Sherlock pov
John schließt die Zimmertür auf und lässt mich an sich vorbei zuerst ins Zimmer gehen. Dann folgt er mir. Ich bleibe vor dem Bett stehen. "Ähm... Ich glaube, die Leute hier können nicht zählen." John steckt die Hände in die Hosentaschen und seufzt: "Ja, scheinbar nicht. Ich werde nochmal runter gehen und nach einem anderen Zimmer fragen. Oder nach einem Klappbett. Nach irgendwas." "Nein. Also du musst nicht. Wir sind beste Freunde, oder nicht? Wir können doch auch einfach in einem Bett schlafen. Oder stört dich das?" "Nein, tut es nicht. Aber ich dachte, du fühlst dich dabei unwohl. Ich meine, Körperkontakt ist ja auch nicht so deins. Ich dachte, es ist dir zu nah oder so." Ich schüttle den Kopf: "Es ist okay."
John lächelt leicht: "Gut. Dann schlafen wir in einem Bett. Gott, das ist so klischeehaft." Fragend sehe ich ihn an, verstehe nicht, was er meint. "Vergiss es einfach." lacht er und klopft mir auf die Schulter. Dann lässt er sich auf das Bett fallen. Ich lege mich neben ihn. "Das Bettzeug riecht komisch." murmle ich. "Ich habe mir gedacht, dass du sowas sagen würdest, deswegen habe ich frisches von zu Hause eingepackt." Ich lächle leicht. "Gehen wir uns umsehen?" fragt John dann. Ich nicke.
Zusammen gehen wir nach unten auf den Hof. Auf dem Weg zu einer Menschengruppe gehen wir an einem Zaun vorbei, auf welchem eine junge Katze sitzt. John streicht über ihr Fell und krault sie zwischen den Ohren. "Du verliebst dich immer sofort in ein Tier, wenn du es siehst, oder nicht?" John nimmt die Katze auf den Arm und sieht mich unschuldig an: "Dafür streichelst du jeden Hund, den wir in London sehen. Du hast mitten in einer Verfolgungsjagd angehalten, nur um einen Hund zu streicheln, der vor einem Supermarkt angebunden war." Ich lächle.
Einige Meter weiter setzt John die Katze wieder ab. "Zu viele Menschen. Wen willst du wissen?" "Rechts der Mann mit den braunen Haaren." "Haare gefärbt, der letzte Sex vor zwei Monaten mit einer Prostituierten..." "Ew! Sowas will ich nicht wissen!" "Okay, okay. Nicht verheiratet, keine Frau oder Kinder. Arbeitslos. War mehrfach in der Psychiatrie, diagnostizierte Zwangsstörungen, Depressionen und ist Alkoholiker und Schmerzmittelabhängig." "Je mehr Menschen du hier deduzierst, umso mehr liebe ich mein Leben mit dir." Unsicher sehe ich ihn an.
War das ein Kompliment oder hat er mich beleidigt?
"Wen als nächstes?" frage ich. John blickt die Gruppe einen Moment an, dann sagt er: "Die blonde Frau." "Vegetarierin, einen zweijährigen Sohn, lesbisch und verheiratet. Sie hatte Brustkrebs, der aber früh erkannt wurde und deswegen leicht bekämpft werden konnte, sie hat es gut überstanden." John lächelt. "Was ist?" frage ich verwirrt. "Ach nichts." schmunzelt er.
Er hebt die Katze, die uns gefolgt ist, wieder hoch und krault sie. "Sie hat dich liebgewonnen, sie wird uns nicht mehr in Ruhe lassen." "Macht mir nichts." Wir kommen bei der Gruppe an. Sofort deduziere ich auch die anderen Leute. John scheint sie alle wiederzuerkennen, schüttelt ihnen die Hand oder umarmt sie. Als mir jemand die Hand hinhält, sehe ich darauf hinunter, dann zu John. Vorsichtig greife ich die Hand und drücke sie kurz.
Mein Mitbewohner hat begonnen, sich zu unterhalten. Da er mich nicht mehr beachtet und ich auch keinerlei Interesse daran habe, mich mit den anderen Leuten zu unterhalten, gehe ich. Ich sehe mich auf dem kleinen Landgut ein wenig um. Schließlich setze ich mich einfach auf eine Bank und sehe mir die Leute an.
John pov
"Und jetzt mal raus mit der Sprache! Wer war das Model, mit dem du hier bist?" fragt Lewis und boxt mir leicht gegen die Schulter. "Model? Oh, du meinst Sherlock. Sherlock ist kein Model, er ist Privat- nein, Consulting Detective. Wir wohnen zusammen, ich brauchte eine Wohnung, er brauchte einen Mitbewohner." "Also ihr datet euch nicht?" "Nein, wir sind nur Freunde! Warum glauben immer alle, dass wir ein Paar sind?"
"Weil ihr euch so benehmt! Du müsstest mal sehen, wie du ihn anschaust. Und er dich." Ich schüttle den Kopf: "Wie auch immer. Wir sind nur Freunde. Und wir beide haben nicht vor, das zu ändern. Wo ist er eigentlich hin?" Ich sehe mich suchend um. "Er ist doch ein erwachsener Mann, lass ihn hingehen, wo er will." sagt Alexander. "Du verstehst das nicht." murmle ich und drehe mich um, um Sherlock suchen zu gehen. Ich weiß, er braucht viel Aufmerksamkeit, auch wenn er es nicht zugibt. Und ich weiß nicht, was er tun wird, wenn ich ihm zu lange keine Aufmerksamkeit gebe oder er zu lange seiner Langenweile ausgesetzt ist.
Es dauert eine Weile, dann finde ich ihn. Er sitzt auf einer Bank und starrt ins Nichts. Ich setze mich neben ihn und lege meine Hand vorsichtig auf seine Schulter. Er dreht den Kopf zu mir und sieht mich an. Seine Augen wirken irgendwie glasig und als würde er durch mich durchschauen.
Einfach nur gruslig und mehr als horrorfilmreif.
"Sherlock?" frage ich unsicher und tippe auf seine Schulter. Er schüttelt kurz den Kopf, blinzelt kurz und fokussiert seine Augen. Dann lächelt er leicht. "Hilfe, was war das denn? Das war ja mal richtig gruslig." "Passiert mir manchmal. Schlafmangel." "Okay..." seufze ich, "Wir gehen heute definitiv direkt nach dem Abendessen - bei dem du etwas essen wirst - nach oben und du schläfst dich aus." Sherlock nickt: "In Ordnung."
Verblüfft sehe ich ihn an. Hat er gerade wirklich einfach so zugestimmt? Wer ist das und was hat er mit meinem Sherlock gemacht?
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Militärtreffen
FanfictionJohn wird zu einem Treffen der überlebenden Soldaten aus Afghanistan eingeladen. Bereits als er die Einladung erhält, weiß er, dass dieses Treffen ihn psychisch sehr belasten wird. Also entscheidet er sich, seinen besten Freund mit sich zu nehmen.