Einundzwanzig

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Am nächsten Morgen wachte ich neben Jaro auf. Es fühlte sich toll an. Ich wollte hier nicht weg sondern es soll alles so bleiben wie es gerade ist.
Ich drehte mich auf den Bauch und schaute ihn an. Wie er auf dem Rücken schlief und so friedlich aussah. Bei der Erinnerung an gestern musste ich grinsen. Aber jetzt plagten mich noch mehr Schuldgefühle gegenüber Alvora. Ich hatte mit ihrem "Verlobten" geschlafen. Schnell schob ich die Gedanken beiseite.
Vorsichtig streichelte ich seine weiche Pelzohren. Sie zuckten wie bei einer Katze.
Langsam öffnete Jaro die Augen.
"Guten Morgen Schönheit", sagte er mit seiner Morgenstimme, die mich sofort anmachte.
"Guten Morgen mein König." Wir lächelten uns an.
Doch die Schuldgefühle drängten sich wieder in den Vordergrund weshalb ich aufstand und mich anzog. Ein schlichtes schwarzes Kleid. Wir reisten heute ab und da musste ich wieder wie die Magd des Königs aussehen. Und mich vorallem so verhalten. Nachdem wir was gegessen hatten, gingen wir auf den Hof wo zwei fertig gesattelte Pferde warteten. Ich verabschiedete mich von Manuel und wir stiegen auf. Ein paar Männer waren letzte Nacht zur Burg gegangen um nachzusehen ob sie von Feinden besetzt ist. Manuel versicherte mir, dass dies nicht der Fall sei und wir problemlos dahin reiten können.
Es dauerte nicht all zu lange bis wir vor den Toren standen. Sie wurden geöffnet und Wachen strömten heraus. Der Regierungsbeauftragte ebenfalls. Er war sehr erleichtert dass dem König nichts passiert ist. Er schüttelte mir sogar kurz die Hand als Zeichen des Dankes.
Als wir in der Burg waren, hatte ich die ganzen Entschuldigungen des Regierungsbeauftragten satt weshalb ich Alvora suchte. Bitte ist ihr nichts passiert.
Ich fand sie in ihrem Zimmer. Seelenruhig saß sie in ihrem Bett und las ein Buch.
"Alvora. Gott sei Dank ist dir nichts passiert!", rief ich erleichtert und lief zu ihr. Wir umarmten uns und Alvora fragte sogleich: "Was ist mit Jaro? Wie geht's ihm? Und wie geht's dir?"
"Alles gut. Jaro ist wieder bei Kräften und mir geht's auch gut."
"Sicher? Du siehst auf einmal so anders aus. Oder wirkt das nur so?"
Hatte ich irgendwas vergessen? Doch mir fiel nichts ein was ein Zeichen darauf geben könnte dass ich anders bin.
"Nein. Mir geht's wirklich gut", antwortete ich und zog sie nochmal in meine Arme.
Mittlerweile waren wir gute Freundinnen geworden und mich würde es schmerzen wenn sie wieder zu ihren Eltern geht. Wir gingen aus ihrem Zimmer und suchten den König.
Er saß im großen Saal und der Regierungsbeauftragte entschuldigte sich immer noch für die mangelnde Sicherheit des Königs. Als Jaro Alvora sah, begann er zu lächeln. Alvora lächelte auch. Die beiden umarmten sich. Sie sahen schon süß aus. Meine Schuldgefühle rutschten wieder in den Vordergrund und ich fühlte mich wie ein Keil zwischen den zwei.
"Es ist schön zu sehen dass es dir gut geht", meinte Jaro zu Alvora.
"Ich habe mir Sorgen um euch beide gemacht. Besonders weil du abgeschossen warst", antwortete sie.
"Mir geht's soweit wieder gut."
"Wir brechen unverzüglich nach Hause auf. Unsere Sachen werden schon gepackt", fügte Jaro hinzu.
Alvora blieb bei Jaros Seite und je länger sie bei ihm war, desto schlechter fühlte ich mich.
Wir brachen gegen Mittag auf und kamen zügig voran. Ein letztes Mal sog ich den Lavendelduft ein und verabschiedete mich von den Inseln. Am Waldrand sah ich ein paar Leute in schwarz gekleidet. Ich schaute zu ihnen hinüber und verabschiedete mich mit einem leichten Nicken. Es war zu weit weg um zu sehen ob sie es mir gleich machten.
In der Nacht fuhren wir übers Meer zum Festland. Immer wieder erinnerte ich mich an die Nacht mit Jaro. Es war ein Fehler gewesen. Der König war Alvora versprochen. Und das musste ich ihm sagen. Der König hatte eine Kajüte wo er drin schlief. Ich klopfte an und betrat sie. Jaro lag im Bett und setzte sich auf als er mich sah.
"Loelia. Was treibt dich denn her?", fragte er.
"Eure Majestät", sagte ich und knickste.
"Ich muss mit Euch reden. Wegen unserer Nacht", erklärte ich.
Jaro nickte und runzelte ein wenig die Stirn.
"Es war wirklich schön aber es war ein Fehler. Ihr seid der König und ich eure Magd. Sowas spricht gegen die Regeln. Und vorallem seid Ihr Alvora versprochen."
Jaro kam zu mir und nahm meine Hand.
"Ich bereue nichts. Und wie gesagt, alles bleibt da wo es passiert ist. Außerdem bin ich Alvora nicht versprochen sondern ich will sie nur kennenlernen und falls es passt sie zur Frau zu nehmen. Also mach dir nicht so viele Gedanken. Keiner erfährt was", flüsterte er und ich nickte.
"War das alles?", wollte Jaro wissen.
"Ja, eure Majestät. Ich wünsche Euch eine gute Nacht."
"Gute Nacht Loelia."
Ich verließ seine Kajüte. Es tat weh, dass er Alvora immer noch zur Frau nehmen wollte. Aber was habe ich mir dabei gedacht? Ich habe mich hoffnungslos in den König verliebt. Und irgendwie musste ich dieses Gefühl loswerden.
Die restliche Nacht konnte ich nicht schlafen und blieb an Deck um die Sterne zu beobachten.
Die Dunkelheit verlieh mir ein wenig Trost.
Die Zeit verflog und bei Sonnenaufgang erreichten wir die Küste des Festlandes.
Mittlerweile hatte ich meine Gedanken geordnet und Entschlüsse gefasst.
1. Ich muss Abstand zwischen dem König und mir bringen.
2. Alvora und Jaro zusammen bringen damit sie glücklich werden.
3. Meine Pflichten als Miss Black nachgehen. Das heißt zwei Männer aus dem Hohen Rat ermorden. Gift wäre eine gute Möglichkeit. Unauffällig aber tödlich. Der Volksmeister und der Herr der Botschafter.

Königreich AdrikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt