Kapitel 8

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Sherlock pov

Ich sitze auf dem Bett und tue so, als wäre ich in meinem Gedächtnispalast. Dabei beobachte ich John die ganze Zeit. Er sitzt auf einem der Sessel in dem Zimmer und starrt seine Uniform, welche auf dem Sessel gegenüber liegt, schon seit einer Stunde an, als wäre sie sein größter Feind. Neben ihm auf einem kleinen Tisch steht ein Glas Whiskey, welches er immer einige Millimeter hin und her dreht. Er hat noch keinen Schluck getrunken, aber schon mehrere Male angesetzt und wieder weggestellt. 

Tief atmet er durch und blickt auf die Uhr. Um 6 p.m. geht die Trauerfeier los. Er hat noch eine dreiviertel Stunde. Erneut atmet er tief durch, leert dann sein Whiskeyglas und steht auf. Langsam knöpft er sein Hemd auf und streift es sich ab. Ich betrachte seinen nackten Oberkörper. Er ist offensichtlich nicht mehr so gut in Form, wie er es beim Militär war, dennoch sind seine Muskeln gut erkennbar.

Dann öffnet er seinen Gürtel und zieht auch die Jeans aus. Stattdessen greift er die Hose des Dienstanzugs und zieht sie an. Danach folgt das Hemd, die Krawatte und die Jacke. Ich beobachte jede seiner Bewegungen genau. Ich bin immer noch auf seinen Körper fokussiert. Aber nicht mehr auf seine Muskeln oder etwas in der Art, sondern auf seine Körpersprache. Er fühlt sich mit jedem Kleidungsstück, welches er anlegt, unwohler. 

Als er fertig angezogen ist, betrachtet er sich im Spiegel. Tief atmet er durch und fährt sich durch die Haare. "Sherlock?" fragt er dann und dreht sich zu mir um. Ich reagiere nicht, tue weiter so als wäre ich in meinem Gedächtnispalast. "Hey, Sherlock." Er winkt vor meinem Gesicht. Ich reagiere nicht, blinzle nicht mal.

"Ich gehe jetzt los." Er greift seine Waffe und zögert dann. Er zieht das Magazin heraus und kommt damit zu mir. Vorsichtig legt er es mir in die eine Hand und ich greife es. Ich weiß, dass ich das auch automatisiert in meinem Gedächtnispalast tue, John hat es schon öfter versucht. Aber wenn ich etwas greife, lasse ich es nicht wieder los, bis ich wieder aus meinem Gedächtnispalast aufwache. "Pass bitte darauf auf." flüstert er und betrachtet das Magazin in meiner Hand. Dann setzt er seine Mütze auf und stellt sich nochmal vor den Spiegel und betrachtet sich.

Ich weiß, dass er nur Zeit schindet. Das Anziehen hat auch sehr lange gedauert, aber damit hatte ich schon gerechnet. Trotzdem muss er jetzt langsam runter gehen. 

Wieder kommt er zu mir. Er streicht durch meine Locken und krault mich leicht. Ich habe Mühe mich der Bewegung nicht entgegen zu drücken, um mehr zu bekommen. Dann drückt er mir einen Kuss auf die Stirn: "Ich... Ich geh jetzt... Mach dir einen schönen Abend." Er küsst mich erneut auf die Stirn und streicht nochmal durch meine Locken. Dann scheint er sich ein Herz zu fassen und verlässt das Zimmer. Ich warte einen Moment. Als ich mir sicher bin, dass er das Zimmer verlassen hat, stehe ich auf, lege das Magazin weg und gehe zum Fenster. Es ist bereits dunkel draußen und langsam sammeln sich die ehemaligen Militärmitglieder vor dem Gebäude.

Ich sehe, wie John das Haus verlässt und zu einem Mann geht. Ist das dieser Charles? Oder einer von denen, denen er einen Blowjob gegeben hatte?

Ich will meinen Blick abwenden, als ich John weitergehen sehe. Es ist minimal, kaum zu sehen, fast nicht zu erkennen, aber humpelt wieder. Ich drehe mich weg und gehe zum Schrank. Ich nehme ein schwarzes Hemd und einen ordentlicheren Anzug heraus. Schnell ziehe ich mich aus, ziehe den anderen Anzug an. Ich mache meine Haare und hänge mir Johns Erkennungsmarken wieder um den Hals. Kurz betrachte ich mich im Spiegel, dann greife ich Johns Schlaftabletten und stecke sie in meine Hosentasche.

Dann gehe ich nach unten. Allerdings sind sie nicht mehr da, wo sie waren, als ich sie zuletzt gesehen habe. Ich laufe schnell zurück ins Haus, sehe im Speisesaal nach. Aber niemand ist dort. Ich sehe mich im gesamten Haus um, finde aber niemanden. Warum bin ich nicht gleich mitgekommen? Warum bin ich nicht mit ihm gegangen? Warum habe ich ihn allein gehen lassen? Wie konnte ich nur so dumm sein?

Ich drehe mich um und gehe wieder in den Flur. Sie müssen hier doch irgendwo einen Infozettel aufgehängt haben! Ich sehe mich um, finde aber nichts. Ich gehe wieder nach draußen. Das Gelände des Hofs ist groß, es wird ewig dauern sie zu finden. Ich sehe mich um. Panisch versuche ich mich zu konzentrieren. Irgendwas. Irgendwas muss hier sein, was mir sagt, wohin sie gegangen sind.

Aber aufgrund meiner Angst um John kann ich mich nicht konzentrieren. Also gehe ich einfach los und suche sie. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis ich sie endlich finde. John steht relativ mittig in den Reihen. Ich husche zwischen den Leuten hindurch und stelle mich neben John. Er presst die Lippen fest aufeinander und starrt geradeaus, hört der Rede zu. Ich lege meinen Arm um ihn und ziehe ihn vorsichtig ein bisschen näher. Er sieht mich an. Ich lächle sanft. 

"Du bist hier..." flüstert er. "Ich dachte, du könntest einen Freund gebrauchen." Er lehnt seinen Kopf gegen meinen und nimmt meine Hand. Er verschränkt unsere Finger und ich halte ihn fest. 

MilitärtreffenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt