"Ich habe eine Hose und ein Hemd in der Hütte gefunden. Zieht euch um und vergrabt eure königlichen Sachen im Heu. Es ist dunkel. Wir schleichen uns in den Palast. Und damit euch niemand erkennt, tragt ihr Bauernsachen", sagte ich und Jaro nickte. Er zog sich um und vergrub seine Sachen im Heu. Der Mond stand am Himmel, als wir die Hütte verließen. Ich bewegte mich flink und sicher in der Dunkelheit. Jaro folgte mir. Wir liefen durch die Felder. Als wir an der Mauer angekommen sind, blieben wir kurz stehen. Ich horchte. Es waren keine ungewöhnlichen Geräusche zu hören. Langsam schlich ich zu den Eingangstoren. Sie waren verschlossen. Logisch, es ist Nacht. Aber es war zu riskant anzuklopfen.
Also führte ich Jaro zu einem Nebeneingang. Das Schloss ließ sich einfach mit einem spitzen Stein öffnen. Jaro schaute mich verwundert an. Wir schlichen durch die Tür und ich schloss sie wieder. Es war dunkel hier. Ich wusste wo wir waren. Wir standen zwischen den Pferdeställen.
"Du Loelia. Ich wollte dir noch was sagen wegen vorgestern", fing Jaro an. Ich kniff die Augen zusammen. Gerade wollte ich nicht daran erinnert werden. Plötzlich hörte ich Schritte.
"Ich...", fing Jaro erneut an. Doch ich zog ihn auf den Boden und schüttelte den Kopf.
Zwei Wachen gingen an den Ställen vorbei. Ich erkannte sie. Es waren die, die immer den Meister der Münze bewachten während eines Events. Ich entschloss mich zu einer List. Jaro versteckte sich während ich den zwei folgte. Alles schien normal. Der eine Wache musste wohl kurz aufs Klo denn er verschwand in die Dunkelheit. Der andere blieb ich fahlen Laternenlicht stehen. Rasch huschte ich dem Wachen hinterher, der in der Dunkelheit verschwunden war. Er stand an der Mauer und entleerte seine Blase. Als er fertig war, nutzte ich meine Chance und rammte ihn. Er fliel zu Boden und wollte sich gegen mich wehren, doch ich faltete meine Flügel aus und der Wache verstummte sofort. Er sah nur meine Umrisse, was ihn fast in Schockstarre versetzte.
"Schrei nicht, sonst bist du tot. Was ist hier passiert? Und sag mir die Wahrheit", flüsterte ich. Aus seinem Gürtel hatte ich einen Dolch gezogen und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Eigentlich hatte ich insgesamt drei Dolche aber einen trug ich immer bei mir.
"Bitte tue mir nichts. Bitte", flehte der Mann.
"Ich tue dir nichts. Sag mir, was passiert ist."
"Also gestern...äh... haben uns ein paar Rebellen von den Inseln angegriffen. Es waren nur ein paar, aber sie waren schnell. Aber wir konnten sie besiegen. Und...mehr war nicht. Warum willst du das wissen?", stotterte der Mann. Ich roch seine Angst förmlich.
"Ich bin eine Spionin und will alles wissen."
Ich verringerte ein wenig den Abstand der Klinge zu seiner Kehle.
"Du wirst niemanden von mir erzählen, klar. Wenn doch, töte ich dich. Ich habe meine Ohren überall", zischte ich und klappte meine Flügel wieder ein. Dann verschwand ich in die Dunkelheit. Als ich zurück bei Jaro war, versicherte ich ihm, dass alles sicher war. Wir traten zusammen aus den Ställen. Jaro stand wieder aufrecht und ging zum Palast. Ich öffnete ihm die Tür und er trat herein. Dort stand der Kriegsgeneral in seiner schimmernden Rüstung. Er blickte zu uns. Erst uninteressant doch dann erkannte er den König. "Eure Majestät!", rief er. Die anderen Personen im Raum fielen auf die Knie.
"Euch geht es gut", meinte der Kriegsgeneral erleichtert und eilte zum König.
"Wir haben euch überall gesucht. Wie habt Ihr es aus dem Chaos rausgeschafft?", fragte der Kriegsgeneral.
"Meine Magd, Loelia, hat mich gerettet", sagte der König mit seiner typischen kalten Stimme.
Die anderen Personen erhoben sich wieder.
"Ich gebe sofort allen Bescheid, dass Ihr wieder da seid. Macht Euch etwas frisch. Dann kommen Sie bitte in den großen Saal", meinte der Kriegsgeneral und verschwand durch die Tür. Auf dem Weg zu dem königlichen Zimmer, beauftragte Jaro den Dienern, dass sie Verbandzeugs holen sollen, weil ich mich verletzt hatte. Ich versuchte gar nicht es abzustreiten. Hätte nichts gebracht.
Im Zimmer angelangt duschte der König als erstes während ich mich in seinem Zimmer umzog. Er hatte mir ein schlichtes schwarzes Kleid hingelegt. Ich zog es an und machte meine Haare ein wenig ordentlich. Danach zog ich den Stoffstreifen ab und knirschte mit den Zähnen. Ein Diener kam herein und brachte einen Wagen zu mir mit einer Schale voll Wasser und Verbänden. Als er mir helfen wollte, schüttelte ich nur den Kopf. Der Diener verließ das Zimmer. Ich wusch die Wunde aus und machte eine Salbe drauf. Dann verband ich sie und brachte den Wagen vor die Tür, wo der andere Diener schon wartete.
Als ich wieder rein ging, war Jaro bereits fertig mit Duschen. "Wie geht's deinem Arm?", fragte er.
"Geht schon, danke."
Ich half ihm beim Anziehen und folgte ihm dann zu dem großen Saal wo bereits alle Minister warteten. Hinten in der Ecke entdeckte ich Mia. Sie sah ziemlich müde aus.
Alle knieten als Jaro den Saal betrat. "Erhebt euch."
Als alle wieder standen, sagte der Münzenmeister laut: "Wir sind unendlich froh, dass Ihr wieder bei uns seid, eure Majestät."
"Ihr müsst euch bei Loelia bedanken. Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier. Sie hat mich gerettet", meinte der König und deutete auf mich. Kurz zuckte ich zusammen und hob dann meinen Blick. Der Volksmeister kam zu mir und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie.
"Loelia, wir sind dir dankbar dass du den König sicher zurück gebracht hast", sagte er und ich lächelte ihn kurz an.
"Das war meine Pflicht", antwortete ich. Die Minister schauten mich alle an. Manche lächelten fake, andere nickten mir zu und manche schauten mich nur kurz an.
"Wir müssten das noch mit der Heirat mit dem Wassermädchen besprechen. Wenn Ihr ein Wassermädchen heiratet, dann wäre das Wasser und das Land verbunden. Bitte denkt nochmal drüber nach", bat der Volksmeister den König, der mit zusammengebissenden Zähnen nickte.
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Königreich Adrik
FantasyIn einer Welt wo Elfen und andere Fabelwesen zusammen leben und ein Königreich bilden, geschieht so einiges was nicht normal ist. Das gilt auch für Loelia. Loelia hatte einen schweren Start ins Leben. Doch mittlerweile wendet sich mehr und mehr ins...