Dreizehn

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Der nächste Tag war nicht anstrengend. Nachdem der König gefrühstückt hatte, erledigte er wie immer Papierkram. Ich putzte sein Zimmer. Dabei gingen mir seine Wörter durch den Kopf, während er betrunken war. Jungs werden normalerweise immer ehrlich wenn sie betrunken sind. Mädchen genauso. Empfindet er wirklich so wie er gesagt hatte oder hat er einfach nur gescherzt um meine Loyalität zu testen? Jedes andere Mädchen hätte mit ihm geschlafen.
"Alles gut?", fragte Jaro. Ich schreckte aus meinen Gedanken.
"Äh ja, entschuldigen Sie", stammelte ich, denn vor lauter denken hatte ich aufgehört zu putzen.
Jaro beobachtete mich weiterhin. Ich fühlte mich ein wenig unwohl wenn er mich so aufmerksam und nachdenklich beobachtet. Als würde er mich mustern und mich bei einem kleinen Fehler feuern.
"Kann ich für Sie was tun?", fragte ich schließlich und drehte mich zu ihm um.
Jaro schüttelte nur den Kopf und widmete sich wieder seinem Papier zu. Nach dem Saubermachen ging ich zu Alvora. Sie war in ihrem Zimmer und spielte Hafe.
"Du kannst wunderschön spielen. Woher kannst du das?", wollte ich wissen als ich mich auf einen Stuhl setzte.
"Meine Mutter hat es mir bei gebracht. Unter Wasser klingen die Instrumente komplett anders", erzählte sie.
Sie kicherte kindlich. "Na los tanz. Ich weiß dass du tanzen kannst", fügte sie hinzu.
Alvora wechselte zur Geige und stimmte einen Walzer an. Also fing ich an mit der Luft zu tanzen. Ich tanzte verschiedene Schritte und Drehungen. Alvora ließ die Töne nur so rausströmen und ich meine Tanzschritte.
Plötzlich stand Jaro bei uns im Zimmer. Alvora hörte auf zu spielen und schaute ihn erschrocken an. Ich stolperte halb, fing mich aber und knickste dann tief. Dann bemerkte ich dass das kleine Lämpchen leuchtete.
"Es tut mir leid, eure Majestät. Ich habe das Lämpchen nicht gesehen und...", ich verstummte als Jaro meinte: "Hab ich bemerkt. Ihr beide hattet andere Sachen zu tun."
"Jetzt seien Sie bitte nicht so. Wir wollten nur ein bisschen Mädchenspaß haben", sagte Alvora und lächelte ihn an. Jaro hob die Augenbrauen.
"Na los. Ihr seid dran", meinte Alvora noch.
Jaro war nun verwirrt. Ich verstand was sie meinte.
"Tanzt mit Loelia. Ich mache die Musik dazu", half Alvora ihm auf die Sprünge.
Jaro schloss die Tür und nahm meine Hand.
"Wenn Ihr erlaubt", flüsterte er und wir schauten uns an. Alvora kicherte und fing an zu spielen.
Ich war in Jaros Augen gefesselt. Wir begannen zu tanzen. Jaro führte sehr gut und ich folgte ihm mühelos. Wir schwebten schon fast über den Boden. Seine Augen funkelten und ein leichtes Lächeln stand auf seinen Lippen. Sie sahen so weich und sanft aus. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen als er bemerkte dass ich auf seine Lippen schaute. Rasch schaute ich ihm wieder in die Augen. Peinlich!
Jaro zog mich ein wenig näher an ihn, weil Alvora einen dominanten Ton anschlug. Meine Haare wirbelten umher und es war so als würde die Zeit angehalten werden. Der Moment ist perfekt.
Die Musik klang zu Ende und wir blieben in der Endposition stehen.
Alvora fing an zu applaudieren. "Ihr zwei passt einfach super zusammen. Euch könnte ich Stundenlang zu schauen", schwärmte sie.
Ich brachte wieder Abstand zwischen Jaro und mir und knickste.
"War mir eine Ehre, eure Majestät", bedankte ich mich mit wankender Stimme.
