Kapitel 15

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Sherlock pov

Ich sitze auf dem Hindernis. John steht unten und sieht zu mir hoch. "Hey." ruft er. Ich sehe zu ihm nach unten und lächle: "Hi." "Wie bist du da hoch gekommen?" "Also ich habe Anlauf genommen, bin da drauf gesprungen, da hochgeklettert, dann hier hoch und jetzt sitze ich hier." "Ich würde zu dir kommen, aber..." Er zuckt mit den Schultern. "Mach dir keinen Kopf. Ich komme runter." Ich klettere wieder nach unten und stelle mich vor ihn.

"Du hast das gut gemacht. Du musst deine Größe besser einberechnen, also mehr Anlauf bei hohen Hindernissen. Deine Sprungkraft ist gut, das heißt mit genügend Anlauf, schaffst du auch hohe Sprünge einfach. Davon ausgehend, dass du den Wettkampfdurchgang mit Charles läufst - er ist größer als du, aber nicht schneller und auch deine Ausdauer ist besser, als seine. Das heißt, sofern du einberechnest, dass du klein bist-" "Ey! ... Okay, du hast ja recht." "Also sofern du einberechnest, dass du klein bist und deinen Anlauf ausnutzen musst, kannst du ihn locker besiegen." "Du konntest von da oben einfach besser sehen, deswegen bist du da hoch geklettert, richtig?" fragt John, woraufhin ich nicke. 

"Wasser?" frage ich dann und ziehe eine Flasche aus meiner Manteltasche. "Wow, du hast Trinken mit?" "Ja, ich habe vermutet, dass du nicht daran denken, aber etwas brauchen wirst, also habe ich etwas eingepackt." Ich lächle: "Danke." Er nimmt die Flasche entgegen und trinkt einen großen Schluck. Ich lächle leicht. "Sherlock... Wegen heute Morgen... Was du ge-" "John, kommst du?" John dreht sich um: "Gleich!" "Nein, jetzt!" ruft Micheal.

Er dreht sich wieder zu mir und sieht mich entschuldigend an: "Es tut mir leid, wir reden später, okay?" Ich nicke. John legt mir kurz die Hand auf den Oberarm und lächelt. Dann joggt er weg. Ich sehe ihm nach. Er sieht wirklich heiß aus in der Uniform. Und sein Arsch erst!

Ich beobachte ihn, wie er mit Charles zum Startpunkt geht. Der Wettkampfdurchlauf ist der gleiche, wie eben nur, dass sie am Ende noch Strickleitern hoch klettern und gegen eine Glocke schlagen müssen. Ich bin mir sehr sicher, dass John es schafft, gegen Charles zu gewinnen.

Ich stelle mich an einen Punkt, von dem ich gut sehen kann. Bill kommt zu mir, die Hände in den Hosentaschen. Ich betrachte ihn. Seine Unterarme sind tätowiert und durch den weißen Stoff seines Hemdes kann ich auch die Umrisse anderer Tattoos an seinem Oberkörper erkennen. Die kleine Narbe an seinem Kinn wurde von einem Rasiermesser verursacht. An seinem Handgelenk sehe ich andere Wunden, die von einem Hundebiss zu stammen scheinen. Aber nichts Schlimmes. Eher hat der Hund beim Spielen neben das Spielezug gebissen und den Arm erwischt.

"Warum starrst du mich so an?" fragt Bill. Aber seine Stimme klingt freundlich und er hat ein sanftes Lächeln auf den Lippen. "Äh..." Ich weiß nicht, was ich ihm antworten soll. Ich will ihn nicht verletzen, wie ich es sonst mit allen tue. "Tut mir leid, dumme Frage. John hat erzählt, dass du das machst und dass es dir irgendwie Sicherheit gibt." "Ja, wenn man so will..." murmle ich.

Ich fange an mich unwohl zu fühlen und vergrabe meine Hände tief in meinen Manteltaschen. Hilfesuchend sehe ich zu John. Mittlerweile ist er meine Sicherheit geworden. Ich sehe ihn an. Er steht neben Charles am Anfang, noch unterhalten die beiden sich locker. "Du hast nichts dagegen, dass die beiden mal etwas miteinander hatten, oder?" fragt Bill. Ich zucke mit den Schultern: "Es ist sein Leben. Er kann machen, was er will. Er kann ins Bett gehen, mit wem er will. Ich will nur, dass er glücklich ist." "Das ist er mit dir. Ich kenne ihn schon lange und ich habe ihn nie so glücklich gesehen, wie mit dir." lächelt Bill. Ich sehe ihn an, versuche eine Lüge aufzudecken, aber es geht nicht. Er sagt die Wahrheit. 

