Kapitel 11

944 64 6
                                    

Sherlock pov

Ich ziehe John an mich und umarme ihn unbeholfen. Er lässt sich gegen mich sinken, schließt die Augen und atmet zittrig ein und aus. "Es tut mir leid. Ich bin mit her gekommen, um für dich da zu sein und es ist nicht fair, dass ich dann nur aus Eifersucht sagte, ich würde nicht mit dir kommen." John löst sich von mir und sieht mich ein wenig entgeistert an: "Eifersucht? Sherlock, welchen Grund hättest du um eifersüchtig zu sein?"

Unsicher zucke ich mit den Schultern. "Hier sind Männer, mit denen du geschlafen hast und..." "Was? Es geht um Charles und... Okay. Lass mich dir Charles zeigen." John greift seinen Laptop und tippt eine Weile auf der Tastatur herum. Dann stellt er den Laptop so hin, dass ich mit auf den Bildschirm sehen kann. "Okay, hier: Das ist Charles. Und das ist sein Ehemann Bill. Das ist ihr weißer Schäferhund Alaska und ihr schwarzer Schäferhund Baghira. Die beiden hatten einen Wurf Welpen, aus dem Bill und Charles einen Welpen behalten haben - Rey. Ich habe teilweise mit Bill studiert, er ist Chirurg und Charles ist ein halbes Jahr nach mir aus Afghanistan zurück gekommen, da war er allerdings schon zwei Jahre mit Bill zusammen. Verheiratet sind die beiden seit drei Jahren. Charles hat damals beim Militär Psychologie studiert und ist jetzt Psychologe für Soldaten. Wir sind bis heute gute Freund, aber nicht mehr."

John lächelt und legt seinen Kopf auf meine Schulter. "Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein. Warte- Du bist eifersüchtig auf Männer, mit denen ich was hatte? Wieso?" Ich zucke sofort mit den Schultern. "Mein Frauengeschmack... Du konntest nicht erklären, warum du ihn nicht magst. Und du kannst immer alles erklären. Erklär mir das." Ich schüttle stur wie ein kleines Kind den Kopf. 

"Sherlock!" sagt John mahnend. "Morgen..." murmle ich und klappe den Laptop wieder zu, "Schlafen." John seufzt. Er weiß, dass es nichts bringt, mit mir zu diskutieren, wenn ich einmal beschlossen habe, nicht zu reden. "Okay. Kann ich... Kann ich eine Tablette haben?" fragt er vorsichtig. Ich nicke und greife in meine Tasche. "Hier." sage ich und reiche ihm eine Tablette, die ich aus der Packung gedrückt habe. Er lächelt und bedankt sich. Schnell nimmt er die Tablette und spült sie mit Wasser runter. Dann steht er auf und geht ins Bad.

Seine Tabletten sind sehr stark, brauchen aber 15 Minuten bis sie wirken. Er putzt Zähne, wäscht sich das Gesicht und kommt dann wieder ins Schlafzimmer. "Wirkt es schon?" Er schüttelt leicht den Kopf und setzt sich auf das Bett. "Schlaf nicht ein, bevor ich wieder da bin." sage ich und verschwinde ins Bad. Schnell ziehe ich mich um, stelle dabei fest, dass ich nur meine Schlafhose habe, da John ja mein Shirt genommen hat. Also werde ich wohl ohne Oberteil schlafen. Johns passt mir eh nicht. 

Dann mache ich mich auch ansonsten bettfertig. Als ich ins Schlafzimmer komme, steht John vorm Fenster und sieht nach draußen. Ich gehe zu ihm und stelle mich hinter ihn. Er zuckt kurz zusammen, entspannt sich dann aber wieder. "Was machst du?" frage ich. "Ich gucke mir die Sterne an. Das erinnert mich daran, dass du das Sonnensystem gelöscht hast und trotzdem Sterne gerne ansiehst. Ich weiß... Sentimentalität..." John lacht leicht. Er erwartet sicher, dass ich mich über ihn lustig mache oder mich über seine Sentimentalität aufrege.

Aber ich tue nichts der Gleichen. Stattdessen suche ich den Himmel mit den Augen nach Johns Sternzeichen ab. Nach diesem Fall habe ich alle Sternzeichen und ihre Positionen über das Jahr verteilt gespeichert, nur um John irgendwann mal sein Sternzeichen zeigen zu können.

Seltsam. Warum tue ich sowas?

"Wo ist dein Sternzeichen?" frage ich. John zuckt mit den Schultern: "Weiß nicht, tut mir leid." Ich zeige zum Himmel: "Da. Krebs ist da." John sieht mich verdutzt an: "Du weißt, wo mein Sternzeichen ist?" Ich nicke. "Zeig es mir nochmal." lächelt er. Ich schlinge meinen Arm um seine Hüfte, ziehe ihn an mich und lege meinen Kopf auf seine Schulter, um etwa das Gleiche zu sehen, wie er. Dann zeige ich ihm erneut das Sternzeichen.

"Also von da nach da, dann nach da und dann nach da. Das ist das Krebssternzeichen." erkläre ich ihm. "Ich hab keine Ahnung, welche Sterne du zeigst, aber ich liebe es." Wir beide müssen lachen. Dann löst John sich langsam von mir: "Die Tablette beginnt zu wirken. Ich lege mich hin." Zustimmend nicke ich. John legt sich hin und schläft beinahe sofort ein. Die Tabletten hauen ihn richtig weg.

Vorsichtig decke ich ihn zu und lege mich dann ebenfalls hin. Ich liege neben ihm und betrachte sein schlafendes Gesicht. Noch immer wirkt er erschöpft, aber das wird sich noch ändern. Es ist noch nicht sonderlich spät, aber John braucht die Ruhe wirklich. 

Ich kann es nicht glauben. Die ganze Zeit muss ich über Johns Geschichte mit Steve denken. Und ich muss an Charles denken. Charles hat eine Familie, er hat einen Mann und drei wirklich süße Hunde. Sowas will ich auch. Mit dem Mann, der gerade - ausgeknockt von seinen Tabletten - neben mir liegt. Ich will immer mit ihm in einem Bett schlafen, nicht nur an diesem dummen Wochenende. Nur noch eine Nacht. Das ist die letzte Nacht, die ich mit meinem John in diesem Bett verbringen werde. Das wird das letzte Mal, dass ich mit ihm in einem Bett schlafe.

Ich strecke meine Hand nach ihm aus und streichle mit meinem Daumen vorsichtig über seine Unterlippe. Dann beuge ich mich zu ihm und will meine Lippen auf seine legen. John brummt leise und dreht sich auf den Bauch.

Verdutzt setze ich mich auf. Das ist nie in einem von den ekelhaften Schnulzenfilmen passiert, die John immer mit seinen Freundinnen geguckt hat. Da haben die sich nie weggedreht.

Das passiert, wenn man auf Filme hört! 

Ich lege mich wieder hin und verschränke bockig die Arme vor der Brust.

MilitärtreffenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt