Kapitel 62: Übernatürliche Stärke

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Pov. Fabo

Beim Kölner Dom angekommen, schaute ich hinauf. Maurice hatte Recht. Der Kölner Dom hat einen Zwillingsturm. Die sind alle so schlau. Ich wünschte, ich wäre so schlau wie Basti. Er weiß gefühlt alles! Ich bin echt neidisch. Ein Seufzen verließ meine Lippen.

„Ist was?", fragte mich Cracker von der Seite, doch ich setzte nur ein Lächeln auf und meinte: „Ja, klar. Ich ehm... habe mir nur gerade Gedanken um... eh... Herr Bergmann gemacht. Ich meine, er ist einfach so gegangen und hat halt gemeint, dass eine andere Gruppe seine Hilfe braucht und wir ohne ihn weitermachen sollen. Ist doch schon irgendwie komisch, oder? Ich meine... ehm... Ich mache mir einfach nur Sorgen." „Kann ich verstehen", meinte Cracker und lächelte dann: „Aber ich bin mir sicher alles wird gut." Ich nickte zustimmend.

Dann widmeten wir uns wieder dem Erkunden des Kölner Dom. Nach einer Weile rief Cracker uns wieder zusammen. In seiner Hand der dritte und auch letzte Brief. Zumindest hatte Herr Bergmann uns erklärt, dass jede Gruppe jeweils drei Briefe kriegt und somit auch drei Orte erkundet. Dann räusperte sich Cracker und las den grünen Brief vor: „Was ist das meistbesuchteste Museum in Köln?" Wir überlegten nicht lange, da Mexi schnell auf die Lösung kam, dass es sich um das Schokoladenmuseum handeln musste, also machten wir uns auf dem Weg zum Schokoladenmuseum. Während wir in dieser kleinen Gruppe liefen, schaute ich immer wieder auf meine Hände.

Ich wüsste echt gerne, was die anderen als Kraft haben. Als ich mir das dachte, schaute ich in der Gruppe herum. Cracker, Maurice und Mexify. Schade, dass wir unsere Kräfte auch untereinander geheim halten sollen. Auch wenn ich nicht verstehe, wieso, denn es ist doch egal, da wir eh alle im selben Internat untergebracht sind und wenn ich meine Kräfte auch nutzen dürfte, wäre es natürlich voll praktisch.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Ich wäre um einiges stärker", sagte ich zu mir selbst, doch dann merkte ich, dass ich es doch laut ausgesprochen hatte, und Maurice schaute mich an. Sein Kopf war leicht zur Seite geneigt, als ob er mich was fragen würde, doch ich schüttelte nur den Kopf in der Hoffnung ich müsse es nicht erklären. Zum Glück nahm Maurice es lächelnd hin und ließ mich dann in Ruhe.

Meine Gedanken wanderten wieder weg und ließen mich daran erinnern, wie ich zu diesem Internat gekommen bin. Es passierte in der Schule, auf dem Schulhof. Ich sah zu wie ein kleiner Junge verprügelt wurde. Eindeutig ein Mobbingopfer. Wer hätte gedacht, dass dieser kleine Junge mein Leben um 180 Grad wenden könnte? Ich zu dem Zeitpunkt jedenfalls noch nicht.

Der kleine Junge hat in mir einfach einen Schalter umgelegt. ICH MUSSTE IHM HELFEN! Er war hilflos vier anderen Klässlern der Oberstufe ausgesetzt. Das ganze Blut, dass er spuckte und die ganzen blauen Flecken, die ihm zugefügt wurden, ließen die Wut in mir aufsteigen, bis ich mich nicht mehr beherrschen konnte und auf die vier Mobber drauflosgegangen bin. Mein Gehirn konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war nur ich und meine Gegner.

Ich kann mich ganz genau daran erinnern. Einen schaltete ich mit einem Kinnharken aus. Dem anderen trat ich kräftig in die Bauchgrube. Dann würgte ich den Dritten, bis er auch zu Boden taumelte. In meinen Augen konnte man bestimmt die Wut sehen, denn der vierte zitterte vor Angst und auch der kleine Junge schien starke Angst vor mir gehabt zu haben. Doch ich konnte nicht aufhören. Mobber müssen bestraft werden...

Auf das, was als nächstes geschah, war ich noch nie stolz, doch... ich hatte in dem Moment einfach meinen Verstand verloren und dem letzten Mobber, welcher sich schon an eine Schulwand drängte, mit voller Kraft gegen den Schädel geschlagen. Doch das Unglaubliche passiert. Er flog inklusiv Schulwand ein paar Meter weit weg. Richtig, ich hatte die Schulwand mit meiner Faust komplett verstört. Gut, dass wir Pause hatten, weswegen niemand weiteres verletzt worden ist, dennoch hatte der Mobber tatsächlich eine Gehirnerschütterung und leichte Frakturen an der Schädeldecke. Das stellte sich heraus, nachdem alle fünf Mobber und auch der kleine Junge in kürzester Zeit ins Krankenhaus gefahren wurden. Die Ärzte meinten, dass er noch ziemlich viel Glück gehabt hatte. Natürlich hatte ich dann ein schlechtes Gewissen. Ich hatte es nicht einmal geschafft den kleinen Jungen nach seinen Namen zu fragen.

Ich seufzte und ließ meine geballte Faust wieder locker. Es hatte dann nur eine Woche gedauert bis ich von der Schule verwiesen wurde und meine Eltern mussten die ganzen Reparationen bezahlen. Die nächsten Wochen lebten wir dann wie arme Kirchmäuse und meine Eltern hatten durchgehend nur zwei Emotionen, wenn ich den Raum betrat. Enttäuschung und Angst. Eine schreckliche Kombi für ein Kind und dabei wollte ich nur einem Jungen in Not helfen.

In einer Nacht, kam meine Mutter in mein Zimmer und meinte, dass sie einen Ort gefunden hatte, der mich dort für nur wenig Geld aufnehmen würde und wo ich sogar weiter lernen würde. Ich dachte, oh wie toll, doch jetzt bereue ich es total. Den Ort, den ich meine, ist das Internat, auf dem ich schlafe, esse und lerne. Ein Ort, der zu deiner persönlichen Hölle werden kann.

Warum hätte meine Mutter mich nicht einfach für einen Talentwettbewerb für übernatürliche Stärke anmelden können? Ich wette das hätte viel mehr gebracht!

Ich merkte kaum, wie ich wieder wütend wurde und anfing zu knurren, bis Wintercracker eine Hand auf meine Schulter legt. Ich beruhigte mich sofort und schaute ihn perplex an. War er das?

„Alles gut?", fragte Cracker mich nun und ich nickte, als ich einen tiefen Atemzug nahm. „Danke", sagte ich nur leise. „Kein Problem", meinte er und ergänzte dann noch: „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du dich übrigens auch an mich wenden." Er lächelte lieblich und ich konnte nicht anders als mit ihm zu Lächeln. „Ich werde es mir merken", meinte ich zu Cracker und auch kurz darauf kamen wir bei unserem Ziel an. Das Schokoladenmuseum. 

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Meine anderen Ichs (Zomdado/Kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt