Five Years ~ Feltcliffe

Kapitel 3

Und dann war der Zeitpunkt endlich gekommen. Der größere durfte das Set verlassen, eilte raus auf den Parkplatz und sah sich um. Nach einigen Sekunden entdeckte er Daniel. Aber er war nicht alleine...

Neben Daniel stand Silas und lächelte den braunhaarigen verträumt an. Tom verdrehte die Augen. Musste das jetzt sein?! Doch er konnte sich nicht mal aufregen, denn sein Handy klingelte. Verwirrt sah er auf das Display und der Name seines Bruders erschien. "Jonathan? Was ist los?" fragte er in sein Mikrofon. Er hörte seinen älteren Bruder schluchzen: "K-kannst... kannst d-du h-he-im k-omm-en?" "Eigentlich hatte ich was geplant, aber du gehst vor... Ich bin in zwanzig Minuten da okay?" "D-danke..."

Damit war das Telefonat beendet und Tom wendete sich seinem besten Freund zu. Sie umarmten sich kurz, der blonde nickte Silas nur zu und sagte dann: "Hey kleiner, wir müssen das Picknick verschieben. Jonathan hat grad angerufen, ich soll heimkommen. Keine Ahnung was passiert ist." Traurig sah der kleine auf und fragte leicht panisch: "Und wie soll ich in unsere Wohnung kommen? Ich hab kein Schlüssel." Unauffällig zog Tom den jüngeren näher an sich und flüsterte leise: "Nimm meinen Schlüssel." Er steckte den Schlüssel in Daniels Jackentasche und löste sich dann unfreiwillig wieder.

"Schade, dass du nicht mitkommst..." meinte Daniel leise und eine einzelne Träne lief über seine Wange. Aber der größere wischte sie sofort weg, nahm Dannys Gesicht in seine Hände und sagte: "Dann gehen wir halt wann anders Picknicken. Wir sehen uns Zuhause." Er gab dem jüngeren einen Kuss auf die Stirn, umarmte ihn wieder lange und verabschiedete sich dann auch von Silas. Mit rauchendem Kopf stieg er in seinen Wagen. Wie er es doch hasste Danny mit diesem anderen alleine zu lassen! Aber Jonathan ging vor. Das hatte er sich geschworen, als Ashley wegen einer Überdosis verstarb. Er hatte ihn auch angerufen, doch Tom hatte ihn einfach abgewimmelt, weil er mit seinen Freunden unterwegs war. Abends, als er Heim kam, erwartete ihn die erschreckende Nachricht. Und das alles nur weil er nicht zu ihm gekommen war, sondern lieber weiter 'chillen' wollte. Damals hatte er es nicht einmal verstanden... Kein wunder, er war gerade mal 15...

Der Blonde kam bei Jonathan an und klingelte Sturm. Als ihm endlich geöffnet wurde, trat er ein und Jonathan und er gingen ins Wohnzimmer. Dort setzte Jonathan sich auf das Sofa und sah Tom mit etwas rötlichen Augen an. Dieser setzte sich zu Jonathan, nahm ihn sanft in den Arm und fragte vorsichtig : "Was ist los?" Jonathan antwortete nicht, sondern vergrub sein Gesicht in Toms Halsbeuge und schluchzte leise auf. Der jüngere streichelte beruhigend über den Rücken seines Bruders. "Shhh, ist gut. Lass es raus und dann erzählst du mir, was los ist..." wisperte Tom leise und Jonathan nickte leicht.

Die beiden saßen noch knapp zehn Minuten da bevor Jonathan anfing zu erzählen: "Ich... Ich hab dir doch von dem Typen erzählt, den ich seit ein paar Monaten date..." Der kleinere nickte und Jonathan fuhr fort: "Vor einer Woche kamen wir dann zusammen... Aber gestern, habe ich ihn mit einer Frau erwischt... u-und als ich ihn zur Rede gestellt habe, wurde er aggressiv..." Ohne, dass der ältere zu ende reden konnte fragte Tom: "Was hat er gemacht?!" Jonathan sagte nichts sondern ließ einfach die Decke von seinen Schulten rutschen, legte seine Arme und seinen Hals frei. Tom fiel aus allen Wolken. An Jonathans Handgelenken, Schultern und am Hals waren Hämatome. Mit zitternder Hand strich der blonde über einen rötlichen fleck am Handgelenk seines Bruders.

Langsam wanderten seine Hände hoch zu den schmalen, aber definierten, Schultern und Jonathan zuckte leicht zusammen. "Wo lebt dieser Arsch?" fragte Tom plötzlich. Aber er klang keines Wegs aufgebracht. und genau das war es, was Jonathan so beunruhigte. Er wusste, wenn sein kleiner Bruder so ruhig war - obwohl etwas schlimmes passiert war - sollte man Angst vor ihm haben. Noch während Jonathan leise die Adresse murmelte, rief Tom, Daniel an. Als der braunhaarige ran ging sagte er hektisch: "Daniel, bitte komm sofort zu Jonathan. Es ist wirklich sehr wichtig." "Was? Tom, was ist los? Warum soll ich zu Jonathan kommen?" fragte Daniel verwirrt und Tom antwortete: "Ich... muss was erledigen und kann ihn nicht alleine lassen..." "Tom ich bin mitten in der Stadt! Wie soll ich denn jetzt bitte zu Jonathan kommen?" fragte der dunkelhaarige. Tom schaute auf seine Uhr und fragte zurück: "Wo genau bist du?" "Ich bin im Purl." "In zehn Minuten kommt eine Metro in der Baker Street. Fahr bis zum Tunfell Park und den restlichen Weg kennst du. Es ist wirklich sehr wichtig, sonst würde ich dich nicht fragen."

Tom klang sehr flehend. Daniel hatte ihn noch nie so gehört. "Gut, ist okay. Ich komm vorbei." stimmte der jüngere am Telefon zu, beendete das Gespräch und hetzte durch die Straßen um die U-Bahn noch zu kriegen...