|I hate you|

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Ich fühlte mich taub gegenüber den Geschehnissen. Es war zwecklos für mich zu versuchen, das eigentlich Geschehene zur erklären. Nur wenige Minuten würde es dauern alles auszusprechen, mich selbst zu erklären - doch wofür? Die Gesellschaft hatte spätestens jetzt ein genaues Bild über mich und meine Meinung diesbezüglich war irrelevant. Mein Verhalten, mein Aussehen, mein Stil und mein Auftreten. Es war einfach zwecklos.

Das Wetter verschlechterte sich innerhalb von wenigen Minuten. Der Schnee fiel dicht auf die Straßen und ich musste selbst auf der Bundesstraße langsam fahren, um eine Kollision mit anderen, kaum sichtbaren Autofahrern oder den Leitplanken, zu beiden Seiten zu vermeiden. Im Hintergrund lief eine Playlist, die mir von der Plattform vorgeschlagen wurde.

Die Heizung im Auto hatte ich hochgedreht, um der eisigen Kälte entgegenzuwirken. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, genauer gesagt geschlagene vier Stunden, bevor ich die Ausfahrt der Bundesstraße erreichte und den Griff um das Lenkrad lockerte. Doch aufgrund des dichten Schneefalls entschied ich, einkaufen zu gehen um in den nächsten Tagen mit gutem Gewissen zuhause bleiben zu können.

An einer weiteren roten Ampel, die ich ebenfalls erst in letzter Sekunde sehen konnte, änderte ich das Ziel des Navigationsgerätes nach einer scharfen Bremsung zum nächsten Supermarkt. Weitere zwanzig Minuten kämpfte sich mein treues Auto danach durch die Kälte, bevor ich den Motor auf dem Parkplatz abstellte und schnellstmöglich in den Laden hastete.

Der Supermarkt war groß und lag etwa auf der Hälfte meines Weges. Nur wenige Leute waren hier - und ich begrüßte es. Dadurch schwand die Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand erkannte. Ein kurzes Schuldgefühl gegenüber dem Personal breitete sich in mir aus, als ich die beachtliche Menge Schnee von meiner Kleidung klopfte, die sich bereits auf den wenigen Metern von Kopf bis Fuß festgeklammert hatte, ehe ich mir einen Korb nahm.

Doch obwohl der Tag für mich bereits das Destaster des Jahrhunderts für mich war, schien das Schicksal noch längst nicht fertig mit mir zu sein. Ich stand gerade vor dem Regal mit dem Obst und Gemüse, als sich hinter mir jemand bemerkbar machte. ,,Du bist doch Enya Jonasson." Es war vielmehr eine Aussage, als eine Frage.

Ich atmete stumm aus und drehte mich um. Es war ein Mädchen, vielleicht siebzehn Jahre alt. Ihr Gesicht, besonders ihre Nase war von der Kälte gerötet und sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Doch diese Tatsache war vermutlich eher mir, als der Kälte, geschuldet. ,,Ich hasse dich." Wow, ich hatte soeben einen neuen Tiefpunkt in meinem Leben erreicht.

Für einen Moment sah ich das Mädchen vor mir an, bevor ich mich erneut umdrehte. ,,Dann solltest du dich hinten anstellen, du bist nicht die Erste." Ich nahm zwei Avocados und ein Bündel Bananen und legte sie in den Korb zu den anderen Sachen, die ich bereits hineingelegt hatte.

,,Ich hasse dich nicht, weil du mit Absicht die Beerdigung deiner besten Freundin verpasst hast und sie damit im Stich gelassen oder weil du jemanden am Set getreten hast-" Immerhin. Ohne mich umzudrehen, lief ich mit einem genervten Augenverdrehen nach rechts weiter und unterbrach das Mädchen im gehen. ,,Ich habe sie nicht getreten.", verteidigte ich mich und bog in die nächste Abteilung ab.

Gut zu wissen, dass sich dieses Gerücht bereits überall rumgesprochen hatte. Danke, Sarah. ,,Wie dem auch sei. Ich hasse dich auch nicht -" Wiederum unterbrach ich sie, sobald die Schwarzhaarige neben mir zum stehen kam, als ich zwei Packungen Müsli in den Korb legte. ,,Du wiederholst dich."

Als ich mich erneut zum gehen abwandte, stellte sie sich mir in den Weg. Das Mädchen war einen halben Kopf kleiner als ich. Sie schien jedoch genauso entschlossen und selbstbewusst zu sein mir zu sagen, wieso sie mich hasste wie ich, meine Einkäufe zu erledigen und von hier zu verschwinden. Ich seufzte, schloss meine Augen für einen Moment und deutete ihr mit der freien Hand zu sprechen. ,,Also? Wieso hasst du mich?"

Enemies and Lovers | Tom Hiddleston FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt