Duft dieser perfekten Flüssigkeit ein, was Tae wieder zum Grinsen brachte.

"Brauchst du mich jetzt überhaupt noch?", schelmisch lachend sah er mich an.

"Hey!", gespielt schmollig blies ich die Wangen auf. "Für dich würde ich auch einen Monat auf Kaffee verzichten!"

"Einen Monat?", seine Augenbraue wanderte nach oben.

"Ok, vielleicht ne Woche...", knickte ich ein.

"Selbst die wirst du nicht schaffen!", kicherte er unüberhörbar. "Aber danke für den Versuch~"

Ich liebte diese lockere Art zwischen uns~ Beste Freunde halt~

Im Gegensatz zu meinen Eltern war das hier so herrlich zwanglos. Das perfekte Kontrastprogramm. Mal abgesehen davon, dass wir zusammen immer auf die besten dummen Ideen kamen. Das sorgte zwar nicht selten dafür, dass wir Ärger bekamen, aber da noch nie was wirklich Dramatisches dabei gewesen war, war alles halb so wild.

Gemeinsam ließen wir uns auf der Couch nieder.

"So, jetzt erzähl mal.", erwartungsvoll blickte mich der Blauhaarige über den Rand seiner Tasse an, während er daran nippte. Ja richtig - Blau! Und er genoss jeder Minute der Aufmerksamkeit, die ihm seine Haarfarbe bescherte. Ganz abgesehen davon, dass er absolut jede Farbe tragen konnte.

My Teacher Is My Roommate / JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt