#21 - Es tut mir leid

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MIA

Schwermütig betrat ich, neben Loki, das Haus meines Großvaters. Ich musste ziemlich schwer schlucken, da mich einfach alles noch so sehr an ihn erinnerte. Morgan wohnte scheinbar nach wie vor bei Pepper, aber ich konnte es verstehen. Die ganze Zeit über dachte ich darüber nach, wie ich ihnen nun beibringen sollte, dass ich eine Gefahr für alle war. Der Kampf in New York hatte wieder einmal gezeigt, dass mir die Kräfte nicht in die Wiege gelegt wurden. Ich hatte sie von Hydra und wer wusste schon, was genau sie da zusammengemixt hatten.

Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Küchenzeile, während alle Augen auf mich gerichtet waren. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus, dann versuchte ich die richtigen Worte zu finden.

»Wo fange ich jetzt an? Es fällt mir nicht leicht, das müsst ihr mir glauben..«

»Du machst mir Angst«, gab Loki zu, doch in ihm würde wohl bald ein ganz anderes Gefühl hochkommen.

»Es tut mir leid, wirklich. Genau das ist es, was ich nicht will. Ich will euch keine Angst machen, aber ich habe eure Gesichter gesehen, als meine Kräfte außer Kontrolle waren. Ihr hattet Angst, dass ich bei euch weitermachen würde. Auch wenn ich nicht auf euch reagiert habe, konnte ich alles hören. Die Kräfte haben mich verändert oder besser gesagt meine Persönlichkeit. Das wurde mir klar, als ich in meinem eigenen Körper gefangen war. Mein Körper wurde nur noch von den Kräften gesteuert und von meiner neuen Persönlichkeit, die sich im Unterbewusstsein aktiviert hatte. Sie ist böse, kalt und sinnt auf Rache.«

Bedrückt sah ich zum Boden. Im Raum wurde es still. So still, dass es beängstigend war.

»W-Was meinst du damit?«, fragte Loki mich mit leicht zittriger Stimme.

Ich hob meinen Kopf und sah ihn mit Tränen in den Augen an.

»Du hattest recht, Loki. Ich bin gestorben...«

Entsetzt sah er mich an und bekam dann ebenfalls Tränen in den Augen. Dann stand er auf und kam zu mir. Er nahm meinen Kopf zwischen seinen Händen und sah mir tief in die Augen.

»Aber du stehst doch hier.. vor mir. Wie kannst du dann sagen, dass du gestorben bist?«

Ich drehte meinen Kopf leicht nach links und entzog mich seiner Berührung, auch wenn es wirklich weh tat.

»Wenn ich die Kräfte einsetze, dann werde ich bald ganz verschwinden und die neue Mia willst du nicht kennenlernen. Glaube mir.«

Seufzend drehte ich mich von ihm weg und stützte meine Hände auf der Arbeitsplatte der Küche ab.

»Warum sagst du uns nicht einfach, was passiert ist? Oder was du jetzt vorhast? Oder wie wir dir helfen können?«, ergriff Morgan dann plötzlich das Wort, womit ich überhaupt nicht gerechnet hätte.

Ich drehte mich zu ihr und hatte schon wieder mühe, mich zu konzentrieren. Ich merkte immer wieder wie mein anderes Ich herauswollte. Es schrie, es schrie mich so laut an, dass ich Kopfschmerzen bekam. Kopfschüttelnd versuchte ich es wegzudrängen. Mit leicht zugekniffenen Augen sah ich erst Morgan an und dann den Rest der Truppe.

»Die Wahrheit ist.. ich habe schmerzen. Die Kräfte zerreißen mich von innen heraus und ich weiß nicht wie lange ich das durchhalte.«

Loki seufzte und senkte seinen Kopf. Er wusste, was das bedeutete, schließlich hatte er das Buch gelesen. Er hatte es mir verschwiegen, aber irgendwie konnte ich ihm deswegen nicht mal böse sein. Er wollte mich sicher nur beschützen.

»Wenn ich mich den Schmerzen hingebe, verliere ich. Ich verliere meinen Körper, meine Persönlichkeit die ihr kennt. Deswegen muss ich dagegen ankämpfen, doch das kann ich nicht, wenn ich bei euch bin.«

Geschockt hob Loki seinen Kopf und sah mich fragend an.

