13- Tino

76 13 11
                                    


Niro [7:02]: Bin schon auf dem Weg.

Erstaunt sehe ich auf die Nachricht, die direkt am Morgen von ihm folgt. 

Er hat wirklich eingewilligt mich zu treffen!

Sofort bin ich nervös und selbst die Müdigkeit fällt dadurch etwas von mir ab. Ich will ihn sehen, so sehr. 

Etwas, das ich vorher noch nie in diesem Ausmaß gespürt habe. Es zieht mich zu ihm hin, obwohl wir doch so unterschiedlich sind und uns eigentlich gar nicht kennen. 

Meine Mutter schläft immer noch, so kann ich mich unbemerkt um 8 Uhr morgens auf mein Rad schwingen und zu ihm an den See radeln. Irgendwie fühlt sich der Morgen, die kühle Brise um meine Nase gut an, erfrischend, reinigend - fast als würde sie die Dunkelheit und all die Ängste darin von heute Nacht von mir spülen.

Als ich dann am See ankomme, sehe ich schon Niro auf dem Parkplatz vor seinem Auto stehen. So lässig, so sexy, wie in meiner Erinnerung. 

Erleichterung durchfährt mich und gleichzeitig ist dieses nervöses ziehen zurück. 

Ich bin so froh ihn zu sehen.

Ich taumel mehr als das ich gehe zu ihm, stottere dabei ein Hallo in seine Richtung und will mich am liebsten ganz eng an ihn pressen, sein wildes Herz an meiner Wange hören und ihn einfach nicht mehr los lassen.

Mit großen Augen sehe ich zu ihm. Doch er lächelt mir beruhigend entgegen, sieht wohl die Müdigkeit und den Kummer in meinen Augen und kurz darauf kriege ich einen Kakao von ihm in die Hand gedrückt.

Das ist... verdammt nett von ihm, und ganz anders als ich von ihm erwartet hätte! Gerade nach den Videos, die er mir geschickt hatte, wo ich dachte, dass er mich nur für Sex haben wollte... aber er ist hier, an einem Sonntagmorgen, das hat wirklich gar nichts mit ner schnellen Nummer zu tun. Selbst diese Angst, die ich gestern Abend noch beim ersten Ansehen verspürt hatte ist wie weg geblasen. 

Erleichtert seufze ich auf.

Wir gehen an den kleinen Steg, der etwas abseits von dem Hauptstrand liegt, an dem wir gestern erst waren. Ich blicke mich um - es fühlt sich an, wie ein anderes Leben - , scheint nicht erst gestern gewesen zu sein, dass ich hier war und versucht hatte "normal" zu sein, so wie es meine Mutter und Vanessa von mir erwarteten.

Nachdenklich sehe ich zu den Fußspuren im Sand - was eine einzige Begegnung im Leben alles verändern kann...

Kaum sitzen wir auf dem Holzsteg, reicht Niro mir eine Tüte mit einem Brötchen und dankbar nehme ich es entgegen. Merke erst da, was für einen Riesen Hunger ich habe.

Als ich den letzten Krümmel davon verputzt habe und mir meine Finger ablecke, beginne ich zu erzählen von der Nacht und meiner herrschsüchtigen Mutter darin. Ich rede mir sprichwörtlich meinen Kummer von der Seele und es tut so gut, auch wenn wir uns doch kaum kennen! Er hört stumm zu, nickt immer mal wieder. Aber ich merke, wie er selbst immer aufgewühlter dabei wird. Es macht ihn wütend, das spüre ich. 

Ich erzähle ihm auch von meinem Plan, so bald wie möglich dort auszuziehen, sobald ich genug Geld verdiene, mir ein eigenes Apartment leisten zu können, auch wenn es noch Jahre dauern würde.

Er pflichtet mir mit so ziemlich allen bei, was ich so noch nie erlebt habe, normalerweise hört mir kaum einer zu. Ich bin eher immer das Ventil. Für Vanessa, genauso wie meine Mutter, die meinen ihren ganzen Ballast bei mir abladen zu können. Das ich selbst mit einigem zu hadern habe, scheint die beiden nicht zu interessieren. 

Feel Alive // BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt