Sherlock pov
"Sherlock, Ende der Diskussion jetzt! Erzähl mir endlich, was du gestern meintest! Du hast gesagt, heute sagst du es mir!" Nur um nicht sprechen zu müssen, schiebe ich mir einen Löffel Müsli in den Mund. John sieht mich leicht genervt an: "Echt jetzt? Und wehe du guckst mich jetzt mit deinen unschuldigen blauen Welpenaugen an!" Ich schlucke runter und wiederhole dann: "Unschuldige blaue Welpenaugen? Hast du gerade gesagt, dass ich unschuldige blaue Welpenaugen habe?" "Nein, du hast blaue Augen und immer, wenn du mich von irgendwas ablenken willst oder willst, dass ich dir etwas verzeihe oder du mir etwas nicht sagen musst, dann machst du diesen unschuldigen Welpenblick! Also sag jetzt!"
"Aber-" beginne ich. "Sherlock, ich werde dir gleich eine reinhauen, wenn du nicht mit der Sprache rausrückst!" "Hat das im Restaurant nicht gereicht?" frage ich grummlig.
Ich habe John immer noch nicht erzählt, dass er meine Verletzungen von den Foltern mit seiner Prügel-Aktion sehr verschlimmert hat. Aber das muss er auch nie erfahren. Er würde sich nur unnötig schuldig fühlen. Ich hatte die Schmerzen ja verdient nach allem, was ich ihm angetan habe.
"Sherlock, du hast zwei Jahre lang deinen Tod vorgetäuscht, ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dich verprügelt zu haben. Du hattest es definitiv verdient. Und jetzt rück mit der Sprache raus, bevor du eine blutige Nase hast." "Ich hab mich in dich verliebt, okay?" sage ich genervt. Erst als ich es schon ausgesprochen habe, realisiere ich, dass das nicht etwas ist, was man einfach so alltäglich sagt. Schon gar nicht als Mann zu einem Mann in einer heteronormativ geprägten Welt. Ich öffne den Mund, um etwas hinterherzuschieben, aber mir fällt nichts ein und auch John scheint es die Sprache verschlagen hat.
Und ich habe auch nicht bedacht, dass wir hier nicht allein in unserer Wohnung sind, sondern in einem Speisesaal mit mehr als zwanzig ehemaligen Militärmitgliedern. Gut, ich glaube, viele der Anwesenden sind nicht ganz hetero, aber dennoch. Charles, der neben John am Tisch sitzt, lehnt sich grinsend nach vorne und beobachtet die folgende Situation, die eigentlich nur darin besteht, dass John aus mir unerklärlichen Gründen sein Gesicht in seinen Händen vergräbt und irgendwas unverständliches vor sich hin nuschelt und aus mir, der sich einfach nur überfordert im Raum umsieht.
Aber die meisten scheint es doch nicht wirklich zu interessieren, da sie ja eh dachten, dass John und ich ein Paar sind. Nach einer Weile tippt der Mann neben Charles, der sich mittlerweile als sein Ehemann Bill entpuppt hat, Charles auf die Schulter: "Piek ihn mal. Ich bin nicht sicher, ob er noch ganz da ist." Charles tut es und piekt John leicht in die Seite. "Was?" knurrt John. "Hast du einen Schlaganfall?" "Nein, nur einen kurzen Totalabsturz. Ich brauche frische Luft." Er steht auf, verlässt den Speisesaal und geht nach draußen. Ich sehe einfach wieder runter auf mein Müsli. "Ähm... Wie heißt er?" versucht Charles seinem Ehemann zu zu flüstern. "Sherlock." sage ich.
"Ich liebe dich, aber du flüsterst wie meine fast taube Großmutter." seufzt Bill und tätschelt seinem Mann kurz den Kopf.
"Du mich auch, aber ich liebe dich auch. Sherlock, willst du ihm nicht nachgehen?" "Wieso?" frage ich verwirrt. "Weil der Mann, den du liebst, mit einer Tendenz zu Panikattacken, gerade aus dem Raum gerannt ist." Ich sehe zur Tür: "Wenn man es so sieht... Das ist... wohl keine schlechte Idee." Ich stehe auf und verlasse den Speisesaal ebenfalls.
John hat sich nicht die Mühe gemacht besonders weit wegzulaufen. Er steht nur etwa zehn Meter vom Eingang entfernt an einen Baum gelehnt, sich mit einer Hand durchs Gesicht fahrend.
Langsam gehe ich zu ihm. "Hey." sage ich vorsichtig. "Hi, Sherlock." murmelt John, seine Hand immer noch über den Augen. "Es tut mir leid." "Wofür entschuldigst du dich?" Ich zucke mit den Schultern: "Weiß nicht. Aber wenn du so reagierst, habe ich eigentlich immer was falsch gemacht. "Nein, dass... Nein. Sherlock wird sind seit Jahren beste Freunde. Und du hast mir gerade gesagt, dass du in mich verliebt bist. Und du denkst, dass ich das einfach so schlucke und mit meinem Leben weiter mache?" "Äh... Ja, das... Okay, ich habe gar nicht gedacht. Ich war... Es tut mir leid." "Sherlock! Hör auf dich zu entschuldigen, obwohl du nichts getan hast, das macht mich irre!"
"Tut-" Ich breche schnell ab. John massiert sein Nasenbein und legt die Stirn in Falten. Ich stehe einfach nur vor ihm, wie ein Junge, der nicht aus der Schule abgeholt wurde. "Wir haben Arm in Arm geschlafen. Zwei Nächte hintereinander." "Ich weiß..." murmle ich. "Ich... Ich weiß nicht, was ich sagen soll." "Du musst nichts sagen. Ich weiß, du liebst mich nicht auf diese Weise. Und das würde ich nie verlangen oder irgendwas. Es überrascht mich, dass du mich überhaupt magst." "Sherlock, bitte... Ich brauche einfach ein bisschen Zeit für mich selber, okay? Ich muss kurz durchatmen und mich konzentrieren, nachdenken. Allein." Ich nicke: "Sag, wenn du mich brauchst." Er nickt ebenfalls.
Kurz lege ich meine Hand an seinen Oberarm, eine Geste, die ich von John kopiert habe, die er aber deutlich besser kann, und lasse ihn dann allein.
Ich habe gerade gekonnt die wichtigste Beziehung meines Lebens ruiniert.
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Militärtreffen
FanfictionJohn wird zu einem Treffen der überlebenden Soldaten aus Afghanistan eingeladen. Bereits als er die Einladung erhält, weiß er, dass dieses Treffen ihn psychisch sehr belasten wird. Also entscheidet er sich, seinen besten Freund mit sich zu nehmen.