Cassidy/ 15. Kapitel

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»Cass?«hörte ich die Stimme meines Bruders leise vor meiner Tür

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»Cass?«hörte ich die Stimme meines Bruders leise vor meiner Tür. Es war bereits nach 2 Uhr nachts, weshalb ich verwundert war, dass er überhaupt noch wach ist.

»Komm rein.« sagte ich und rückte auf meinem Bett ein Stück zur Seite.

Er öffnete die Tür und setzte sich neben mich aufs Bett.

»Ich möchte, dass wir es üben. Ich will wissen, ob ich es auch kann. Willst du es nicht kontrollieren können?« fragte er mich und ich wusste direkt worauf er anspring. Auf die Elemente.

»Hör mir zu Luke. Das ist wirklich sehr gefährlich. Ich habe Angst, dass wir uns oder anderen damit wehtun.« sagte ich.

»Genau daher sollten wir es doch kontrollieren können. Bitte, Cass, du weißt das ich Recht habe.«

Ja, ich wusste es, doch ich habe Angst davor zu sehen, was ich alles kann. Denn ich weiß, dass wir ein noch größeres Ziel sein werden, wenn wir wissen, wie man damit umgehen soll.

»Luke..« fing ich an, doch er unterbrach mich.

»Komm mit. Es ist mitten in der Nacht. Erinnerst du dich an den Parkplatz, auf dem unser Auto steht? Dahinter ist eine Wiese. Niemand sollte uns sehen können.« schlug er vor und ich muss sagen, dass sein Plan garnicht so schlecht klingt. Ich wusste, dass es wohl eine dumme Idee war, sich nachts rauszuschleichen und eventuell eine ganze Wiese anzuzünden, aber Luke hatte Recht. Wir müssen wissen, was in uns steckt.

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Etwa eine halbe Stunde später standen wir auf der Wiese, bedacht, dass niemand uns auf dem Hinweg entdeckte. Neben dem Parkplatz war wirklich eine riesige Wiese, welche sich hügelig und bedeckt mit Gras kilometerweit zog. Alleinig eine Straße führte durch sie hindurch und verband diese Stadt mit dem Rest der Welt.

Da man Sol nicht mit dem Auto befahren darf und auch der Rest der Stadt zu Fuß zu erreichen war, steht unser Auto schon seit wir hier sind auf dem Parkplatz, welcher fast leer war.

»Wie hast du das gemacht? Also das Erdbeben und das mit dem Wasser?« fragte er mich und meine Antwort war schnell klar.

»Ich habe alles andere um mich herum ausgeblendet, weil ich so stark eine Emotion gespürt habe. Angst und Trauer.« sagte ich, während ich seine Gestalt einige Meter von mir entfernt im Gras sitzen sah. Über uns strahlten die Sterne und der Mond war über uns zu sehen.

»Guck Mal, es ist Vollmond. Sagt man nicht, dass er Kräfte verstärken soll?« sagte er lachend und ich setzte mich zu ihm.

»Ich kann das nicht, Luke. Ich probiere wirklich, diese Gefühle erneut zu fühlen, aber es geht nichtmehr.« sagte ich nach einer Weile und er sah zu mir.

»Weißt du noch, wie Miss Cara uns immer Süßigkeiten gegeben hat, als wir aus der Schule kamen? Jedesmal wenn man sie gesehen hat, hat sie einem wie ein Dealer diese Lollis zugeschoben.« sagte er und ich musste bei der Erinnerung lächeln.

»Oder wie sie bei uns Babysitten war, als Mum und Dad nicht konnten. Sie hat die besten Spagetti gekocht, die ich je gegessen habe.« erzählte ich weiter und er lächelte.

»Ich werde sie wirklich vermissen.« flüsterte er und bei dem letzten Wort leuchteten seine Augen auf.

Also jetzt wirklich.

Sie leuchteten.

»Luke, deine Augen. Sie haben geleuchtet. Sie haben einfach blau geleuchtet. « sagte ich und er schaute mich verwirrt an.

»Was?«

»Das ist es. Es ist nicht nur Trauer. Also auch, aber es geht viel mehr ums vermissen. Wenn vermisst du, Luke?« fragte ich ihn und sprang glücklich auf.

»Mona. Sie ist meine beste Freundin.« sagte er und stand auch auf.

»Denk an sie, denk daran, wieso du sie so magst und an deine liebsten Erinnerungen mit ihr. Denk daran, dass du sie vermisst.« sagte ich und er sah in den Himmel, während seine Augen wieder anfingen zu strahlen. Wie aus dem nichts tauchten kleine Wasserpartikel um ihn herum auf, die sich wellenartig um seinen Körper schlängelten.

Mein Atem stockte, während ich zusah, wie das Wasser immer höher in den Himmel stieg und immer mehr und mehr wurde, bis es schlagartig jeden halt verlor und auf uns beide drauffiel. Wie als hätte sich stundenlanger Regen innerhalb einer Sekunde auf uns geschüttet standen wir nun da, triefend nass und sahen uns ungläubig an.

»Das.. das..« fing ich an, doch er unterbrach mich.

»War der absolute Hammer!«

Wir schwiegen einige Sekunden und starrten und dumm an, bevor er mich stumm aufforderte es auch zu versuchen.

Wen vermisse ich im Moment am meisten? Ich dachte einige Sekunden nach, bevor mir ein Name ins Gedächnis schoss.

Henry.

Er ist mein bester Freund und wohl die Person auf der Welt, die mich am besten kennt. Ich fühlte mich instinktiv schlecht. Ich habe mich in letzter Zeit viel zu wenig bei ihm gemeldet und auf alle seiner Nachrichten knapp und erst nach langer Zeit geantwortet. Was ist nur los mit mir?

Ich zuckte zusammen, als es aufeinmal hell aufflackerte und ein Donnern über uns den Boden zum Beben brachte.

»Scheiße, Cass, was ist das?« hörte ich Luke geschockt neben mir, während ein paar Tropfen Wasser auf uns fielen. Der Regen stoppte sofort, als meine Gedanken sich etwas anderem richteten.

»Schuld. Ich hab mich schuldig gefühlt.« sagte ich leise und er schaute mich nachdenklich an.

»Dir ist auch bewusst, dass wir viel mehr können, als wir eigentlich dachten, oder?  Wir könnten alleine mit unseren Gedanken wahrscheinlich die Welt zerstören.« sagte er und ich dachte zurück an die Worte meiner Tante.

Bruder und Schwester, welche ihr erst die Retter nennt,
doch mit ihren leuchtenden Augen und heißen Händ' bringen sie des Friedens End'.
Zu mächtig und stark, sie zerstören sich selbst, doch ihr Tod bringt uns den Untergang der Welt.

Sie haben Recht gehabt. Wir werden alles zerstören. Ich schluckte und trat einen Schritt zurück. Warum wir?

ChosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt