17 - Bogenschütz-Wettbewerb

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Tahari


Mit ausgestreckten Händen fliege ich dicht über dem Hebra-See und berühre dessen Oberfläche mit meinen Fingern. Die eiskalte Gischt spritzt mir ins Gesicht. Meine Haut reagiert bei der Berührung augenblicklich und ich beginne trotz meiner dichten Kleidung zu frösteln. Obwohl mir nun kalt ist, kann ich es nicht lassen, mit dem Wasser zu spielen. Also lege ich mich im Flug zur Seite und streife das Wasser mit meinem rechten Flügel. Glitzernde Wassertropfen spitzen in die Luft. Kichernd vollziehe ich eine Schraube und entferne mich vom Wasser, als ich die belustigten Geräusche der anderen höre.

Prompt werde ich von meinen Kameraden über den See gejagt. Plötzlich taucht mich ein Schatten ein. Jemand scheint sich über mich zu befinden. Lachend blicke ich nach oben und erblicke Bodori, der versucht mich mit seinen Krallen zu packen.

Es war meine Idee, mit den anderen Fangen zu spielen. Ich fühle mich wieder, wie ein kleines Kind. Mein Herz hüpft vor Freude. Und ich kann spüren, dass auch meine Freunde Spaß an dem Spiel haben.

»Zu langsam!«, rufe ich und strecke dem großen schwarz-weißen Orni frech die Zunge raus, ehe ich mich drehend aus Bodoris Reihweite manövriere.

Mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck, der mir bestimmt noch Jahre in Erinnerung bleiben und mich amüsieren wird, greift Bodori ins Leere.

Hämisch lachend ziehe ich von Dannen und lasse Bodori flatternd in der Luft stehen. Begleitet vom Atem der Freiheit und dem Kick des Adrenalins steige ich immer höher und höher. Mit einer peitschenden Geschwindigkeit tauche in die Wolken ein, ehe ich den betörenden Duft von Schnee einatme.

Als ich aus der Wolke wieder auftauche, bleibe ich verdutzt in der Luft stehen. Wo zum Kuckuck sind denn die anderen?

Mit einem Mal tauchen sich alle gleichzeitig auf. Sie stürzen sich aus den Wolken und umzingeln mich. Herausfordernd grinse ich jeden Einzelnen entgegen.

»Oh je!«, rufe ich verspielt kapitulierend. »Jetzt habt ihr mich. Ich armes Wesen, was mache ich jetzt nur?«

»Hab dich!«, ruft Sella schon, bevor er überhaupt in meine Nähe gelangt ist, als er nach vorne stürzt.

Der übermütige, gelbe Orni stößt doch prompt mit Kanerla zusammen, der versucht hat, mich unbemerkt von hinten zu erwischen, als ich nach oben hin entwische, kurz bevor Sella mich erreicht hat. Ich lache mir die Augen aus dem Kopf, als Sella und Kanerla einen kurzen Moment fallen und sich gleich darauf, nachdem sie wieder Kontrolle über ihre Flügel erlangt haben, einen verärgerten Blick zuwerfen.

Doch mir bleibt nicht lange Zeit, mich über die Ungeschicktheit der beiden lustig zu machen, denn da bemerke ich schon, dass Riba von unten her auf mich zuschießt. Kreischend suche ich das Weite. Blitzschnell tauche ich wieder in die Wolke ein und versuche Riba so abzuschütteln, doch der creme-farbene Orni mit dem roten Stirnband ist beeindruckend hartnäckig.

Als ich die Wolke verlassen habe, ist er mir immer noch auf den Fersen. So schlage ich in der Luft Haken, um ihn müde zu machen. Doch ich stelle fest, dass Riba ziemlich viel Ausdauer besitzt. Zu meinem Leidwesen bemerke ich, dass ich diejenige bin, der plötzlich die Puste ausgeht.

Riba, der offenbar gut aufgepasst hat, als Hebari den Rekruten das Jagen beigebracht hat, drängt mich dicht an den Boden einer weiten schneebedeckten Landschaft der Tabanta-Tundra. Mein Herz hämmert in meiner Brust, jetzt, wo ich dicht den Boden vor mir sehe und Riba, dicht hinter mir spüre. Jetzt weiß ich, wie ein Singvogel sich fühlen muss, wenn sein Leben von einem Habicht bedroht wird.

Mit letzter Kraft versuche ich es mit ein paar ausgefeilten Ausweihmanövern, aber keine Chance, Riba lässt mich nicht mehr gehen. Ehe ich mich versehe, spüre ich seinen Klauen zwischen meinen Flügeln. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen, auch wenn es meinem Kameraden nun gelungen ist, mich zu fangen. Also versuche ich mich seines Griffes zu entwinden und drehe mich. Dies hat allerdings nur zu Folge, dass er mich mit dem Rücken voran grob in den Schnee drücken kann.

Be my angel! (Revali x Tahari)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt