10 - Niro

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Während des Schreibens mit Tino, mache ich mir erstmal etwas zu essen, denn Hunger habe ich schon etwas und richte mir alles für ein Salat her, was benötigt wird. Nebenbei läuft auch Musik, damit ich weiß, wann der Hübsche mir geschrieben hat, da mein Handy dann etwas leiser wird. 

Als dies geschieht, nehme ich mein Handy in die Hand, entsperre es und lese nur die eine Nachricht:

Tino [21:25]: Hey Niro, ich glaub ich mag dich zu sehr und hab wohl gedacht, dass es dir ähnlich geht, aber nur Sex kann ich einfach nicht. Tut mir leid. 

Ich merke wie meine gute Laune sich sofort verschlechtert und wieder diese unbändige Wut in mir aufkommt. 

Das ist jetzt nicht Tino's verfi*kter ernst! Ist er blind oder tut er nur so? Meine Güte, ey jetzt reicht es mir. Mein Verstand schaltet sich komplett ab und ich stelle mir einfach nur vor wie ich das Messer in der Hand, wieder und wieder gegen die Wand ramme, um runter zu kommen, doch am Ende hilft nur tiefes ein- und ausatmen. Dies wiederhole ich ein paar Mal, bis ich mich etwas beruhigt habe. 

Niro [21:35]: So jetzt pass mal auf Tin. Denkst du ernsthaft mir geht es nur um Sex? Bevor du über mich urteilst, lerne mich erstmal kennen! Ich dachte ernsthaft, dass du nicht so schnell urteilst. Für normalerweise schicke ich keinem solche Videos oder Bilder. Bist der Erste gewesen, dem ich es geschickt habe. Ich mag dich auch, so ist es nicht, aber dass du so von mir denkst, tut weh! Schönen Abend noch. 

Ich mache eine andere Musik rein und widme mich dem Salat, den ich nach gefühlten Stunden endlich fertig habe. Dieser besteht nur aus Eisbergsalat, Tomaten und Gurken. Das Dressing habe ich selbst gemacht. Keine Fertigdressings für mich, viel zu viel Zucker drin. 

Da ich keine Lust auf ein Teller habe, esse ich direkt aus der Schüssel. Ich schließe kurz genüsslich die Augen, Salat machen kann ich wenigstens. 

Vielleicht gehe ich gleich in den Keller runter, dort habe ich mir selbst ein Gym hingebaut mit den wichtigsten Geräten, die ich gerne benutze, um mich endgültig abzureagieren. Klar in dem Moment würde ich eigentlich Alkohol trinken, aber entscheide mich gegen diese Art von Selbstverletzung – lieber das Training im Keller. 

Nach dem Essen stelle ich die Schüssel mit dem Rest in den Kühlschrank und gehe runter in den Keller um zu trainieren. Meine Boxen verbinde ich mit meinem Handy und drehe dabei die Lautstärke so laut auf, bis der Bass von den Wänden schallt. 

Von Tino habe ich bis jetzt noch nichts gehört, aber es ist auch erstmal besser so. Wenn er jetzt anrufen würde oder schreiben, könnt ich nicht abschätzen wie ich drauf reagiere. Wahrscheinlich immer noch ziemlich wütend. 

Doch egal wie viel ich trainiere, immer wieder wandern meine Gedanken zu dem braunhaarigen Jungen und egal wie sauer ich auf ihn bin, vergeht die Wut auf ihn, schneller als mir eigentlich lieb ist. Er könnte die größte Scheiße bauen, ich würde ihm einen langen Vortrag halten und dann verzeihen. 

Trotz des intensiven Trainings kann ich einfach nicht aufhören an ihn zu denken und seufze, als ich mich an einer Stange hochziehe, diesen Vorgang immer und immer wieder wiederhole. 

Was er wohl gerade macht? War ich doch etwas zu hart zu ihm? Er muss auch mal seine Augen öffnen und nicht jeden in dieselbe Schublade zu stecken. Klar gibt es Arschlöcher auf dieser Welt, die nur Sex wollen, aber in dem Fall war das nicht meine Absicht, ich wollte ihn erstmal kennen lernen!

