Tatsächlich hatte ich es doch noch geschafft an diesem Abend ein Glas Alkohol zwischen die Finger zu bekommen, zum Anstoßen...leider blieb es aber nur bei einem. Mein aufgewühltes Nervenkostüm hätte deutlich mehr vertragen können. Kurz vor Mitternacht stand ich nun doch relativ nah für meine Verhältnisse an der Glasfront und schaute auf die hell erleuchtete Stadt. Hinter mir unterhielten sich die Jungs und ab und an war ein Lachen zu hören.
Seufzend folgte ich den Umrissen der Hochhäuser der Stadt und zuckte merklich zusammen, als ich von der Seite angesprochen wurde. „Ungewohnt?" Vorsichtig nickend strich ich mir über meine Arme. „ Ich studiere zuhause in einer Art Kleinstadt. Nicht mal annähernd vergleichbar mit dem hier und gar nicht erst so aufregend. Aufgewachsen bin ich auf dem Land und dachte Hamburg wäre schon was, aber bei dem Anblick... habe ich mich wohl ziemlich getäuscht."
Meinen Blick zu Namjoon wendend stellte ich überrascht fest, dass er nicht zur Stadt, sondern zu mir sah und versonnen lächelte. Meinen Blick bemerkend wand er ihn schmunzelnd ab und sah zu Boden. „Die Stadt hat ihre Schattenseiten, lass dich nicht zu sehr von ihr blenden." Mir auf meine Lippen beißend sah ich wieder hinaus. „Hat das nicht jeder Teil unseres Lebens? Wir können noch so sehr versuchen alles richtig zu machen und doch passieren Dinge die alles verändern... zum Guten oder zum Schlechten. Wichtig ist nur, wie wir damit umgehen. Versinken wir in Trübsal weil wir unseren eigenen Weg nicht mehr sehen, oder drehen wir um und schlagen vielleicht einen ein, den wir zuerst gar nicht als eine Möglichkeit in Betracht gezogen haben. Wir müssen das selbst entscheiden, ob wir nun wollen oder nicht."
Meine Hände verkrampften sich bei diesen Worten kaum merklich. Auch wenn es so wirken mochte, für mich war mein Leben auch nicht immer in geregelten Bahnen verlaufen und Narben waren zurück geblieben. Doch hatte mich das aufgehalten? Niemals, ein Kampf hatte ich vielleicht schon verloren, aber aufgegeben hatte ich nie. Allein schon deswegen war ich hier. Ein leises Räuspern ließ mich meine Hände bewusst entkrampfen und aufsehen.
Jin hatte sich zu uns gesellt und musterte uns nun. „Wir wollten fahren, Kookie ist schon runter und Tae sagt unserem Manager Bescheid. Kommt ihr mit?" Sacht lächelnd nickte ich und straffte meine Schultern bevor ich Namjoons Blick auswich, der mir meiner Meinung nach eine viel zu gute Auffassungsgabe für sein Umfeld hatte.
„Ihr bringt mich also bis zum Apartment?" Den großen Koreaner aus meinem Gedankengang verbannend schlenderte ich neben Jin her, der die Herren auf unserem Weg zum Aufzug einsammelte und letzteren für uns rief. „Wir wollen doch, dass du heile ankommst." Meine Augen verdrehend betrat ich den metallenen Käfig und einer nach dem anderen des Trüppchens folgte.
Besagtes Teil setzte sich in Bewegung und ließ uns herauspurzeln, wobei mich die doch erstaunlich herab gekühlte Nachtluft umfing. Wie es der Teufel wollte, bildete sich eine hübsche Gänsehaut auf meinen Armen. Toll... nicht mal an eine Jacke hast du gedacht. Ach ja, du hast ja auch nicht damit gerechnet überhaupt eine zu brauchen! Mein imaginäres Engelchen schlug sich gegen die Stirn und schimpfte mich aus als sich etwas Warmes um meine Schultern legte und mich aus meinem kleinen Monolog herausholte.
Verwundert nach dem Stoff greifend, entpuppte es sich als Sakko. Hoch sehend ging ich die Herren mit blicken ab und blieb an Yoongi hängen. Er war der einzige der hier ohne Sakko stand. Meinen Übeltäter damit fest gemacht seufzte ich und lief auf ihn zu. „Danke, aber du solltest dein Sakko lieber selbst tragen. Ich bin kälteres gewohnt."
Ich wollte es schon von meinen Schultern streifen als dessen Besitzer mich mit einem Blick ganz schnell meine Hände wieder sinken ließ. Hui... dann eben nicht. Frier halt selbst. Jungkook der den kleinen Blickwechsel mitbekommen hatte, biss sich auf die Lippen um nicht lachen zu müssen. Zu sehr sah ich wohl wie ein gescholtenes Kind aus, und verdammt noch mal, so fühlte ich mich auch. Dabei war ich ja nicht mal diejenige gewesen die überhaupt etwas gemacht hatte.

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Don't forget!
FanfictionEin Zufall und die deutsche Studentin Becca, muss nach Süd Korea. Ist sie davon begeistert? Nein. Hat sie auch nur damit gerechnet in ein Leben hinein zu stolpern, dass so aus den Fugen gerät? Wohl kaum! Wird es dennoch ein Abenteuer fürs Leben? Mi...