5 - Tino

88 15 13
                                        

Wie in Trance laufe ich ihm hinterher, ständig gehen meine Augen dabei über sein Kreuz, seine Taille hinab zu dem Ansatz seines Hintern. Ich kann den Blick nicht abwenden, meine Augen scheinen wie hypnotisiert von den geschmeidigen Bewegungen, die er vor mir tut.

Ich weiß gar nicht, was gerade wirklich passiert ist, ob das nicht wieder nur meinem Kopf - meiner Fantasie war, die mir einen üblen Streich gespielt hat.

Er, dieser viel zu schöne und unbekannte Junge hat mich im Wald gefunden und hinausgetragen - gerettet, sozusagen, vor den piksigen Tannennadeln ... das war ... süß

Ich schließe die Augen. Wie lange versuche ich diese Seite an mir schon zu unterdrücken? Wie lange bekomme ich immer wieder dieses beklemmende Gefühl, wenn ich wieder mal, unabsichtlich einen Jungen anstarre. So wie bei ihm - vom ersten Augenblick an...

Ich konnte den Blick nicht abwenden, wie seine Finger im Wasser so wissend über seinen Körper strichen. Doch jetzt, diese deutliche Beule in seiner Shorts, das habe ich mir ganz sicher eingebildet!

Ich habe noch immer kein Wort zu ihm gesagt und trotzdem hat er mir vorgeschlagen, mit ihm, zu seinen Freunden zu kommen. Also folge ich, er hätte mir auch vorschlagen können, mit ihm auf den Grund des Sees zu tauchen und ich wäre gefolgt...

Es ist nicht nur sein Aussehen, er hat etwas, das mich ganz und gar nicht kalt lässt, mich regelrecht anzieht wie ein Magnet. Ich will über seine Haut fahren, die so weich aussieht in seinem Gesicht, etwas oberhalb seines Bartschattens. Diese hohen Wangenknochen, diese gerade Nase... und unterhalb des Kinns, diese verlockende Stelle an seiner Halsschlagader, die ich in Gedanken schon ein Dutzend mal berührt und geküsst habe.

Ich presse die Lippen zusammen, versuche dieses Kribbeln, das sich von meinem Bauch zu meinen Lenden zieht, zu ignorieren und meine untere Hälfte in Gedanken irgendwie davon zu überzeugen, sich zu beruhigen. 

Nur wie? Wenn man diesen perfekten Hintern so elegant vor sich hin und her schweben sieht.

Dabei ist er sicher nicht schwul. Die Mädchen hier, sehen ihn, nur ihn. Niemand würde vermuten, dass er eben mit mir geredet hat. Ihre Augen sind nur auf den Schwarzhaarigen gerichtet, sie lächeln ihm breit entgegen und er schmunzelt. Er weiß, wie gut er aussieht, er strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und ich fühle mich wie ein Schatten der ihm hinter herwandert. 

Die Musik kommt uns laut und wummernd entgegen. Lässig lässt er sich auf das Handtuch fallen und blickt dann erwartungsvoll zu mir hoch.

Seine Freunde mustern mich neugierig und einer von ihnen hat so ein schiefes grinsen auf den Lippen. Ziemlich ungeschickt, lasse ich mich auf ein freies Handtuch direkt neben ihn fallen und hebe kurz die Hand.

"Hi", krächze ich mehr, als dass ich spreche. Räuspere mich, die Jungs hier... sind definitiv nicht meine Liga und sicher schon über zwanzig. Mein Atem wird schneller, ich bin nervös, hab das Gefühl über jedes Wort zu stolper, das meinen Mund verlässt.

Meine Finger gleiten in den Sand, streichen darüber, versinken mit den Fingerspitzen darin. Ich spüre wieder seinen Blick, und mein Herz rast.

"Niro", gibt er lässig von sich. Ich schlucke.

"Tin..." Räuspere mich erneut, "oder Tino... also wie du magst..." Wieder ist meine Stimme viel zu leise und ich erwarte, dass sie gleich anfangen, über mich zu lachen oder einen blöden Spruch bringen.

Doch nichts davon passiert, jeder in der Runde ruft mir seinen Namen, sie gehen einfach durch mich hindurch, Alex, Kai, Sergej und Clint - ich kann mich auf nichts anderes als den Klang von Niros schöner, dunklen, leicht rauen Stimme konzentrieren, die noch immer in meinem Kopf widerhallt. 

Feel Alive // BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt