John pov
Verschlafen öffne ich die Augen. Ich brauche einen Moment, bis ich mich orientiert habe. Erst dann realisiere ich, dass ich in Sherlocks Armen liege. Mein Kopf ist auf seine Brust gebettet und seine Hand liegt in meinen Haaren. Ich blicke zum Fußende des Bettes. Dort steht noch immer mein Laptop. Ich versuche meine müden Gedanken zu ordnen.
Gestern Abend habe ich noch mit Sherlock über meinen scheinbar schlechten Frauengeschmack geredet, von dem er nicht wirklich erklären konnte, warum er so schlecht ist. Dann musste Sherlock sich übergeben, weil er wohl wirklich zu viel gegessen hatte und sein Körper nicht damit umgehen konnte, nachdem er eine ganze Weile quasi nichts gegessen hat. Außer die Gummibärchen auf der Autofahrt. Dann habe ich ihm etwas gegeben, um seinen Magen zu beruhigen. Dann haben wir den Film weiter angesehen und ich bin müde geworden.
Scheinbar bin ich eingeschlafen. Aber ich weiß nicht, wie ich in Sherlocks Armen gelandet bin. Und ich weiß auch nicht, warum ich mich noch nicht daraus befreit habe. Mein Kopf ist noch immer auf seiner warmen Brust gebettet, mein Arm ist noch immer um seine schlanke Taille geschlungen und seine große Hand liegt noch immer in meinen Haaren. Und irgendwie will ich nicht, dass sich das ändert. Es fühlt sich gut an, so nah bei ihm zu sein. Und zum ersten Mal an diesem Wochenende fühle ich mich nicht bedrückt oder unwohl. Ich fühle mich sicher und beschützt. Und irgendwie geliebt.
Vielleicht ist das verrückt, weil Sherlock so nicht denkt oder fühlt. Aber warum fühlt es sich dann so verdammt gut an?
Ich lasse meine Hand unter sein Shirt wandern und streichle seine weiche Haut. Er riecht gut. Und er ist warm. Seine Brust ist bequemer als jedes Kissen. Als es klopft, schrecke ich hoch. Auch Sherlock wird wach. "Was ist los?" fragt er müde. "Ich weiß nicht. Ich geh schon." Ich stehe auf und gehe zur Tür. "Was ist denn?" frage ich noch immer müde, als ich die Tür öffne. "Oh gut! Endlich das richtige Zimmer! John, jemand hat sich verletzt." "Sher, kannst du mir meine Tasche bringen?" frage ich und folge schon der Person, die mich geholt hat.
Ich habe ihn nicht gerade wirklich Sher genannt?!
Ich laufe der Person nach. Schnell werde ich von Sherlock eingeholt und er reicht mir meine Tasche. "Du bist super." sage ich. Ich wusste, es wäre eine gute Idee meine Arzttasche mitzunehmen. Von Sherlock ganz zu schweigen. Ich habe mich noch gar nicht richtig bedankt, dass er mich gestern daraus geholt hat. Er hatte recht - wahrscheinlich wäre die Unterhaltung bald auf ein empfindliches Thema gekommen und mir wäre es schlecht gegangen.
Ich gehe ins Bad zu Sarah. Sie hat einen großen Schnitt am Handgelenk. Meine Lunge zieht sich zusammen und ich schließe für eine Sekunde die Augen. Dann knie mich mich neben sie auf dem Boden. "Wie ist das passiert?" frage ich und ziehe Handschuhe an, bevor ich einen Druckverband anlege. "Beim Rasieren. Die Rasierklinge war-" "Ich bin Arzt und nicht dumm. Solche Schnitte passieren vielleicht mit Rasierklingen, aber nicht beim Rasieren."
Sie schweigt. "Raus hier. Alle raus hier." sage ich und alle, sogar Sherlock, verlassen das Badezimmer. Sherlock schließt die Tür von außen. "Ist dir übel oder schwindlig? Irgendwas?" "Nein, mir geht es gut. Naja weitgehend. Mein Arm tut weh." "Sehr gut. Kannst du aufstehen?" Sie nickt. Ich helfe ihr auf und ziehe ihren unverletzten Arm über meine Schulter um sie zu stützen. Allerdings sackt sie schnell wieder zusammen.
Ich hebe sie hoch und trete leicht gegen die Badezimmertür. Sherlock öffnet sie wieder. Ich trage Sarah zu ihrem Bett und lege sie darauf ab. "Bist du allein hier?" frage ich und nehme ihren Puls. Sie nickt. "Sie hat eine Verlobte." meldet sich Sherlock. Ich sehe Sarah an: "Soll ich sie anrufen?" "Nein! Nein, sie wird sich nur unnötig Sorgen machen!" "Unnötig? Sarah! Der Schnitt hätte dich umbringen können und ich glaube, genau das war das Ziel! Du ruhst dich aus und ich werde deine Verlobte anrufen. Ich werde es ihr schonend beibringen. Aber du brauchst Unterstützung." "Deswegen hast du auch deinen Mann mitgebracht." Ich sehe zu Sherlock: "Ja, deswegen habe ich ihn mitgebracht."
Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um klarzustellen, dass Sherlock nur mein bester Freund und nicht mein Ehemann ist. "Okay, ruh dich aus, ich rufe deine Verlobte an." Sie nickt und reicht mir ihr Handy.
~*~*~
Ich schließe die Zimmertür und lehne mich dann dagegen. "Sherlock, ich krieg keine Luft." flüstere ich und spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Sherlock kommt sofort zu mir. Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und geht langsam mit mir in die Hocke. "John, sieh mich an." "Ich krieg keine Luft! Sherlock, ich kann nicht atmen!" wimmere ich. Tränen laufen meine Wangen herunter.
Panisch umfasse ich Sherlocks Handgelenk, schlage mit den anderen Hand auf den Boden. Angsterfüllend sehe ich meinen besten Freund an. "Sherlock..." "Shh~! Konzentrier dich! Konzentrier dich auf meine Stimme, hör mir zu. Ich weiß, du hast Angst und ich weiß, alles ist zu viel gerade, aber du bist nicht allein. Ich bin da. Ich bin die ganze Zeit bei dir. Du bist nicht allein. Es gibt nichts, wovor du Angst haben musst." Ich versuche mich zu konzentrieren, mich auf Sherlock zu fokussieren, aber es funktioniert nicht. Stattdessen wird es noch schlimmer. Ich beginne zu zittern und gleichzeitig zu schwitzen. Außerdem wird mir unglaublich schlecht.
Ich schließe die Augen und lehne den Kopf gegen die Tür. "Stopp." murmle ich. Aber es ändert nichts. "Stopp!" schreie ich schon fast. Manchmal funktioniert das tatsächlich, aber dieses Mal scheinbar nicht. Auf einmal spüre ich ein Gewicht auf meinem Schoß. Ich öffne die Augen und sehe nach unten. Sherlock hat seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt. Unruhig lege ich meine Hände in seine Haare und beginne ihn zu kraulen.
Noch immer weine und zittere ich, aber tatsächlich scheint Sherlocks Nähe mich zu beruhigen. Sherlock nimmt meine freie Hand, mit der ich noch immer panisch auf den Boden schlage, wenn es schlimmer wird, und streichelt sie leicht.
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Militärtreffen
FanfictionJohn wird zu einem Treffen der überlebenden Soldaten aus Afghanistan eingeladen. Bereits als er die Einladung erhält, weiß er, dass dieses Treffen ihn psychisch sehr belasten wird. Also entscheidet er sich, seinen besten Freund mit sich zu nehmen.