Kapitel 9

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Sherlock pov

Johns Griff wird immer krampfhafter und schon seit einiger Zeit laufen Tränen über seine Wangen. Ich streichle seinen Rücken und lehne meinen Kopf gegen seinen. Er beginnt stärker zu weinen und vergräbt sein Gesicht in meiner Brust. Beruhigend streichle ich ihn. Zumindest versuche ich ihn zu beruhigen. Über ihn hinweg sehe ich mich um. Viele der Menschen haben jemanden bei sich, der sie beruhigt. Und wenn nicht, haben sie noch einander. 

"W-Willst du reden?" frage ich leise und streiche durch seine schönen Haare. "Später." murmelt er und vergräbt sein Gesicht tiefer in meiner Brust. Ich kraule seinen Nacken.

"Hast du Hunger?" frage ich nach einer Weile, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. John schüttelt leicht den Kopf. "Hast du Durst?" Erneut schüttelt er den Kopf. "Willst du... Äh... Willst du schlafen?" Er schüttelt den Kopf: "Ich kann jetzt eh nicht schlafen." "Ich hab deine Tabletten mit. Wenn du jetzt eine nimmst, wirst du ruhiger und schläfst ein, sobald wir im Zimmer sind." "Und wer holt mich dann aus der Uniform raus?" "Ich." Er schmunzelt, aber dadurch, dass er noch immer weint, lässt es ihn kein bisschen fröhlicher wirken.

"Lass uns ins Zimmer gehen." sage ich und nehme Johns Hand. Er nickt. Hand in Hand gehen wir zurück zum Landhaus. Als wir im Zimmer ankommen legt John sich - noch immer bekleidet in seinen Dienstanzug - auf das Bett. Ich sehe ihn an. "Du solltest dich umziehen." sage ich und setze mich. Er schüttelt den Kopf. "Willst du nicht oder-?" "Keine Kraft..." murmelt er. Ich rutsche näher zu ihm und knöpfe vorsichtig die Jacke auf. John richtet sich leicht auf und lässt zu, dass ich ihm die Jacke ausziehe. Dann nehme ich ihm die Krawatte ab und knöpfe das Hemd auf. 

"Ich dachte, du ziehst die Tarnkleidung an." sage ich, einfach nur um zu reden. "Ja, werde ich, denke ich, auch noch. Hier in der Nähe gibt es einen Militär-Parkour, den wir morgen aus Spaß mal durchgehen wollen, um zu sehen, wie gut wir noch sind. Da werde ich meine Tarnkleidung tragen. Also keine Sorge, du kommst garantiert auf deine Kosten mit deinem Militärkink." Ich schmunzle: "Ich hab das nur bei dir." 

Er hebt den Kopf und zieht eine Augenbraue nach oben. Ich sehe ihn unschuldig an. "Sherlock-" "Ja?" Er seufzt und tätschelt mein Bein: "Vergiss es." Dann richtet er sich wieder auf und ich ziehe ihm sein Hemd aus, er greift ein Shirt und zieht es sich an. Erst als er es an hat, sehe ich, dass es mein Schlafshirt ist. "Das ist meins." stelle ich fest. "Jetzt nicht mehr." Ich sehe ihn ein wenig perplex an. "Du klaust meinen Laptop, ich dein Shirt. Fair." "Ähm..." Ich zucke mit den Schulten. Dann hat er jetzt halt mein Shirt. 

Ich öffne seinen Gürtel. "Wow, hey, was wird das?" fragt John erschrocken, als ich seine Hose ausziehe. "Wo ist das Problem?" frage ich und reiche ihm seine Schlafhose. Er zieht sie an und legt sich dann auf die Seite, deckt sich zu. Ich lege mich neben ihn. "Bist du müde?" "Meine Augen sind müde vom Weinen, aber ansonsten weiß ich nicht, wie ich jetzt schlafen soll." "Willst du... einen Film sehen?" Er nickt: "Kann nicht schaden. Was willst du sehen? Wie wäre es mit War Machine?"

"Du Blödmann." Ich bin erleichtert, als ich ihn leicht lachen sehe. "Gut... Was willst du stattdessen gucken?" "Ähm... Der Hobbit?" Ich nicke. Dann greife ich seinen Laptop und schalte ihn an, öffne den Film und schalte ihn an.

"Kann ich-?" fragt John unsicher. Ich nicke. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und schmiegt sich an mich. Ich lehne meinen Kopf gegen seinen und nehme ihn sanft in den Arm. Während John sich auf den Film konzentriert, beschäftige ich mich lieber damit, ihn anzusehen.

Seine Augen sind immer noch rot und leicht verquollen vom Weinen, er hat dunkle Augenringe, sein Gesicht wirkt leicht eingefallen. "Du musst schlafen." bestimme ich und klappe den Laptop zu. John zuckt leicht erschrocken zusammen und sieht mich dann verwirrt an. "Wieso-? Ich hab doch gesagt-" "Mir egal. Du musst schlafen. Und etwas essen. Wir haben das Abendessen ausgelassen, weil es dir nicht gut ging. Ich gehe dir was zu essen holen und dann versuchst du zu schlafen. Wenn es nicht geht, nimmst du eine deiner Schlaftabletten." "Sherlock... Bitte..." seufzt er und massiert sich die linke Schläfe. "Was?" frage ich unschuldig. "Mir geht's gut. Lass mich einfach den Film sehen, okay?" "Nein." sage ich ernst.

"Sherlock, ich bin Arzt! Ich weiß, wann es mir nicht gut geht!" "Jetzt bin ich der Arzt." sage ich und strecke ihm die Zunge raus. Damit stehe ich auf und gehe nach unten in den Speisesaal, um John noch etwas zu Essen zu holen. Ich mache ihm ein Brötchen - mehr wird er eh nicht essen - und greife noch eine Flasche Wasser, bevor ich zurück nach oben gehe. Als ich das Zimmer wieder betrete hat John seinen Laptop wieder aufgeklappt und schaut den Film weiter. 

"Iss das." sage ich und halte ihm das Brötchen hin. "Was ist da drauf?" fragt er und riecht daran, als hätte ich es vergiftet. 

Da will man einmal Drogen in sein Getränk mischen und schon findet er jedes Lebensmittel, welches ich ihm gebe, suspekt. 

"Ist nur Marmelade." sage ich leicht beleidigt. Seufzend und irgendwie leicht gehemmt beißt er ab. "Willst du jetzt reden?" frage ich. John zögert. Dann nickt er und schluckt. 

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