Warum hat John sich ausgerechnet mich ausgesucht, um glücklich zu sein? Wieso hat er den Menschen ausgewählt, der ihn am wahrscheinlichsten verletzen wird? Warum ich? Ich werde ihm irgendwann wehtun, ich werde ihn kaputt machen. Ich werde unsere Freundschaft kaputt machen. So wie ich immer alles kaputt mache. 

Wieso habe ich es ihm angetan, mich in ihn zu verlieben? Und warum habe ich es ihm auch noch gesagt?

"Hey, sie starten." unterbricht Bill meine Gedanken. Ich folge seinem Blick. Über die ersten Hindernisse hinweg, wechselt es sich immer wieder ab, wer vorne liegt. Die längeren Laufstrecken kommen erst relativ am Ende des Parkours, wo John dann einen größeren Vorsprung aufbauen kann. Ich beobachte die beiden genau. Wie ich es ihm gesagt habe, berechnet John seine Größe, beziehungsweise Kleine,  perfekt ein und hat somit immer genug Anlauf, um auch auf die hohen Hindernisse relativ problemlos draufzukommen. Mittlerweile ist er gut ein Hindernis vor Charles.

"Was machst du mit John? Charles war immer schneller als er." lacht Bill. "Mörder jagen." sage ich emotionslos. "Was?" "Hat John das nicht gesagt?" "Er hat gesagt, du bist Detective." "Consulting Detective. Der einzige auf der Welt, ich habe den Job erfunden." "Was ist ein Consulting Detective?" fragt er verwirrt, während wir weiter die beiden weiter beobachten. "Später." sage ich und gehe zu den Strickleitern, da zumindest John bald da sein wird. Bill folgt mir. "Oh ich liebe ihn in seiner Uniform." stöhnt Bill und legt kurz den Kopf in den Nacken.

Ich muss unwillkürlich lachen. Auch Bill grinst. John kommt bei den Leitern an. Er klettert nach oben und scheint für einen Moment Probleme damit zu haben, dass die Leiter nach hinten nachgibt, da es ja nur eine Strickleiter ist. Aber schnell schafft er es sich wieder zu konzentrieren und klettert nach oben.

Charles kommt jetzt ebenfalls an und klettert nach oben. Als er bei der Hälfte ist, ist John oben angekommen und schlägt gegen die Glocke. Er hakt den Arm in eine der Sprossen und wartet auf Charles, während er durchatmet. Als Charles ankommt, schlägt er gegen die Glocke und dann mit John ein. Als sie beide wieder ihren Atem unter Kontrolle haben, klettern sie wieder nach unten. 

John kommt zu mir und bleibt kurz vor mir stehen: "Darf ich?" Ich nicke. John umarmt mich. "Ich bin stolz auf dich." flüstere ich und streichle seinen Nacken. Er ist leicht verschwitzt und ich weiß, dass er noch immer versucht seinen Atem zu kontrollieren, aber nicht will, dass ich es mitbekomme. Ich greife wieder in meine Tasche und hole die Flasche heraus. "Trink was." Er nickt und nimmt die Flasche, löst sich von mir. Er trinkt einen großen Schluck.

"Willst du auch was?" fragt er. "Nein, ich hab noch eine Flasche im Auto. Mach was du willst damit." John lächelt und zieht seine Jacke aus. Ich nehme sie ihm ab und sehe zu, wie er sich das restliche Wasser, was noch überraschend viel ist, über den Kopf gießt. "Soll das sowas, wie aus den komischen Liebesschnulzen werden?" "Was? Nein, mir ist nur wirklich warm. Aber wenn du es attraktiv findest, umso besser." lacht er. Ich betrachte ihn. 

Mmh... Ja, irgendwie attraktiv. 

Dabei fällt mir ein...

"Du wolltest noch mit mir reden. Wegen heute Morgen." "Ja. Ja, stimmt. Okay, ich hatte irgendwas vorbereitet, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Also..." Er greift meinen Schal und zieht mich zu sich. Sanft drückt er seine Lippen auf meine. "Irgendwo mitten drin war was mit Ich liebe dich auch." flüstert er gegen meine Lippen. Ich grinse. John zieht mich wieder näher zu sich und gibt mir einen Kuss. 

Ich löse mich schnell wieder und werde rot. "Zu schnell zu viel Körperkontakt auf einmal." nuschle ich und werde noch röter. John lächelt: "Tut mir leid." Ich erwidere sein Lächeln schüchtern.

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