16 - Revalis anstrengender Weg zur Legende

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Revali


Die Schmach, die ich an jenem Tag erfahren habe, als ich in der Feldübung versagt habe, wird mir nicht noch einmal zuteilwerden. Seither arbeite ich noch viel härter an mir. Den gesamten Winter verbringe ich damit, zusätzlich zu Vaters anstrengendem Training mich selbst zu fördern. Jeden einzelnen Tag besuche ich den einen Platz am Rinos-Pass, den ich neulich bei meinem Patrouillenflug gefunden habe. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich es schaffen kann, einen Aufwind zu überzeugen.

Auch heute glänze ich wiedermal mit meiner Anwesenheit. Mein Körper ist bereits erschöpft von Hebaris Training, das ich absolvieren musste. Denn von nun an lege ich mir jedes Mal eine Schippe drauf. Immer, wenn mein Vater von mir verlangt, 10 Ziele zu treffen, nehme ich mir fest vor, das Doppelte zu schaffen, und zwar fehlerfrei, innerhalb von einer halben Minute. Denn mir ist aufgefallen, nur wenn ich die Erwartungen meines Vaters übertreffe, die für alle anderen bereits unmöglich erscheinen, erst dann werde ich mir meinen Weg zur wahren Legende ebnen. Für meine einzigartigen Leistungen erwarte ich mir jedoch von meinem Vater längst kein Lob mehr, mir genügt das stille Staunen der anderen, sowie dieses leuchtende Schimmern der Bewunderung in Taharis Augen.

Mit geschlossenen Augen treibe ich im Aufwind über dem Abgrund. Ich versuche, mich einzig und allein, auf den Wind zu konzentrieren, wie er meinen Körper erfasst und mich weiterhin ganz nach oben treibt. Es wird nicht leicht werden, den Wind zu kontrollieren, doch jetzt, wo ich so ungefähr weiß, wie er funktioniert, bin ich gewillt, es zu versuchen.

Prompt öffne ich meine Augen, die vor Entschlossenheit wild aufflimmern. Agil manövriere ich mich aus dem Aufwind heraus und setze zum Landeanflug an. So anmutig, wie ich nun einmal bin, setze ich auf dem schneebedeckten Hang auf. Ehe ich beginne, blicke ich zum wolkenbehangenen Himmel hinauf. Feine Schneeflocken lassen sich langsam zu Boden sinken.

Die Flocken werden vom Wind kontrolliert. Er bestimmt, wo sie fallen und mit welcher Geschwindigkeit. Nun nehme ich mir vor, an dem Schnee ein Beispiel zu nehmen, nur mit dem Unterschied, dass ich die Rolle von Wind und Flocken vertauschen werde. Ich werde der Wind sein, der Herr über die Schneeflocken.

Langsam gehe ich in die Knie. Die Flügel ausgebreitet schließe ich die Augen. In meinem Kopf versuche ich mich, an das Gefühl des Windes zu erinnern.

»Ein einziger Windstoß, um einen Aufwind zu entfachen, ein einziger Wind... ein Windstoß,« murmle ich vor mich hin, um mich selbst zum Unmöglichen zu animieren.

Die Muskeln in meinen Flügeln regen sich. Die Federn an Hand- und Armschwinge teilen sich wie von allein.

Ich bin ein Orni. Meine Federn wurden dafür gemacht, um sich vom Wind leiten zu lassen. Doch ich bin mir jetzt sicher, dass sie auch mehr können. Sie können die Luft bändigen, sie formen.

Ja, ja, da ist es! Ich fühle, den Wind in mir, ich kann ihn spüren.

Unter einem heiseren Krächzen lasse ich ihn frei. Doch der Wind, den ich durch eigene Willenskraft entstehen lassen habe, reicht einzig und allein, um den Schnee zu meinen Füßen aufzuwühlen.

»Vogeldreck!«, fluche ich enttäuscht. »Das hätte wirklich besser funktionieren sollen.«

Doch ich wäre nicht die Legende, die ich werden will, wenn ich beim ersten Mal so einfach aufgeben würde. Also versuche ich die Lage zu analysieren. Was habe ich falsch gemacht? Was kann ich tun, um es besser zu machen?

Nachdem ich kurz darüber nachgedacht habe, erhebe ich mich vom Boden. Langsam gehe ich auf den Abgrund zu und versuche es erneut, dieses Mal im Stehen.

Be my angel! (Revali x Tahari)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt