2 - Niemand hat mich lieb!

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Revali

Die anderen Kinder sind so gemein zu mir. Niemand hat mich lieb! Das ist so ungerecht! Ich habe niemanden etwas getan. Die anderen mögen mich ja bloß nicht, weil ich keine Mama und keinen Papa habe. Was kann ich denn dafür, dass sie mich nicht wollten? Das hält die anderen aber auch nicht davon ab, mich Kuckuck zu nennen. Ich bin kein Kuckuck! Kuckucks werden von ihren Mamas und Papas geliebt, auch wenn sie nicht ihre echten Eltern sind. Außer Oma Eufeli kümmert sich keiner um mich.

Vorhin wollte ich mit ein paar Kinder fangen spielen, aber sie ließen mich nicht mitspielen. Dann habe ich mich zu ein paar anderen dazugestellt, aber die haben mich weggeschupst und mich wieder als Kuckuck beschimpft. Und jetzt sitze ich hier und denke über meine Mama nach, die mich einfach weggegeben hat. Oma Eufeli hat mir gesagt, dass meine Mama ihr ihr Ei gegeben hat und dann verschwunden ist. Nur weil Oma Eufeli so eine liebe Orni ist, habe ich jemanden, der auf mich aufpasst, sonst wäre ich wahrscheinlich ganz alleine.

Plötzlich sehe ich zwei Füße auf dem Boden, kleine Füße mit Stiefeln. Hä? Kein Orni trägt Stiefel. Ruckartig schaue ich auf und erschrecke. Ich mag es nicht, wenn ich flauschig werde, aber verhindern kann ich es nicht, es ist nun mal so. Außerdem habe ich noch nie zuvor einen federlosen Orni mit Haaren gesehen. Es ist ein Mädchen. Der Wind spielt mit ihren rotbraunen Locken. Sie trägt ein grünes Kleidchen. Oh, so ganz federlos ist sie dann doch nicht! Sie hat Flügel. Ob sie eine Hylianerin ist? Oma Eufeli hat mir Geschichten von den federlosen Wesen mit den spitzen Ohren erzählt. Und ja, das Mädchen hat spitze Ohren, aber diese Flügel... Das passt doch nicht zusammen.

Skeptisch verziehe ich den Schnabel. Ob sie auch gekommen ist, um gemein zu mir zu sein? Vielleicht zieht sie mich ja auch auf, weil ich so klein bin. Ich warte darauf, dass sie etwas zu mir sagt, dass sie mich verspottet oder mich verhöhnt, aber ihre braunen Augen schauen mich einfach nur an. Heiliger Federbausch, hat das Mädchen große Augen und lange Wimpern! Eigentlich sieht sie ja recht freundlich aus, aber das tun die anderen auch und die sind gar nicht lieb zu mir.

»Wer bist denn du?«

Doch anstatt mir zu antworten, setzt sich das Mädchen einfach zu mir. Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Einerseits macht sie mir Angst und andererseits denke ich mir, dass sie zu lieb aussieht, um böse zu sein.

Sie lehnt sich an dem Zaun aus Holz an und blinzelt einfach nur. Sie lächelt. Es ist ein schönes Lächeln. Das ist ja ganz nett, aber warum sagt sie nichts zu mir? Ihr Schweigen macht mich ganz nervös.

»Sagst du mir jetzt endlich, wie du heißt?« Ich wollte nicht so böse klingen, aber ich mag es einfach nicht, wenn man mich anschweigt.

Da wird ihr Lächeln noch schöner. Ganz laut plärrt sie: »Tahari!«

Tahari? Ich glaube, Oma Eufeli hat irgendetwas von einem kleinen Engelsmädchen erzählt, das jetzt bei Hemba wohnen soll. Natürlich habe ich ihr nicht geglaubt, denn auch wenn sie sehr lieb zu mir ist, sie ist eben alt und redet manchmal wirres Zeug. Leider vergisst sie schon viel zu viel. Wie zum Beispiel mir etwas zum Essen mitzugeben... so wie heute.

Wie auf ein Stichwort beginnt mein Magen zu knurren. Das Mädchen neben mir schaut mich groß an. Offenbar muss sie es gehört haben. Unter einem beschämten Piepsen drehe ich mich von ihr weg. Sie hätte nicht mitbekommen sollen, dass ich Hunger habe. Jedes andere Küken hätte mich schon wieder ausgelacht, aber das Mädchen sieht mich einfach nur an.

Warum starrt sie denn so? Das mag ich nicht. Wenn sie schon starrt, dann soll sie wenigstens etwas sagen.

Doch bevor ich den Schnabel aufmachen und mich über sie beschweren kann, hält sie mir plötzlich etwas hin. Es sieht aus, wie ein Beutel voll mit Keksen. Als ich weiterhin fragend den Beutel ansehe, macht das Mädchen ein aufforderndes Geräusch und winkt mit dem Essen vor meinen Augen.

Be my angel! (Revali x Tahari)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt