Be my angel! (Revali x Tahari)

4 - Revalis Entscheidung

Tahari

Es ist Nacht. Draußen funkeln die Sterne.

Träge winde ich mich in meiner Hängematte. Gähnend kuschle ich mich fester in meine Festung aus Kissen und Decken und schaue mich von meinem Schauplatz in meinem Zuhause um, das mir mit einem Mal irgendwie fremd vorkommt.

Es ist schon komisch nun wieder in meiner Hütte zurück zu sein. Inzwischen habe ich mich an mein Gemach im Schloss gewöhnt. Eigentlich hat meine Behausung hier im Orni-Dorf ursprünglich Revali gehört. Der hat es wiederum von Oma Eufeli geerbt. Doch als sein persönlicher Übungsplatz am Rhinos-Pass fertig war, ist er dorthin gezogen, damit er von früh bis spät nach Belieben trainieren konnte. Das Haus von Oma Eufeli wollte er eigentlich verkaufen, aber da ich es haben wollte, hat er es mir geschenkt, einfach so und frage mich bis heute, warum Vali das getan hat. Wollte er mir eine Freude bereiten oder hatte es andere Gründe?

Auf der Seite liegend blicke ich durch die Freiräume in die Nacht hinaus, in die Richtung, in der die Flight-Range liegt.

Mit einem verträumten Lächeln im Gesicht fummle ich mit den Fingern in meinen offenen Haaren herum und denke an den ereignisreichen Tag zurück. Das Wiedersehen mit Revali war interessant. Zunächst war Revali so kühl zu mir, doch dann, als wir alleine waren, war es fast schon wie früher. Auch nach der Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben, ist der unvergleichliche Orni-Krieger mein Freund geblieben. Während der Unterhaltung mit Revali habe ich gemerkt, wie verbunden ich immer noch mit ihm bin. Es war so schön, ihm von meinen Erlebnissen zu erzählen, den Orni-Tee zu genießen und einfach Revali gegenüber zu sitzen und ihn anzusehen.

Mein gefiederter Freund hat sich kein bisschen verändert. Auf andere mag Revali ja schwierig wirken und ich verstehe das auch nur zu gut, aber..., wenn ich ehrlich bin, ich mochte den überstolzen Orni schon immer. Ich finde alles an ihm so perfekt, diese roten charakteristischen Kreise auf seinen Wangen, die Umrandungen seiner Augen in der gleichen Farbe, dieses selbstgefällige, charmante Lächeln, dieses stolze Funkeln in seinen Augen, diese Anmut, wenn Revali sich bewegt, sogar seine spottende Art gefällt mir irgendwie. Wahrscheinlich werde ich es nie benennen können, warum ausgerechnet Revali mich so sehr fasziniert, aber es ist so. Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn seit meiner Kindheit kenne und er mein aller erster Freund war. Oder aber der Grund für Revalis Anziehungskraft mir gegenüber ist, dass er etwas ganz Besonderes ist, ein Orni, wie es ihn noch nie gab. Am allerliebsten liebe ich jedoch das, was ich ganz unscheinbar unter dem Gefieder des obersten Orni-Kriegers verbirgt und zwar sein ritterliches Herz. Revali mag es zwar nicht zeigen, aber in ihm versteckt sich so viel Güte, Aufrichtigkeit und Liebe. Aber niemand hat es bisher gesehen, niemand außer ich.

Meine Wangen werden ganz heiß, als ich an die Zeit zurückdenke, die ich und Revali in der Vergangenheit zusammen verbracht haben. Wir waren so gute Freunde... nein, für mich war es immer mehr, für mich ist es immer noch mehr. Unruhig zupfe ich an meinem Shirt, das zusätzlich zu meinem Höschen, als eines der wenigen Kleidungsstücke, meinen Körper bedeckt, denn gerade ist mir klargeworden, dass die Gefühle für Revali nie verschwunden waren. Und heute, als ich so Revali gegenübersaß, haben all diese Emotionen in ihren schönsten Farben geschimmert.

Unbewusst gleiten meine Hände durch den runden Ausschnitt unter mein Hemd. Vorsichtig taste ich nach der Feder, die als Anhänger an der Kette aus Schnur hängt. Langsam zerre ich Revalis Feder, die er mir zum Abschied geschenkt hat, hervor und streiche sie der Länge nach behutsam mit meinen Fingern.

Dieses kribbelige Höhengefühl, das sich einen Augenblick regelrecht himmlisch angefühlt hat, zeigt jedoch schnell seine hässliche Fratze. Erstickt wimmere ich auf, als mir erneut mit bleischwerer Härte bewusstwird, dass ich wahrscheinlich auf ewig unglücklich verliebt sein werde, denn Revali wird sich nicht ändern.