R.I.P

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'Beruhigen Sie sich! Mein Beileid, aber Sie verschrecken die Patienten!', sagte der Doktor gereizt und ich schmiss die Bücher des Regales neben mir um. 'Nein! Verdammt ich will Sie sehen! Es ist nicht möglich! Sie lebt!', spuckte ich und rupfte an meinen Haarspitzen. Tränen, unendliche Tränen flossen über mein Gesicht. Sie ist weg. Für immer, ist sie weg. 'Sie sind ein Dreck von Arzt! Sie wollen sich Arzt nennen? Das ich nicht lache! Sie haben Sie ermordet! Sie sind nichts außer ein Mörder! Mörder!', schrie ich schluchzend. 'Ich bitte Sie zu gehen! Sie sind nicht in guter Verfassung!', sagte er streng. 'Nein, Sie sind kein guter Arzt! Ich werde Sie anzeigen. Ich hasse Sie, wissen Sie das? Ja, ich hasse Sie und werde es für den Rest meines Lebens tun!', zischte ich voller Hass. Mit schnellen Schritten rann ich raus und spürte den kalten Regen, den eiskalten Regen, der mir herunter glitt. Ich lief, lief durch die Nacht und dachte nicht mehr nach. Ich schrie auf und die Passanten schreckten zusammen, doch war mir das egal. Ich schrie ihren Namen, ihren wunderschönen Namen. Laut, immer lauter. Mein Kopf war leer, meine Stimme heiser und ich wünschte zu sinken. In einen Untergrund, der mich verschlingen würde, gefangen halten würde, meine Gedanken an sie verbannen würde. Die Kälte peitschte um mich und eine Gänsehaut legte sich um meinen tauben Körper. 'Chloè?', rief ich neben der Spur. Es fühlte sich komisch an, alles. Ich hörte Geräusche und nahm Stimmen wahr, eine, Ihre. Ich sah sie vor mir und wollte nach ihr greifen, sie in meinen festen Griff nehmen, doch sie verschwand, verflog, in den süßen Tod. 'Hilf mir!', rief ich in die Dunkelheit und lief durch einen Wald. Ich wollte sie spüren, sehen, riechen! 'Ich bin ein Monster, ich habe Dich verjagt!', rief ich durch den nicht endenden Wald. 'Es war meine Schuld, entschuldige. Sie war nicht Du, Sie war nicht Du und Sie kann es nicht sein.', brach ich von mir. Wie sollte ich es Alex erzählen, ihrer Mom? Wie sollte ich auf die Beerdigung gehen, ohne Tränen zu vergießen? Sehnsucht durchlief meinen tauben und verwüsteten Körper. Nach unendlichen Schritten kam ich wieder auf die belebte Straße an und lief zu ihr. Ich musste sie sehen, noch einmal anfassen. Ich hatte mich nicht verabschiedet und müsste dies noch tun. Mit eimen leeren Blick und schweren Schritten, zog ich durch die dunklen und vollen Straßen. Passanten machten einen Bogen um mich, wenn ich nicht auswich. Strenge und verstörende Blicke flogen in meine Augen. Sie wussten nichts, konnten nichts ahnen, doch konnten sie urteilen, konnten mir schlechte Blicke zuwerfen, ohne ein Wissen über mich. Meine Hände steckte ich fest und geballt in meine dunkle Kapuzenjacke. Mein Blick auf den gepflasterten und kalten Boden gerichtet, lief ich durch die Straßen. Verwüstung herrschte in mir, tobende und nicht endende Verwüstung, verschleppte meine Seele, mein Verstand. Leere und Einsamkeit floss durch meinen tauben Körper. Mein Verstand schrie nach Hilfe, doch entfloh meinem Mund kein Laut. Meine Sicht wurde glasig und ich umschloss meinen Körper mit meinen geballten Fäusten, die in der Kapuzenjacke steckten. Ich wusste nicht was mit mir geschah, denn ich konnte nicht klar denken, keinen Gedanken fassen und so lief ich weiter. Verlassen und entrissen lief ich weiter. Mit einem Schlag verflog sie, verschwand aus meinem Leben und ich brauchte sie. Ich wollte sie nicht gehen lassen, ich hatte sie doch erst wieder gefunden. Ich, Monster, hatte sie gehasst, hatte sie gedemütigt, schmerzen lassen. Ich, Monster, hatte es nicht genossen, hatte die Zeit mit ihr nicht genossen. Als es zu spät war kam ich zur Besinnung. Karma. Es geschieht mir Recht, ich verdiene es, alles, alles was jetzt noch passieren wird. Doch verdiene ich auch mein Liebe zu verlieren? Mein Lächeln, meine Lebensfreude? Nun stand ich vor dem Krankenhaus, stand vor der weißen Tür und überlegte, überlegte ob ich eintreten sollte. Doch ich begann zu laufen, ohne einen Gedanken zu verschwenden lief ich zur Aufnahme. Bekannte Flure und Schwestern kamen mir entgegen. Wo sollte ich hin? War es doch zu spät? Sollte ich hier raus? Doch ehe ich weiter denken konnte, hallte eine bekannte Stimme in mein Ohr. 'Devin! Oh mein Gott, Devin!', schrie Alex und rann zu mir. Mit tränenüberströmten Gesicht, klammerte sie sich an mich. Sie hatte mich ins Innere des Raumes gezehrt, als ich nach ihr gefragt hatte und verließ den Raum als ich ihr sagte, dass ich alleine sein wollte. Die Tür fiel ins Schloss und ich zuckte zusammen. Meine Hände schwitzten und ich bekam einen hohen Puls. Angst, eiskalte Panik brach durch mich und ich fühlte mich versteinert. Hatte Angst mich zu bewegen. Sie sah blass aus und ein blauer Laken überzog sie bis zu ihrem Hals. Ihre Haare waren verstreut und zerströbt. Ich lief zu ihr, ich wagte mich ein Schritt auf sie zu machen. Es war leise, sie war leise. Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte gehen, sie nicht so sehen. Doch, ich schaute sie genauer an. Mein Blick landete auf ihrem Gesicht und ich begann zu schmunzeln. Ihr werdet denken, dass ich verrückt sei, wahnsinnig. Doch, ich spürte eine Erleichterung, und Tränen sammelten sich in mir. Ich schlich an sie und gab ihr ein letzten Kuss auf die Stirn. 'Ich liebe dich', flüsterte ich in die Stille. Ich verließ den Saal und schloss leise die Tür hinter mir. Es ist vorbei, entgültig. Ich rutschte die eiskalte Wand hinunter und zog meine Kniee an mich. Meine Augen wurden feucht und ich ließ alles fließen. Ich wollte nicht, dass sie mich so sah. Doch, sie sah gut aus. Ihr Gesicht sah "lebendig" aus. Ich konnte eine Erleichterung in ihrem Gesicht erkennen. Sie hatte viel gelitten und jetzt ist sie erlöst und das tut mir auch gut. Zu wissen, dass es ihr gut geht und keine Schmerzen sie belästigen. Ein Schluchzer entkam mir und ich drückte mein Gesicht an meine Kniee. Elend.

It's The LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt