Der großgebaute Bodyguard schüttelte augenverdrehend seinen Kopf. Ich lief grinsend weiter, in meinem Rücken die letzten Blitzlichter der Kameras und die leiser werdenden Rufe der Leute. Ich wusste genauso wie er, dass ich nicht eingebildet war. Aber ich genoss den Erfolg wie die morgendliche Sonne im Sommer, welche den Körper wärmte und einen angenehmen Tag versprach.
Im Augenwinkel sah ich, wie ein kleines Mädchen auf- und ab hüpfte, um über die Absperrung hinweg zu mir zu sehen. Sie rief meinen Namen. Dabei fiel mir ihr ungewöhnlich braun gelocktes Haar auf, welches wie sanfte Wellen über ihre kleinen Schultern fiel und die klaren, durchdringenden, ozeanblauen großen Augen. Es traf mich wie ein Gedankenblitz, sodass ich abrupt stehen blieb und mich zu ihr drehte.
,,Kelly." Ich sah über sie hinweg und erkannte dort ihre Mutter, sodass ich mir sicher sein konnte, dass sie es wirklich war. Sie nickte mir freundlich zu und ich erwiderte diese Geste. Samuel war ebenfalls stehen geblieben und lief mit mir auf die Absperrung zu.
Zunächst wandte ich mich zu den deutlich größeren Mädchen um Kelly herum, welche sich nun zu mir zu drängen versuchten. ,,Wir lieben deinen Film, Enya!", rief die Eine mit Tränen in den Augen und hielt mir ihr Notizbuch, inklusive Stift, vor die Nase. Ich bedankte mich und unterschrieb auf dem linierten Papier. Die andere, offenbar zusammen mit dem anderen aufgeregten Mädchen hier, hatte Tränen in den Augen, hielt mir jedoch ihren Arm hin.
,,Bitte sag' mir nicht, dass du dir das tattoowieren lassen möchtest.", grinste ich sie an. Stumm nickte sie jedoch. Mein Grinsen machte einer gehobenen Augenbraue platz. Oh Gott, das durfte ich jetzt nicht versauen. Wer kam auf die verrückte Idee, so etwas zu tun? Ich umfasste ihren warmen Arm mit meiner kalten Hand und hob meinen Blick, um sie anzusehen. ,,Groß oder klein?"
,,Klein.", brachte sie kratzend heraus. Ich setzte die Miene des Stiftes auf der Haut ihres Armes ab und bemühte mich beim Schreiben, nichts zu verunstalten. Sobald ich fertig war, ließ ich ihren Arm los und reichte ihrer Freundin den Stift. ,,Danke!"
Ich salutierte locker mit zwei Fingern, gab den Mädchen auf der anderen Seite von Kelly Autogramme und wandte mich schlussendlich an diese. ,,Samuel, würdest du?", fragte ich den Bodyguard hinter mir und dieser hob das Mädchen hoch und setzte sie vor mir ab. Ich nickte ihm dankend zu.
Kelly sah mit großen Augen und offenem Mund in das Blitzlicht hinter uns. ,,Kopf hoch, Kelly. Mund zu und aufrichten.", riet ich ihr, als ich mich neben sie hockte. Sie tat, wie gesagt und stand schon in der nächsten Sekunde selbstbewusst neben mir. ,,Wieso dauert es noch so lange, bis wir anderen deinen Film sehen können?", fragte mich die Braunhaarige nach wenigen Sekunden.
In drei Tagen würden die Kinos den Film präsentieren, wie ich wusste. ,,Es ist nicht mein Film." Neugierig sah sie mich an. ,,Grundsätzlich möchte die Filmindustrie die Presse auf die Filmpremiere aufmerksam machen. Die Interviews und Bilder kommen in das Internet und mehr Leute anschließend in die Kinos. Es ist eine Marketingstrategie."
,,Das ist ein komisches Wort. Makekingstrategie." Es war amüsant, wie die kleine das Wort aussprach- oder eher nicht aussprach. ,,Ich würde dir anbieten, mit uns den Film zu sehen, aber dafür bist du leider noch etwas zu jung." Mit meiner Fingerspitze tippte ich zaghaft ihre Nase an, was sie zum auf die Nase schielen und kichern brachte.
Sie zeigte mit beiden Händen ingesamt neun Finger hoch. ,,Ich bin aber schon neun!", protestierte Kelly. Anstatt mich auf eine Diskussion mit der kleinen Neunjährigen einzulassen, hielt ich ihr meinen kleinen Finger hin. Ein Film, in denen Leute mit Waffen andere Menschen töteten und Blut wie Regenwasser den Boden benetzte, war eindeutig noch kein Film für Kinder ihres Alters - selbst wenn das Ende des Filmes nicht gänzlich eindeutig war.
,,Ich verspreche dir, dass ich dich bei meinem nächsten Event, ob Interview, Premiere oder anderes, mitnehmen werde wenn ich dich sehe. Deal?" Kelly hatte eigentlich keine anderen Optionen und dennoch schob sich ihre Unterlippe vor und sie dachte angestrengt nach. Ihre Mutter im Hintergrund sah sich amüsiert das Schauspiel vor sich an.
Dann endlich hakte sie ihren kleinen Finger bei meinem ein. ,,Deal!", grinste Kelly und ihre tief-blauen Augen begannen zu leuchten. Ich stand auf und nickte Samuel zu, welcher das Mädchen mühelos wieder auf die andere Seite zu ihrer Mitter absetzte. Beide wanken uns zu und ich salutierte erneut entspannt, kehrte dem rubinroten Teppich unter meinen Schuhen den Rücken und lief
in das große luxuriöse Gebäude.Mein erster Gedanke galt der plötzlichen Dunkelheit und Wärme. Alles war hell beleuchtet, LED's und hochwertige schlichte Beleuchtungen wiesen uns den Weg, doch die Wände der Gänge selbst waren dunkel und wirkten durch das nun nicht mehr anwesende Blitzlichtgewitter noch düsterer.
Ich lief voraus und wurde sogleich in der nächsten Sekunde von Samuel an meinem Arm zur Seite gezogen. Überrascht drehte ich mich zu ihm und sah so noch den Schatten eines Mitarbeiters, gegen welchen ich hoffnungslos hineingelaufen wäre. Vielleicht barg das Blitzlicht der Kameras doch einen enormen Nachteil. ,,Vorsicht, Enya." Obwohl ich mir vorstellen konnte das Samuel innerlich amüsiert war, so war ich mehr als nur froh, dass ihm wirklich etwas an meinem Wohl lag.
,,Entschuldige." Samuel nickte und ließ meinen Arm los. Weiterhin unfallfrei führte mich nun der Bodyguard durch mehrere Gänge hindurch in einen Saal, aus dem ich bereits vor dem eintreten Geräusche vernehmen konnte. Zwei andere Bodyguards grüßten Samuel höflich und ich nickte ihm zu, ehe ich ohne ihn in den Saal trat.
Nur einen Schritt in das LED-Licht- und ich spürte einen durchdringenden Blick auf mir. Flammend wie heiße Glut. Er wusste, dass ich seinen Blick spürte und ich machte mir keine Mühe, das Lächeln auf meinen Lippen zu verbergen. Seine Finger umschlossen locker das Champagnerglas in der einen Hand, während die andere in der Hosentasche ruhte. Der Brite unterhielt sich am anderen Ende des Kinosaals mit zwei der Schauspieler, die mir selbst vom Set bekannt waren.
Mein Herz schlug schneller und schneller, die heiße Luft meines Atems strich über meine Lippen und verließ meinen Mund. Ich wandte meinen Blick ab. Meine Schritte führten mich die flachen Treppen nach oben, wo ich beim Laufen dem Kellner ein Glas Champagner von dem Tablett nahm und mich im vorbeigehen bedankte.
Es war nun leichter, meine Augen an den, durch LED's beleuchteten Kinosaal zu gewöhnen. An der obersten Stelle angekommen machte ich mit einer Hand ein Bild und stellte es in meine Story auf Instagram. ,All thanks to you' schrieb ich auf das Bild.
Ich wusste nicht wieso, aber die Leute schienen die Art und Weise wie ich meine Rolle spielte zu gefallen. Viele bearbeitete Szenen des Trailers hatte ich im Internet gesehen. Bruchteile von Sekunden in Slowmotion, wie ich den Blick hob oder einfach da stand. Und mir gefiel dieses Gefühl.
Daher hatte ich mich dazu entschieden, besonders die Filmangebote in betracht zu ziehen, welche auf den Antagonisten anspielten. ,,Enya." Aus dem Halbschatten neben mir lief Thea an mir vorbei. Die Stimme kalt, das Kinn hoch erhoben. Wenn man von Antagonisten spricht. ,,Thea.", erwiderte ich ihnen kühlen Gruß.
Ihr eisblaues Kleid betonte ihre gebräunte Haut und ließ sie wie die Eiskönigin selbst aussehen. Im positiven Sinne. ,,Eine von uns beiden hat die andere eindeutig unterschätzt." Bei ihren Worten sah sie mich direkt an, drehte sich danach weg und schritt die Treppe nach unten.
Und dieser Fehler würde wohl kein zweites Mal zur Sprache kommen. Über den Saal hinweg schwang mein Blick zu Tom, welcher mich wiederum ansah. Doch keiner von uns machte einen Schritt. Ich brauchte keinen Mann, hatte ich nie. Aber Tom Hiddleston war der Mann, den ich wollte. Und dieses Eingeständnis zu mir- und meinen Gefühlen selbst, ließ mein Herz erneut einen Schlag aussetzen und meine Haut in meinem Gesicht erhitzen.
Kayla würde lachen, wenn sie mich so sehen würde. Und würde sie noch leben, dann würde ich mit ihr lachen. Mein Blick glitt auf das Tattoo auf der Innenseite meines Handgelenks. Sanft hoben sich meine Mundwinkel und senkten sich meine Augenlider etwas.
Ich hob mein Glas, begegnete wieder den blau-grünen Augen und prostete dem Briten zu. Er erwiderte die Geste und wir tranken Beide von dem kribbelndem, kühlen Champagner.
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Enemies and Lovers | Tom Hiddleston FF
FanfictionEnya Jonasson will nichts anderes, als vor der Vergangenheit zu fliehen und ihren Träumen nachzujagen. Doch dann tritt der berühmte Brite, Tom Hiddleston, in das Leben der angehenden Schauspielerin. Schon bald muss sich Enya die Frage stellen, was s...