Der restliche Tag verlief ruhig. Ich beschloss meine drei Dolche wieder hervorzuholen. Jahrelang hatte ich sie versteckt gehalten weil ich sie nicht gebraucht hatte. Aber jetzt spürte ich wahrlich die heranrollende Gefahr weshalb ich in mein Angestellten Zimmer ging und eine Fliese am Boden anhob. Darunter lagen meine Dolche. Leicht lächelnd holte ich sie hervor und betrachtete sie im schwachen Licht was von draußen hereinkam. Die Griffe waren schwarz und die Klinge hatte eingeritzte Muster. Die drei Dolche hatte ich einem meiner Sklavenhändler geklaut. Er hatte nie Verdacht geschöpft.
Ich versteckte einen meiner Dolche unter dem Rock meines Kleides indem ich ein wenig Innenfutter herausriss und sie dort hineinlegte. Mit einem Faden nähte ich die Öffnungen wieder bisschen zu und fertig. Rasch legte ich die zwei anderen Dolche und danach die Fliese an ihre Stelle zurück und verließ mein Zimmer wieder. Den Dolch spürte ich nicht weil er so leicht ist. Auf dem Weg nach oben begegnete ich Roberto.
"Hallo Loelia. Alles gut bei dir? Wir sehen uns gar nicht mehr", fragte Roberto.
"Ja, tut mir leid. Es ist so viel passiert in letzter Zeit. Aber mir geht's gut. Ich muss jetzt auch wieder los. Der König, du weißt schon."
Ich sah wie es Roberto verletzte, aber er nickte tapfer und ging an mir vorbei.
Kurz sah ich ihm hinterher. Er tat mir schon ein wenig Leid. Doch ich setzte meinen Weg nach oben fort und fand Jaro in seinem Zimmer. Es war bereits Abend und Alvora war mit ihm im Zimmer. Sie spielten Karten. Die Botschafterin und der König. Ein lustiges Bild.
"Hallo. Eure Majestät, Prinzessin", grüßte ich sie und knickste.
"Guten Abend Miss Black", meinte Alvora scherzend.
"Willst du mitspielen?", fragte Jaro mich lächelnd.
"Gerne."
Wir spielten lange Karten. Doch ich wurde immer unruhiger. Draußen war es mittlerweile dunkel.
"Juhu, Loelia. Du bist dran", riss mich Alvora aus meinen Gedanken.
"Ähh. Tut mir leid. Spielt am besten ohne mich weiter", sagte ich und stand auf.
Jaro schaute mich mit gerunzelter Stirn an.
Ich ging auf den Balkon und atmete die Nachtluft ein. Irgendwas war faul. Ich wusste irgendwas kommt.
Also ging ich wieder hinein und fragte Alvora: "Alvora, würdest du heute Nacht hier im Gemach von Jaro schlafen? Bitte, dann weiß ich wo ihr beide schläft und kann euch beschützen."
"Also nur wenn es für dich auch okay ist, Jaro", fügte ich hinzu und schaute den König an, der nickte.
"Ja, kann ich machen", antwortete Alvora.
"Danke. Ich will bloß dass euch zwei nichts passiert", sagte ich.
"Ist denn irgendwas?", wollte Jaro wissen.
"Ich weiß nicht. Ich spüre dass was passiert. Aber es kann auch nur eine Täuschung sein", erklärte ich.
Schnell lief ich zur Tür wo die Leibgarde des Königs stand.
"Seid in höchster Alarmbereitschaft. Ich habe so ein Gefühl. Es kann auch nur eine Vermutung sein, aber heute passiert was. Könntet ihr dem Kriegsgeneral Bescheid geben", bat ich sie.
"Natürlich. Lieber ein falscher Alarm als gar keiner", meinte Luis und marschierte los. Der Rest der Leibgarde blieb vor der Tür stehen.
Ein wenig mehr beruhigt ging ich wieder zu Alvora und Jaro. Nervös ging ich um Zimmer umher. "So kann man nicht spielen. Setzt dich hin und beruhige dich. Wir sind drauf vorbereitet", meinte Jaro und ich gehorchte. Doch mein Blick blieb auf dem dunklen Fenster. Nach einer Weile kam Luis herein und informierte mich darüber dass der Kriegsgeneral Bescheid weiß.
Kurzdarauf gingen der König und Alvora ins Bett. Sie schliefen im gleichen Bett aber mit Abstand. Ich blieb auf der Couch sitzen und beobachtete draußen die Umgebung. Meine Nachtsicht war an und meine Anspannung war sehr groß. Schon bald waren die zwei im Bett eingeschlafen. Als ich mich gerade hinlegen wollte, nahm ich einen Schatten am Himmel war. Ich setzte mich sofort wieder auf doch entdeckte ihn nicht mehr. Hatte ich mich getäuscht? Doch mein Bauchgefühl sagte etwas anderes. Also fasste ich einen Entschluss. Ich ging durch die Balkontür und schloss sie wieder hinter mir. Kurz wartete ich, horchte und schaute mich um ob sich was regte. Nichts sah ich. Also faltete ich meine Flügel aus und flog in die Luft. Ich landete auf dem Palastdach und faltete meine Flügel wieder ein. Damit ich nicht zu sehen war. Ich schlich weiter und entdeckte ein paar Schatten die sich am Dach zu schaffen machten. Es waren Teufelsengel.
Sie wollten durchs Dach einsteigen. Szenario Nummer 41.
Ich musste sie aufhalten. Also richtete ich mich auf und ging auf sie zu.
Es müssten ungefähr fünf Männer sein. Einer der Männer bemerkte mich.
"Jungs. Schaut. Wir haben unseren ersten Gast", lachte er leise. Die anderen schauten zu mir. Ich wusste zwar nicht ob ich mit fünf Todesengel fertig wurde, aber ich musste es versuchen. Für den König und für das Königreich. Zuerst zog ich meinen Dolch hervor. Ich faltete meine Flügel aus und streckte sie um sie noch größer aussehen zu lassen.
"Das ist Mister Black. Wie ist das möglich?", zischte einer der Männer.
"Das ist ein Mädchen, Dummkopf", erwiderte ein anderer und der andere gab zu Bedenken: "Schau dir die Flügel an. Das ist eine der Blacks."
"Die Blacks sind alle tot", sagte der andere.
"Ist auch egal wer sie ist. Ist sowieso gleich nicht mehr wichtig, denn sie wird tot sein", meinte ein Mann und sie griffen an.
Ich ebenfalls und ließ meine ganze Wut raus. Zu erst schlug ich mich gut, aber die anderen waren gut geschulte Kämpfer sodass mich zwei am Boden festnagelten.
"So, Mädchen. Bereit zu sterben?", lachte einer der Männer und zog ein Messer. Kurz dachte ich an all die Leute die mir was bedeuteten und versuchte mich nochmal zu wehren.
Plötzlich schossen zwei Schatten vom Himmel. Sie fegten meine Angreifer hinfort und halfen mir auf. Es waren die zwei Teufelsengel die ich kannte.
"Danke", bedankte ich mich und einer der beiden antwortete: "Wir stehen Euch zur Seite, Miss Black."
Zusammen stellten wir uns den Angreifern. Ich ritzte einem die Kehle auf und einem anderen das Bein. Wir hatten kurzdarauf die Angreifer besiegt und sie waren alle tot.
"Wir müssen den Kriegsgeneral warnen", sagte ich und flog vom Dach herunter in den Hof. Bevor ich ins Licht trat, faltete ich meine Flügel ein. Dann lief ich zum Palasttor wo viele Wachen standen.
"Ich bin Loelia und wir werden angegriffen. Szenario 41. Sie wollen übers Dach rein. Beschützt den König!", rief ich und die Wachen musterten mich kurz doch sie handelten sofort. Sie ließen mich rein und ich lief sofort zum königlichen Gemach. Überall waren bereits Kampfgeräusche zu hören. Die Teufelsengel auf dem Dach waren wohl nicht die einzigen auf dem Dach. Als ich um die Ecke bog, sah ich bereits wie die königliche Leibgarde angegriffen wurde. Es waren doppelt so viele wie sie. Ich atmete nochmal tief durch bevor ich meine Flügel ausfaltete und abhob.
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Königreich Adrik
FantasyIn einer Welt wo Elfen und andere Fabelwesen zusammen leben und ein Königreich bilden, geschieht so einiges was nicht normal ist. Das gilt auch für Loelia. Loelia hatte einen schweren Start ins Leben. Doch mittlerweile wendet sich mehr und mehr ins...