|Snake|

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Ein Geschmack von Kaffeebohnen, Sahne und Schokolade lag auf meiner Zunge, als ich in den düsteren Wald vor mir sah. Warm und weich. Das Feld zwischen den dichten Tannen und mir war durch eine Nebelbank getrennt, die gleiche Farbe trug der Himmel über mir.

Ich lehnte an der schwarzen Motorhaube meines Autos, ein halbleerer Kaffeebecher in meiner Hand und die Augen halb geschlossen, während ich von meinem Mantel gewärmt wurde. Es war noch früh am Montag morgen und ich hatte genug Zeit, um zum ersten Mal einfach meine Umgebung wahrzunehmen.

Den Sonntag hatte ich damit verbracht, mein Skript zu lesen und mich auf die heutigen Szenen vorzubereiten. Thea hat mir eine E-Mail zukommen lassen, in der sie mir die kommenden Szenen aufgelistet hat. Zusätzlich hat sie mir die Nummer einer freien Managerin gegeben, nachdem ich sie gefragt hatte. In der Mittagspause würde ich sie anrufen.

Das Geräusch eines sich nähernden Autos erklang, mein Blick wendete sich nicht von den dichten Nadelbäumen in der Ferne ab. Türen wurden geöffnet und wieder geschlossen, was einige Vögel um uns herum zum aufschreien brachte. ,,Hey, Enya!", grüßte mich Scarlett.

,,Morgen.", erwiderte ich und rückte ein Stück zur Seite, um ihr und Chris neben mir Platz zu machen. Ich sah zu ihnen. Beide lehnten sich ebenfalls gegen die Motorhaube, jedoch um einiges vorsichtiger als ich. Scarlett vergrub ihre Hände in den Taschen ihrer Jacke, Chris machte es ihr gleich.

,,Kannst du mir deine Nummer geben? Dann kann ich dich in unsere Whatsapp-Gruppe hinzufügen." Scarlett zückte ihr Handy. ,,Für das nächste Lagerfeuer oder andere Veranstaltungen.", fügte Chris neben ihr hinzu und sah von dem Wald zu mir. ,,Natürlich.", antwortete ich mit einem sanften Lächeln und tippte meine Nummer mit einer Hand in das Handy von Scarlett, als sie es mir vor mein Gesicht hielt.

,,Ich dachte, Tom würde uns deine Nummer geben, nachdem er dir seine auf den Zettel mit der Adresse gegeben hat." Chris verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte wissend. ,,Aber er hat gesagt, dass du ihn bisher nicht kontaktiert hättest."

Ich überreichte Scarlett ihr Handy wieder und sah Chris mit zusammengezogenen Augenbrauen an. ,,Er hat mich blockiert, Chris." Beiden entglitt das Lächeln von den Lippen, als sich ihre Blicke ungläubig auf mich legten.

Ein weiteres Auto näherte sich und ich wagte einen Blick in die Richtung, der mir meine Vermutung bestätigte. Thea Williams und Tom Hiddleston. ,,Ich bin mir sicher, dass das nur ein Missverständnis ist.", sagte Chris, er meinte es ernst. ,,Möglich.", antwortete ich und sah auf die Digitaluhr auf meinem Handy, als das große Auto neben meinem geparkt wurde.

Es wurde mir zu voll. Und um diese Uhrzeit hatte ich weder Lust noch Interesse daran, Probleme zu verursachen oder zu lösen. Wieder wurden Türen geöffnet und danach geschlossen. ,,Guten Morgen.", grüßte Tom mit tiefer Stimme zu uns drei.

,,Morgen.", erwiderte ich zusammen mit Chris und Scarlett. Thea und Tom stellten sich uns gegenüber. Ich amtete unauffällig ein und beschimpfte mich in meinem Innern selbst für mein unhöfliches Verhalten. Immerhin hatte er mit Sicherheit Gründe, wenngleich Scarlett und Chris gleichermaßen überrascht gewirkt hatten. Ich setzte ein Lächeln auf.

Ich empfand es wiedermal als unverschämt, wie gut Tom aussah. Diesmal war sein Mantel hellgrau, der Kragenpullover darunter schwarz. Er trug keine Brille und seine Augen wirkten gleichermaßen müde als auch forschend. Schlaflose Nacht. ,,Bereit für die siebte Szene?", fragte ich Tom.

Dabei legte ich meinen Kopf schief. Thea griff nach dem Ärmel des Mantels von Tom und wollte ihn offenbar mit sich ziehen. ,,Siebte Szene?" Alle bis auf Thea sahen mich überrascht an. ,,Ja. Thea hat mir gestern eine Email zukommen lassen, in der sie sagte, dass wir diese Szene heute drehen würden."

Nun wendeten sich die Blicke zu der Blonden neben Tom, die herzlich und gekünstelt auflachte. Ich verstand, sie wollte dass ich mich blamiere. Gut zu wissen. ,,Entschuldige bitte, Enya. Ich bin wohl mit dem Plan durcheinander gekommen." Das war ein Fehler, Thea Williams. Mein Blick glitt zu den Briten neben ihr, der mit zusammengezogenen Augenbrauen von Thea zu mir sah.

Ich hatte eine Vermutung. ,,Darf ich fragen, ob du am Samstag mit Thea verabredet warst?" Chris und Scarlett beobachteten stumm die Konversation, die sich innerhalb weniger Sekunden zugespitzt hatte. Ihre Reaktion zu meiner Aussage hatte nicht in das Bild gepasst, dass Tom häufig jemanden blockierte.

Thea verstummte und schien zu realisieren. ,,Ja, wir haben am Wochenende Freunde aus Westminster besucht.", antwortete Tom. Stumm schloss ich meine Augen und lächelte für einen Moment. Ich verstand.

,,Wenn du dich gefragt hast, wieso ich dich nicht kontaktiert habe, dann solltest du Thea fragen." Ich deutete mit dem Kopf auf die Blonde, die schluckte und versuchte, es mit einem Lächeln abzutun. ,,Denn ich habe dir geschrieben. Und wenn du es nicht warst- hat sie mich nur Sekunden später blockiert."

Ich trank einen Schluck aus dem Kaffeebecher in meiner Hand. Überraschte Blicke von jedem. Dann griff ich nach meiner Tasche, die auf einem kleinen Fleck trockener Erde neben dem Vorderreifen meines, zwischen von Frost glänzendem Gras, lag und entfernte mich von der kleinen Gruppe.

Thea's Blick spürte ich wie einen Schlangenbiss in meinem Nacken, aber es machte mir nichts aus. Tom redete auf die Blonde ein, was Scarlett und Chris taten, konnte ich nicht sagen.

Schlangen sind unberechenbare Tiere und so erschien mir auch Thea- unberechenbar. Aber selbst eine Schlange konnte vom Jäger zum Gejagten werden, wenn sie einen Fehler machte. Und in diesem Moment gruben sich die Krallen eines Falken in die Schuppen der Schlange.

Enemies and Lovers | Tom Hiddleston FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt