Kapitel 24: Frei oder doch nicht?

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Pov. Maurice

Ich spürte die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster auf mein Gesicht scheinen. Noch ganz müde schaute ich rüber zu Micha. Er schlief noch ruhig. Dann stand ich mit schmerzenden Rücken auf und mir fiel sofort auf, dass jemand hier gewesen sein musste. Die Regale waren gefühlt mit Lebensmitteln und anderen Sachen, die gestern noch nicht da waren. Doch weitere Gedanken machte ich mir nicht, denn eigentlich wollte ich Zimbel wecken, aber mir fiel ein, dass ich doch das Halsband noch umhatte.

Ich hockte mich neben das Bett, worin Micha lag und bekam plötzlich ein Schlag ins Gesicht.

Ich hielt mir das Gesicht mit den Händen und versuchte nicht gleich los zu heulen. Das tat höllisch weh!

Aber...Dass war kein normaler Arm. War das nicht Metall!? Hat mich Micha gerade mit seiner Prothese geschlagen?

Plötzlich war alles Schmerz verschwunden und ich hatte nur zwei Fragen im Kopf. Hat Micha Kontrolle über seine Prothese bekommen? Und moment...Ich habe keinen Stromschlag bekommen! Heißt das, dass mein Halsband ab ist? Oder funktioniert es einfach nicht mehr?

Ich nahm meine Hände weg vom Gesicht und vor mir saß Zombey. Er hatte Tränen am Auge. Seine wieder schönen blauen Augen mit den Tränen, sahen aus wie ein See der im Sonnenschein funkelt. Warte mal...Weint er? Aber wieso?

,,Alles gut?" fragte er mich, worauf ich nur ,,Ja" antwortete.,,Wieso weinst du?" platzte es aus mir heraus.,,A-ach, aus drei Gründen." stammelte er.,,Und die wären?" hinterfragte ich.,,1. Ich habe dir gerade voll in die Fressen geschlagen, Entschuldigung." sagte er geknickt.,,Ach, ist doch egal. Tut auch gar nicht mehr weh." sagte ich und lächelte ihn an.,,Und 2. Ich kann meinen Arm spüren!" sagte er und bewegte seine Finger von der Prothese.,,Das ist doch super!" freute ich mich mit ihm.,,Und zu guter letzt. Schau mal!" sagte er und legte seine Prothese auf meine Schulter.

Ich wollte weg zucken, doch ich verspürte keinen Stromschlag.,,Dein Halsband ist ab." sagte Zimbel und lächelte über beide Ohren.,,Warst du das?" fragte ich irritiert. Doch er schüttelte denn Kopf:,,Ich dachte du warst das selber. Warte, dann macht es ja keinen Sinn, dass ich es dir gesagt habe, weil du es dann doch wusstest.",,Ne, ich wusste es nicht, denn ich war das auch garnicht." sagte ich jetzt komplett verwirrt. War das das etwa die Person, die auch die Regale gefüllt hatte? Wohnt diese Person hier? Hier in dieser kleinen Hütte nahe dem Krankenhaus und dem...Internat!? Internat! Wir müssen los! Zu unseren Freunden!

Mit diesem Gedanken griff ich nach Micha's Hand und rannte raus.,,Komm! Wir müssen Manu, Palle, Cracker und Saft finden!" sagte ich und fühlte, während ich durch den Wald rannte, echt frei. Frei von dem Halsband. Frei von den Schmerzen. Der Wind umspielt meine Haare und ich fühlte irgendwie, wo Zuhause liegt. Beziehungsweise das Internat. Also rannte ich einfach mit Micha an der Hand, der immer wieder zu stolpern drohte, schneller und schneller dort hin, wo ich dachte, dass dort das Internat liegt.

Doch plötzlich hielt ich an. Eigentlich wollte ich nicht zum Internat. Ich will nicht dort hin! Micha, der völlig aus der Puste ist, fragte, warum ich nicht weiter laufe. Doch ich konnte nicht antworten.,,Ich versteh schon." sagte er und nahm meine Hand.,,Du brauchst keine Angst haben. Ich bin für dich da." lächelte er mich an und ging dann los.

Irgendwann sagte er:,,Schau! Da!" Er zeigte in eine Richtung und beim genaueren hin sehen erkannte ich das Internat. Krass, wir haben es gefunden!

Ich wollte losrennen, als wäre das Internat meine verschollenen Heimat, doch mich hindert etwas. Die Angst. Die Angst jemanden wieder zu verletzten. Die Angst dass sie mich wieder in eine Einzelzelle stecken. Die Angst, dass mich meine Freunde nicht mehr mögen. Einfach Angst.

,,Alles wird gut." sagte Micha und ging langsam mit mir auf das Internat zu. Ca. 20 Meter entfernt vom Tor bleibt er stehen und pfeift 3 mal. So als würde ein Vogel rufen. Warum hat er das gemacht? Wozu? Was bringt das?

Meine anderen Ichs (Zomdado/Kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt