24 - Neue Mission, neues Glück

51 2 2
                                    

Mitara

Jede Faser meines Körpers versteift, als ich die Wurfmesser in Richtung der Übungspuppen werfe und sogleich jede der spitzen Klingen in meine Haut jagen spüre. Den Schmerz runterschluckend beiße ich mir auf die Lippen und unterdrücke ein jämmerliches Wimmern.

Unmaskiert schaue ich auf meinen Körper hinab. Nichts ist zu sehen. Die Wurfmesser haben die Dummys getroffen, aber nicht mich und trotzdem spüre ich den Schmerz. Das ist meine Strafe, die Vater mir auferlegt hat, eine Strafe, die ich nur zurecht verdiene.

»Du hast mich schwer enttäuscht, Mitara...«, hallt seine tiefe, ernste Stimme in meinem Kopf, bevor ich vor Wut und Scham, die ich gerade fühle auf die mir nächst liegende Übungspuppe losgehe und mit meinem Kopfsammler, meiner sichelförmige Waffe, auf sie einhiebe, als gäbe es keinen Morgen mehr.

Bittere Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln, als ich jeden meiner Hiebe selbst auf meinem Körper spüre. Es gibt kein Blut, keine Wunden, kein Zeichen davon, was mir gerade widerfährt. Ich fühle es einfach nur, jeden einzelnen Hieb, als würden sie sich wie die Klingen durch meine Haut bohren und nichts hinterlassen außer Schmerzen.

Es wird keine Spuren geben, aber ich werde diesen Pein noch lange spüren. Letztens als ich „Vater" enttäuscht habe, hat der Hall dieser Schmerzen Wochen sogar schon fast Monate angedauert. Und diesmal wird es noch länger andauern, da bin ich mir gewiss, denn der große Dämonenkönig ist diesmal wirklich böse auf mich. Und das zurecht. Diese Schmach trifft mich mehr, als meine Strafe.

Weil ich davon überzeugt bin, dass ich mich noch lange nicht genug bestraft habe, drifte ich flügelschlagend unter einem wütenden Aufschrei nach hinten ab und lande mit den Füßen voran an der Wand, wo ich die Trainingswaffen aufblitzen sehe. Ich fühle wie „Vaters" Gedanken auf der Peitsche hängen bleiben, dessen langes Ende mit einer feinen, aber ganz schön gemeinen Klinge endet. Meine Augen blitzen für einen Moment rot auf, als ich deutlich den Befehl von ihm vernehme, dass ich diese benutzen soll.

Zornig auf mich selbst, reiße ich die Peitsche von der Wand und fliege im nächsten Moment mit der Waffe auf die Puppen zu. Wie ein tollwütiger Kojote gehe ich die Dummys los. Das gezackte Ende meine Peitsche saust wie ein Wirbel aus Tod und Verderb auf die Puppen nieder und zerstört eine nach der anderen. Holzsplitter fliegen an meinem Gesicht vorbei, das sich vor Scham und Schmerz bereits rot färbt.

Ich höre nicht auf. Bei jedem einzelnen Hieb, denke ich an mein Versagen und an die Tatsache, wie sehr ich meinen „Vater" enttäuscht habe. Jeder Schmerz, den ich nun fühle, wird meinem Fehlen nicht gerecht.

Ich bin es nicht wert, an der Seite des Dämonenkönigs zu kämpfen. Ich bin schwach. Ich bin ein Nichts. Ich bin nicht besser, als diese Tahari.

Und dann sehe ich ihre grünbraunen Augen in meinen Gedanken aufblitzen, sowie ihr scheinheiliges Lächeln und diese rotbraunen Locken.

Obwohl ich die Strafe verdient habe und obwohl ich so kläglich versagt habe, bin ich doch froh, dass sie überlebt hat. Was für ein Verrat! Wie kann ich nur so denken? Sie ist der Feind. Und trotzdem... Wenn es mir doch gelänge, sie auf unsere Seite zu ziehen, dann...

»Schluss mit diesen gefühlsduseligen Gedanken!«, brüllt mich „Vater" in meinem Kopf an. »Sie ist der Göttin verschworen. Das Einzige, was sie verdient hat, ist die völlige Vernichtung. Wenn du es nicht erledigst, werde ich es tun. Und glaube mir, dein Richtspruch wird milder ausfallen, als meiner. Das sei dir gewiss.«

Über den Überrest der Übungspuppe gebeugt keuche ich atemlos, während sich meine Augen vor Schock öffnen.

Mir ist wahrlich bewusst, wozu der Dämonenkönig fähig ist, obwohl er längst nicht mehr in fleischlicher Gestalt handeln kann. Das Ende, was er für meine Schwester parat halten könnte, wäre um ein Vielfaches grausamer, als alles, was ich ihr antun könnte.

Be my angel! (Revali x Tahari)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt