Nick/ 22. Kapitel

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Der Tag war lang

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Der Tag war lang.

Ich ging nach Hause, ich vermisste sie.

Ich traf mich mit Evan, ich vermisste sie.

Ich ging zu Elli, sie hatte gestern ein gutes Bewerbungsgespräch, ich freute mich für sie, doch gleichzeitig vermisste ich sie.

Ist es so einen Mate zu haben? Sie ständig zu vermissen? Immer bei ihr sein zu wollen? Es war schön, doch gleichzeitig so qualvoll.

»Komm schon, Nick, was ist los mit dir? Du bist heute garnicht bei der Sache.« fragte mich Elli verwirrt und trank einen Schluck aus ihrer Tasse dampfenden Tees. Ich verstehe nicht, wie sie ihn schon trinken konnte, ohne vor Schmerz von der Hitze zusammenzuzucken.

»Ich war heute Nacht bei Cassidy.« erzählte ich ihr. Ich habe angefangen Elli in mein Leben einzuweihen und es fühlt sich wirklich gut an die Dinge nicht nur mit mir selbst und ab und zu mit Evan zu klären, sondern auch einen anderen Menschen zu haben, mit dem ich über diese Dinge reden kann.

»Und jetzt kannst du nichtmehr aufhören an sie zu denken.« sagte sie lachend und ich nickte.

»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.« Ich stöhnte genervt auf und lehnte mich zurück ins Sofa. »Ich hasse es, dass wir es wegen meinen Eltern nicht allen sagen können.«

»Ihr werdet einen Weg finden.«munterte sie mich auf uns lehnte sich ebenfalls zurück.

»Wie geht's Evan?« fragte sie mich, doch man konnte aus ihrer Stimme heraushören, dass sie probierte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.

»Du stehst auf ihn, oder?« fragte ich sie lachend und sie sah mich überrascht an.

Ihr Blick wandelte sich zu einem fast traurigen Ausdruck und sie sagte »Das ist komplizierter als du denkst, Nick.«

»Dann fang an.« forderte ich sie auf und sie seufzte, bevor ihre Wangen rot anliefen.

»Ich habe ihn in der Bar kaum gesehen, doch ich habe es gespürt. Sehr sogar. Aber er hat mich nichtmal angeschaut und ist verschwunden, als ich zu dir kam. Ich glaube, dass das ein Zeichen ist. Ich habe Angst ihn anzuschreiben und nochmehr davor, mit ihm zu sprechen. Letztes Mal wollte er es ja anscheinend auch nicht.« sagte sie traurig und ich sah sie fassungslos an.

»Ist das dein Ernst? Schreib ihm! Jetzt sofort.« sagte ich und sie zuckte zusammen.

»Und was sollte ich ihm schreiben? 'Hey, ich glaube ich bin übrigens deine Mate, die sich erst jetzt traut dich anzuschreiben, weil sie denkt, dass du es nicht spürst'?« sagte sie und sprach den zweiten Teil in einer viel zu hohen Stimme, um nochmal darzustellen wie lächerlich die Idee ist.

»Okay, dann schreibe ich ihm, dass er herkommen soll.« sagte ich und griff nach meinem Handy, doch sie stoppte mich, indem sie ihre Hand um mein Handgelenk legte, bevor ich danach greifen konnte. Sie sah mich an, schluckte einmal und ließ dann mein Handgelenk los, als würde sie es sich anders überlegen. Ich sah sie nochmal fragend an, doch da sie nicht mehr protestierte schrieb ich ihm einfach, dass er jetzt ins Cafe in der Baker Street kommen soll.

Wenige Minuten später stand er, typisch Evan, schon im Eingang und ließ sein Blick suchend über die Tische schweifen.  Als er unseren Tisch erblickte stockte er und ich sah, wie ihm sein Lächeln kurz entglitt, bevor er verwirrt zu uns rüber sah. Elli starrte nervös zurück und ihr Knie wurde, nachdem es seit ich ihm geschrieben habe nervös gewippt hat, ganz still. Schließlich fasste er sich wieder und ging die letzten Schritte auf uns zu, sein Blick nur auf Elli. Er setzte sich auf den freien Platz neben ihr und es schien ihm sichtlich schwerzufallen, sie nicht zu überrumpeln.

»Hey, ich bin Evan.« sagte er und lächelte sie nervös an. Ich glaube ich habe ihm noch nie das Denken angesehen, doch gerade wusste ich genau wie viel ihm durch den Kopf ging.

»Ich bin Elli.« antwortete sie ihm und starrte ihn mit leicht offenen Lippen an. So süß ich das ganze hier auch fand, ich fühlte mich ziemlich fehl am Platz.

»Ich wünsche euch viel spaß.« sagte ich daher einfach nur und stand auf.

Die Mittagssonne schien mir auf den Kopf. Die Tage wurden kälter, doch auch die Winde die durch die Straßen wehten vertrieben nicht die wohlige Wärme, die ich auf meiner Haut spürte. Trotz des wundervollen Wetters fühlte ich mich jedoch komisch. Es war so eine innere Unruhe, als wäre dort eine Stimme in meinem inneren, die mich anschreit. Doch ich wusste nicht, was sie mir sagen will.

Ohne es überhaupt aktiv beschlossen zu haben, hatte ich schon die Brücke über den Caelum überquert. Ich muss ja nicht zu ihr gehen, ich wollte nur nachschauen, was sie gerade macht. Ich hoffte einfach, dass sie dieses ungute Gefühl in mir vertreiben könnte. Sonst durchquerte mich immer eine wohlige Wärme, wenn ich mich ihrem Haus näherte, doch sie kam nicht. Je näher ich ihrem Haus kam, desto unwohler wurde mir. Was ist hier los?

»Entschuldigung, haben sie dieses Mädchen gesehen?« fragte mich eine hetztende Stimme und riss mich somit aus meinem Tagtraum. Ich dachte dass mich der Anblick von Cassidy's Mutter Madelaine, mit der ich noch nie ein Wort gewechselt habe, durcheinanderbringen würde, doch viel schlimmer war das Bild, das sie mir zeigte.

Cassidy.

Etwas in mir wurde schlagartig größer und drückte mir die Luft aus der Lunge. Angst.

»Äh nein. Was ist passiert?« fragte ich sie und musste mich anstrengen, damit man mit die Angst nicht ansah. Das waren die ersten Worte, die ich mit der Mutter von dem Mädchen wechselte, mit der ich mein Leben verbringen will. Dieser Plan könnte sich mittlerweile in Luft aufgelöst haben. Schnell verbannte ich schlimmere Gedanken aus meinem Kopf.

»Sie wollte heute morgen nur Brötchen holen gehen. Sie kam nicht wieder und ihr Handy ist aus. Sie hat viele Feinde, von denen sie nichtmal weiß, wissen sie?« erzählte sie und auch das letzte Stück in meinem Körper, das noch nicht von Unwissen und Angst eingenommen wurde, begann schmerzhaft zu ziehen.

»Kann.. kann ich helfen?« fragte ich Madelaine und versuchte mich ganz darauf zu konzentrieren, dass sie wahrscheinlich nur etwas die Zeit vergessen hat.

»Sie können bitte ihre Augen aufhalten und falls ihnen etwas auffällt, dann rufen sie diese Nummer an.« sagte sie und gab mir einen kleinen Zettel mit einer Telefonnummer drauf.

»Mach ich.« sagte ich, doch war mit meinen Gedanken schon ganz woanders. Ich werde nicht zulassen, dass Cassidy irgendetwas passiert. Das könnte ich mir niemals verzeihen.

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