»Was meinst du damit?«

»Ich denke, du weißt, was das bedeutet..«

»Du willst gehen? Wohin? Und für wie lange?«

Ich zuckte die Schultern, denn wie lange es dauern würde, wusste ich schließlich nicht.

»Ich muss gehen. Euretwegen.«

»Unseretwegen? Was haben wir damit zu tun?«, hakte Morgan nach und klang dabei nicht gerade freundlich.

»Um euch zu beschützen.«

Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Du willst uns also sagen, dass du Kräfte besitzt, die dich kontrollieren und dich verändern und uns womöglich umbringen würden, wenn du nicht gehst?«

»So in etwa..«, erwiderte ich nur knapp, doch Loki und auch Thor schüttelten den Kopf.

»Das kommt gar nicht infrage. Du bleibst bei uns und gemeinsam schaffen wir es«, meinte Thor, woraufhin ich zaghaft lächelte.

»Ich weiß, dass ihr alles für mich tun würdet, aber ich würde euch in Gefahr bringen, wenn ich bei euch bleiben würde. Und das will ich nicht, dafür liebe ich euch einfach zu sehr. Bitte glaubt mir, es fällt mir nicht leicht, aber es ist besser so.«

»Und das entscheidest du ganz allein?«

»Ja, Loki. Weil es hier um mich geht.«

Sein Blick wurde ernster.

»Nein. Du bist nicht mehr allein, Mia. Wir...«

»Loki bitte. Mach es mir nicht noch schwerer, als es eh schon ist. Ihr könnt mir dabei nicht helfen. Selbst jetzt, in diesem Augenblick, kämpfe ich gegen mein anderes Ich an, nur damit ich mit euch reden kann. Es kostet enorm viel Kraft.«

Dann wurde es erneut still im Raum. Keiner wusste so wirklich was er sagen sollte. Nicht mal Thor, der sonst eigentlich immer irgendeinen Spruch auf Lager hatte, doch die Sache war ernst.

»Ich muss gehen. Bitte haltet mich nicht auf.«

Mit diesen Worten drehte ich mich um, wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht und lief nach draußen. Dort atmete ich erstmal tief durch, aber einen klaren Gedanken konnte ich nicht fassen. Ich wusste, dass ich gerade Lokis Herz gebrochen hatte und genau das tat mir ebenfalls weh. Doch es war einfacher für mich, dass er mich hassen würde, als wenn ich ihn mit meinen Kräften früher oder später umbringen würde.

»Mia, warte!«, rief mir Loki hinterher, als er aus dem Haus kam.

Er griff nach meinem Arm und drehte mich zu sich um. Dann sah er mir in die Augen.

»Bitte, tu das nicht. Ich kann noch mehr Bücher suchen und mich durch jede einzelne Mythologie lesen, aber bitte verlass mich nicht.«

Es zerriss mir das Herz ihn so zu sehen und das zeigte mir erneut, wie zerbrechlich er eigentlich war.

»Es bringt nichts. Ich kann diese Kräfte nicht mehr loswerden, also muss ich mich ihnen hingeben und wenn ich das tue, ist keiner von euch mehr sicher. Wenn die Kräfte einmal vereint sind, bekommt man sie nicht mehr auseinander.. Das haben mir die Skrulls gesagt. Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, Loki. Ich liebe dich.«

Ich gab ihm einen letzten Kuss, wobei uns die Tränen an den Wangen hinunterliefen. Seufzend löste ich mich von ihm, lächelte noch mal kurz und drehte mich dann um.

»Es tut mir leid«, rief ich ihm noch zu und rannte dann zum Jet der Skrulls.

Loki kam noch hinter mir hergerannt, doch es war zu spät. Der Jet startete, während sich die Rampe schloss. Vom Fenster aus konnte ich nur noch sehen, wie Loki sich auf dem Feld hinkniete und schrie, während die Skrulls mich mit in die unendliche Weite der Galaxie nahmen.

- Ende -

Mia » And the God of Mischief (Band 1) ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt