Ich bin mir immernoch nicht sicher, was das hier alles soll. Ich meine, ja, mir tut Alec, ich habe mittlerweile seinen Namen erfahren, sehr leid, doch ich habe kein Plan, wie ich ihm helfen sollte.
Sie sagen mir zwar anfangs, dass ich jederzeit gehen könnte, doch ich habe gesehen wie genauestens sie mich beobachten. Ich habe schon nachgefragt, doch sie sagen mir jedes Mal wieder, was ich mir ja noch angucken muss. Ich habe mich hier schon umgeschaut, bin durch die langen Flure gegangen, durfte mir einige ihrer Experimente und Forschungen angucken, die wirklich faszinierend sind, doch sie forschen hier an Pflanzen. Das ist doch nicht vergleichbar mit mir, oder?
Ich ließ mich kritisch auf eine Nacht ein.
Darauf folgte eine nächste.
Und noch eine.
Und ich fühlte mich immer mehr verbunden mit diesem riesigen Bunker. Es war so, als könnte ich das Gefühl von Angst hier unten einfach nichtmehr spüren. Oh, ich war glücklich. Ich weiß nichtmal genau wieso, doch es strömte durch meinen Körper.
Nach ein paar Tagen begannen sie Tests an mir durchzuführen. Sie erklärten mir, dass der Wind, von dem ich dachte, dass er sicher von der Belüftung kommt, eigentlich aufgrund meines Elements kommt. Sie sagten mir, dass sie es schaffen können, dass ich sie immer so einfach bedienen ist, doch bräuchten dafür noch mehr Ergebnisse.
»Ich mag es wenn du Klavier spielst. Aber spiel doch nicht immer so traurige Lieder.« sagte ich zu Alec und sah, wie sein Blick nach meinem Worten von seinem Notenblatt schnellte.
»Möchtest du ein Lied heraussuchen?« fragte er mich und ich nickte lächelnd, während ich mich von dem Sofa, auf dem ich bis eben gelegen habe, erhob.
Ich verstehe den Sinn von diesem Zimmer nicht ganz. Es ist so, als hätte man alle möglichen Aktivitäten zusammengesucht und von jedem bisschen, so viel wie möglich in diesen Raum gesteckt.
Es gab ein Klavier, ein Schlagzeug, ein Bücherregal, ein Basketballkorb, ein Fernseher, ein Billardtisch und noch so viel mehr.
Ich entschied mich das einzige Lied, dessen Titel mir etwas sagte und fragte Alec, ob er es für mich spielen kann.
Die Melodie kam mir bekannt vor, doch ich wusste nichtmehr woher. Ich stand einfach auf und begann zu tanzen. Ich wirbelte im Kreis herum, sprang durch den Raum und bewegte mich zu den schnellen Notes des Liedes. Alec sah mir amüsiert zu, doch spielte das ganze Lied, bis zum Ende.
»Ich glaube ich war noch nie in meinem Leben so glücklich wie jetzt.« sagte ich lachend und ließ mich nach dem Lied wieder erschöpft aufs Sofa fallen.
Alec setzte sich auf den Platz neben mir und ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter.
»Hattest du schonmal eine Freundin?« fragte ich ihn interessiert und als ich wieder hochsah erkannte ich die leichte rote Farbe, die seine Wangen bekamen.
»Sie hieß Hope. Es ist mitlerweile glaube ich schon fast 2 Jahre her. Sie war ein paar Monate hier, wegen einer genetischen Fehlfunktion. Ihre Lunge hat nicht so funktioniert, wie sie sie eigentlich sollte, doch normale Ärzte konnten nicht feststellen wieso. Ihre Eltern haben gehofft, dass wir hier etwas finden können, was in ihrem verborgenen Erbgut liegt. Irgendwann ist sie einfach verschwunden. Ich habe bis heute keine Ahnung, was mit ihr passiert ist, doch niemand wollte es mir erzählen.« erzählte er und ich setzte mich auf, um ihn anzusehen.
»Und du hast einfach aufgegeben?« fragte ich ihn entsetzt und starrte ihn an.
»Ich denke, dass ich einfach Angst vor der Antwort habe.« rechtfertigte er sich und stand auf. Er sah zu mir hinunter. Genauergesagt auf meinem rechten Oberarm.