"Die Ehre war ganz meinerseits", sagte der König und verbeugte sich leicht.
Dann verabschiedete er sich weil er noch zu einer Ratssitzung musste.
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und Alvora fing an zu kichern.
"Oh mein Gott. Ihr zwei seid so süß! Ihr tanzt zusammen als würdet ihr genau wissen was ihr macht. Einfach perfekt. Und eure Blicke sind so magisch. Wie ihr euch anschaut. Das ist so romantisch! Und wie ihr euch anlächelt. Sag mal, stehst du auf ihn? Weil er ist 100% in dich verliebt", redete Alvora und setzte sich neben mich.
"Ach quatsch. Ich stehe nicht auf ihn und er nicht auf mich. Wir tanzen wahrscheinlich einfach nur gut zusammen und das wars. Ich meine, was soll er an mir finden? Du bist wesentlich hübscher als ich und bist dazu noch eine Prinzessin. Ich bin nur eine Magd", streitete ich ab.
"Du bist mega hübsch. Deine schwarzen Haare und deine schwarzen Augen sind magisch. Okay ich muss zugeben, ich hatte am Anfang bisschen Angst vor dir aber dann habe ich dich kennengelernt und dein Charakter ist sehr reif für dein Alter. Du denkst jetzt schon weise. Und dein Körper, du hast nirgendswo ein Gramm Speck und hast gute Rundungen. Also bitte, er findet bei dir alles toll", erwiderte Alvora.
"Ich weiß ja nicht. Danke für die Komplimente aber ich bin so farblos. Du hast Farbe überall und bist so fröhlich. Glaub mir, der steht wenn dann auf dich und nicht auf mich."
"Vielleicht bist du von außen farblos, wer weiß schon was du alles schon erlebt hast aber innerlich bist du farbenfroh.Vielleicht wirst du es irgendwann sehen. Und dann werdet ihr glücklich."
Ich schaute sie erschrocken an.
"Nein, Alvora. Er ist für dich bestimmt. Ich bin nur seine Magd und bin in paar Jahren weg, dann bin ich frei. Ihr zwei werdet glücklich und regiert das Königreich gerecht", sagte ich und Alvora seufzte.
"Und außerdem, wer will schon einen Teufelsengel als Königin", fügte ich hinzu.
Alvora wollte was sagen, aber verkniff es sich.
"Möchtest du irgendwas haben? Tee oder was zu essen?", fragte ich sie.
"Tee für uns beide wäre gut. Ich will grad nicht alleine sein."
Also holte ich Tee und brachte alles hoch zu ihr.
"Wie findest du das Festland eigentlich?", fragte ich sie während wir auf dem Balkon saßen und Tee tranken.
"Es ist schöner als ich es mir vorgestellt habe. Wesentlich farbenfroher und die meisten Leute sind auch ganz nett. Ich will eigentlich erstmal alles entdecken bevor ich heirate und Kinder habe", erzählte sie.
"Versteh ich."
"Und wie findest du das Land so?", wollte sie wissen. Kurz musste ich lachen.
"Nun ja, ich komme ursprünglich von den Inseln. Von den Inseln habe ich nicht mehr viel in Erinnerung. Ich weiß nur noch große Felder von Lavendel und spitze Felsen die dazwischen hervorragen."
"Ich war noch nie auf den Inseln", meinte Alvora.
"Irgendwann fahren wir da zusammen hin", versprach ich ihr. Sie lächelte mich an.
Das rote Lämpchen begann zu leuchten.
"Oh ich muss los. Bis später", verabschiedete ich mich und Alvora rief mir noch hinterher: "Viel Spaß bei deinem König."
Ich lief rasch die Gänge entlang bis ich zum Saal des Hohen Rates kam.
Alle diskutierten wild und berieten sich.
Jaro saß am Kopfende und hatte seinen Kopf in die Hände gestützt.
"Meine Herren beruhigt euch bitte", rief er plötzlich und die Meister schwiegen.
"Wir trinken jetzt alle einmal Tee und dann gehen wir die Sache von vorne an", sagte der König und ich holte Tee.
Als alle Tee hatten, entspannte sich die Lage.

Königreich AdrikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt