Kapitel 19

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John pov

Noch sehr verschlafen öffne ich die Augen. Sherlock hat sich in meinen Armen ganz klein zusammengerollt. Da er mit dem Finger kleine Bilder auf meinen Bauch malt, weiß ich, dass er wach ist. Sein Gesicht ist von meinem abgewandt. Die Locken von meinem Liebling sind noch wuscheliger als sonst. "Guten Morgen." brumme ich müde.

Irgendwie umständlich und sehr lächerlich dreht er sich um und lächelt mich an. "Hast du gut geschlafen?" frage ich. "Nur drei Stunden, dann war es langweilig und ich hab Krach gemacht, damit du aufwachst, aber du bist schon so sehr daran gewöhnt, dass du nicht aufgewacht bist. Und dann habe ich ich mehr gelangweilt. Und dann bin ich zur Tankstelle gegangen und hab einen Eyeliner und Gummibärchen gekauft." "Einen Eyeliner? Was hattest du mit einem Eyeliner vor?" 

Mich wundert nicht mal, dass er mitten in der Nacht in irgendeinen offenen Laden gegangen ist, aber der Eyeliner ist mir ein Rätsel. "Merkst du gleich. Jedenfalls war mir dann immer noch langweilig. Also habe ich angefangen deine Knochen auf dich draufzumalen." Ich setze mich auf, um mich besser konzentrieren zu können. Dabei fällt mein Blick auf meine Arme. Dann ziehe ich meinen Ausschnitt nach vorne und schaue hinein. "Auch auf dem dem Rücken?" Er nickt. "Beine?" "Jup." "Mein Kopf?" "Nein, Kopf und Hals habe ich ausgelassen." Dankbar sehe ich ihn an.

Dann betrachte ich seine Zeichnungen auf meinen Armen. Er hat wirklich jeden Knochen genausten aufgezeichnet. Ich lächle. "Mein seltsamer kluger Soziopath." lächle ich und gebe ihm einen sanften Kuss. Dann streichle ich seine Wange. "Tut mir leid. Ich hole einen Waschlappen und wasche es ab." sagt er und steht auf. Ich greife seine Hand und ziehe ihn zu mir zurück, bringe ihn dazu, sich auf meinen Schoß zu setzen. Sanft küsse ich ihn. "John?" "Mmh?" nuschle ich und streichle seine Haare. "Ich hab noch was gemacht..." Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben: "Und was?" "Hab deine Beine und Arme rasiert, um besser malen zu können." Ich sehe meine Arme an.

"Wie fest schlafe ich denn bitte?" "Fest. Du hattest einen Albtraum und bist aufgewacht, da habe ich dir eine Tablette gegeben und danach warst du weg." "Oh, danke." murmle ich und gebe ihm einen Kuss. Sanft streichle ich durch seine Haare. 

Ich nehme ihn fest in den Arm und küsse ihn erneut. "Wir müssen heute packen und nach Hause fahren." "Ja, ich weiß." Ich lächle ihn warm an: "Du klingst nicht, als würdest du dich freuen." "Doch. Ich freue mich. Ich will zurück nach London, in unsere Wohnung, ich will Mrs Hudson wieder sehen, mit dir endlich in unserem Bett schlafen. Aber... Was, wenn wir nicht mehr funktionieren in London?" 

"Was? Wieso sollten wir nicht mehr funktionieren?" frage ich ein wenig entgeistert und perplex. "Hier sind wir allein. Nur wir. Und in London... Ich werde wieder tagelang nicht essen, nicht schlafen, werde wieder nicht merken, wenn du nicht da bist und weiter mit dir reden, ich werde dich vielleicht an Tatorten zurücklassen, ich-" "Sherlock! Ich liebe dich! Und ich habe mich in dich, so wie du in London bist, verliebt! Ich komme sehr gut klar mit dir und deiner Art und ich weiß, dass du das alles nicht böse meinst. Alles an dir ist perfekt, okay? Du bist ein wundervoller Mann. Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch." nuschelt er kleinlaut und rollt sich wie ein Welpe auf meiner Brust zusammen. 

Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren, küsse ihn. Lächelnd betrachte ich die Knochen, die auf meine Hand gemalt sind. Seit wann kann er so gut malen? Und es ist wirklich glaublich, wie viel er schafft, wenn er mal ein paar Stunden Langeweile hat. Trotzdem ist es mehr als an der Zeit, dass er wieder einen Fall bekommt. 

"Komm, lass uns packen. Ich will nach London zurück, dir beweisen, dass wir auch dort funktionieren." "Frühstück?" "Holen wir uns auf dem Weg." Sherlock lächelt zustimmend. Er fährt mir mit der Hand durch die Haare.

~*~*~

Ich steige aus dem Auto. Sherlock ist schon längst zur Haustür gerannt. Lachend gehe ich ihm nach. "Hast du gerade das Schloss geknackt?!" frage ich entgeistert, als Sherlock die Tür öffnet und in den Hausflur schlüpft. Ich habe die Schlüssel in der Hand und weiß, dass Sherlock seine zu Hause gelassen hat. Kopfschüttelnd folge ich ihm.

Als ich das Haus betrete, ist er schon in Mrs Hudsons Wohnung gehuscht. Ich klopf gegen die offene Tür und betrete die Wohnung dann ebenfalls. "Wir sind zurück." sage ich überflüssiger Weise. Mrs Hudson löst die Umarmung mit Sherlock und kommt zu mir. Auch ich umarme sie.

"Wie war das Wochenende? Hattet ihr Spaß?" "Langweilig! Ich werde Gary anrufen und mir einen Mord suchen." Sherlock geht schnell an mir vorbei und drückt seine Lippen kurz auf meine. Dann hat er die Wohnung schon verlassen und ich höre ihn die Treppe nach oben rennen.

Erst als ich mich zu Mrs Hudson drehe und ihren zwar überraschten, aber doch wissenden Blick sehe, erinnere ich mich, dass wir erst seit Kurzem zusammen sind. "Oh ja, das..." lache ich und reibe mir den Nacken. 

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