»Hast du sie geliebt?« Ich wusste nicht, wieso ich es fragte, aber ich wollte einfach mehr über ihn herausfinden.
»Ich denke nicht, dass ich überhaupt weiß, was liebe ist « sagte er hetzig und verließ, schnell und ohne noch etwas zu sagen den Raum. Ich schnaubte einmal genervt und ließ mich dann wieder zurück auf das Sofa fallen. Die schlechte Laune, weil Alec mich einfach alleine gelassen hat, hielt nicht lange an. Der Nachmittag verging und es wurde langsam abends. Alec tauchte wieder auf und brachte mir Abendessen, welches wir zusammen aßen. Ich fragte nicht weiter nach, was ihn sehr zu beruhigen schien. Er brachte mich schließlich zurück in mein Zimmer.
»Wollen wir nicht noch etwas machen? Ich kann jetzt noch nicht schlafen?« fragte ich ihn, doch er schüttelte schnell den Kopf.
»Leg dich nur hin. Du wirst sicher gleich schnell einschlafen. « sagte er und ich seufzte.
»Okay.«
Und wie er es erzählt hat, geschah es auch.
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»Warum ist sie wach?«zischte eine weibliche Stimme genervt.
Ich spürte meinen Körper nichtmehr.
»Ich hab ihr schon mehr gegeben.« sagte ein Mann, doch als ich meine Augen öffnete war es schon wieder morgens.
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»Was ist das auf deinem Rücken?« fragte mich Alec besorgt und deutete auf meinen Unterrücken, der aufgrund meines hochgerutschten Shirts sichtbar war. Ich lief zum Spiegel, welcher auf der einen Seite seines Zimmers war und sah es an.
»Hmmm.. ich muss mich wohl gestoßen haben.« antwortete ich achselzuckend und legte mein Shirt wieder über den blauen Fleck, der meinen Rücken zierte.
Ich wollte mich wieder dem Videospiel zuwidmen, doch Alec schien andere Pläne zu haben.
»Spiel schonmal ohne mich weiter.« sagte er und verließ schlagartig den Raum.
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Alec kam nicht wieder, weshalb ich mich abends dann entschied in mein eigenes Zimmer zu gehen. Es fiel mir unauffällig schwer einzuschlafen, doch nach stundenlangem hin- und herwelzen schaffte ich es endlich.
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Ich wachte auf durch Bewegung, die ich spürte. Ich wollte meine Arme hochnehmen, doch ich konnte nicht. Ebenso bei meinen Füßen und sogar meinem Kopf. Ich öffnete die Augen und erkannte die weiße Decke mit ihren regelmäßigen Lampen über mir.
Ich wurde geschoben. Ich wusste vorher nicht, das mein Bett Rollen hat, doch nun wurde ich gefesselt an mein Bett durch die Gänge geschoben. Ich wollte sprechen, doch ein Band war um meinen Mund gewickelt.
Das Glück, was ich die letzten Tage verspürt habe, war aufeinmal verschwunden und hatte sich in dieses kläffende schwarze Loch in meiner Brust verwandelt. Ich fühlte mich betrogen, alleine, verlassen und dumm, oh so dumm.
Ich konnte die Person, die mich schob, nicht sehen, da ich meinen Kopf nicht so weit nach hinten bewegen konnte, doch ich hörte ihr lautes Atmen. Sie war nervös, vielleicht hatte sie sogar Angst.
Dieses Gefühl, das ich verspürte traf mich aus dem nichts, so doll, dass es sich anfühlte als würde es mich gleich zerreißen. Ich konnte es in den letzten Tagen nicht sehen, doch das hier war so falsch, ohne dass es mich gestört hat.
In diesem Moment in dem ich dort lag, festgekettet wie ein wildes Tier, ohne Macht, über das was nun mit mir passiert, hatte ich Angst um mein Leben.
Ich konnte an nichts anderes als an meine Familie, an Nick denken. Sie werden mich für immer und ohne Erfolg suchen.
Ich will nicht sterben.
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Chosen
WerewolfCassidy wusste schon immer, dass sie und ihr kleiner Bruder Luke, anders sind, als die anderen Wölfe in ihrem Alter, doch das ausgerechnet die Liebe ihrer Eltern dahinter steckt kam unerwartet. Von einen auf den anderen Moment ändert sich alles für...