Zwei Stunden sind nun vergangen und ich schwitze wie verrückt. Ich überlege, ob es sich lohnt erneut duschen zu gehen. Meine Latte, die gegen meine Shorts drückt, meint Ja, also gehe ich hoch ins Bad, um den Schweiß und die Erektion weg zu bekommen. 

Die Musik vom Keller höre ich bis nach oben wummern. Dieser Bass ist einfach nur zu herrlich und gehe dabei unter die Dusche, erneut. 

Ich schließe die Augen und sehe Tino sofort vor mir. Sofort wird mein Körper von einem elektrisierten Prickeln erfasst, das einen angenehmen Schauer über mein Rücken laufen lässt. Dazu kommt noch eine Gänsehaut und all meine Härchen am Körper stellen sich auf. 

Was macht dieser Junge nur mit mir? Ich versinke dabei in Gedanken, die sich nur noch um Tin drehen. Wir kennen uns erst seit Heute, aber dennoch ist da etwas, was ich nicht definieren kann und auch nicht will. Ich will ihn auch nicht noch mehr verschrecken. 

So war das auch in meinen letzten Beziehungen. Ich wurde entweder massiven unter Druck gesetzt, musste mich verbiegen oder mein damaliger Freund kam mit meiner Art und meinem Ego gar nicht klar.

Tino hat echt jemand besseren verdient als mich und das muss ich ihm klar machen, bevor es zu mehr zwischen uns kommen kann. Und wenn etwas passiert, dann möchte ich ihn vor mir beschützen. 

Seufzend streiche ich mir über mein feuchtes Gesicht, das Wasser der Dusche prasselt weiter heiß und hart auf mich hinab. 

Warum stelle ich mir überhaupt eine Beziehung mit ihm vor? 

Shit und wem mache ich hier eigentlich was vor? Jede Faser meines Körpers schreit doch nach ihm. So gerne würde ich ihn wieder in meinen Arm nehmen, denn das hat sich so gut angefühlt. 

Einfach nur richtig, obwohl ich zu viel Körperkontakt nicht mehr abhaben kann und doch würde ich bei ihm niemals nein sagen können. Es ist einfach unbeschreiblich dieses Gefühl und etwas was ich bei anderen niemals so gefühlt habe. Es ist so verrückt!

Ich sehe ihn geistig vor mir und da kommt diese Sehnsucht in mir auf. Am liebsten würde ich zu ihm fahren, doch ich weiß nicht, wo er wohnt und ob er mich überhaupt noch sehen möchte. Ich bin froh, dass er mir doch noch geschrieben hat. Auch wenn ich gerade gar nicht mehr weiß, woran wir eigentlich sind und ob er mir nochmal antworten wird. 

Tin sah so süß aus und so unschuldig als er den Zettel mit meiner Nummer bekam. Da wollte ich ihn schon vernaschen und mir wäre es egal gewesen was man dazu gesagt hätte, denn ich weiß, dass Alex, Kai, Sergej und Clint allen eine Ansage gemacht hätten. Ohne diese Chaoten wäre ich schon längst nicht mehr auf der Welt. 

Als ich mir den Schweiß vom Körper weggewaschen habe, steige ich aus der Dusche raus, trockne mich ab und laufe nackt runter zum Keller, um die Musik auszumachen. Ich schaue dabei auf mein Handy, ob er geantwortet hat, aber nichts und etwas traurig gestimmt starre ich nochmal auf die letzte Nachricht von ihm. 

Als ich im Keller alles ausgemacht habe, gehe ich hoch in mein Zimmer, stelle ich mein Handy auf laut, denn ein ungutes Gefühl breitet sich plötzlich in meiner Magengegend aus. 

Ich verstehe es selbst nicht, irgendwie mache ich mir plötzlich Sorgen um Tin. Dabei ist das so irrational. 

Entschieden hat sich der Lockenkopf doch schon längst, trotz dessen, dass er mich nicht mal kennt und es tut verdammt weh. Ich dachte, er sei anders, aber mit der Annahme habe ich wohl zu schnell geurteilt. Niedergeschlagen lege ich mich auf mein Bett, das Handy auf laut und es dauert gefühlt Stunden, bis ich endlich einschlafen kann. 


Feel Alive // BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt