Die Bedeutung des Wortes Chaos bekam innerhalb der letzten zwölf Stunden eine vollkommen neue Bedeutung. Tom hatte den Sturm, der in meinem Innern wütete, fortgetragen - nun hatte er durch ihn seine Richtung geändert und war zurückgekommen, mit neuer Kraft die mich in die Knie zu zwingen drohte.
Dieses Mal jedoch würde ich nicht darauf warten, dass dies geschehen würde. Ich hätte es schon in der Sekunde verstehen sollen, als Cara untergetaucht war. Ich hatte Glück, dass der Sturm seine Richtung geändert hatte und dennoch war es nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe er zurück kommen würde. Ich musste es Cara gleich tun - ich hatte es erst in der Sekunde verstanden, als alles über mich hereinbrach.
Als ich Scarlett und Chris vor wenigen Stunden, dazu mitten in der Nacht, anrief mir bei dem Auszug aus der Loft-Wohnung zu helfen, wusste ich schon, dass sie es tun würden. Und dafür war ich ihnen dankbar. Ich packte meine Sachen wieder zurück in die beschrifteten Kartons, die ich vor zwei Monaten erst ausgepackt hatte und gemeinsam luden wir sie in die Autos. Keiner der Beiden fragte, wieso ich Tom nicht angerufen hatte.
Dennoch hatte ich ihren vielsagenden Blick gesehen, den sie in einer Sekunde ausgetauscht hatten, in der ich mich weggedreht hatte, um die Tassen in die Kartons zu stellen. Darunter auch die Tasse, welche Tom benutzt hatte, als er das erste Mal hier war. Aber was dachte ich auch? Der Brite würde genug damit zu tun haben, seine Karriere und Position wieder zu stabilisieren und sich vor der Presse emotional unabhängig zu erklären.
Meine Rolle in dem kommenden Film konnte ich nicht mehr absagen. Der Vertrag war unterschrieben und es bestand keine Möglichkeit, diesen aufzulösen. Das hatte mir Aurelia versichert, als ich ihr die Situation in groben Zügen erklärte. Sie würde dennoch über ein paar Änderungen meiner Rolle mit den Regisseuren sprechen. Und es würde auch keinen zweiten Teil für mich in ,Enemies and Lovers' geben, denn die Produzenten wollten kein weiteres Chaos mit mir in der Hauptrolle schüren. Sie vergaben die Rolle an jemand anderes.
Die Skandale und der Druck stiegen in das Unermessliche und ich wollte und konnte mir die ganzen Meinungen nicht ansehen, sodass ich mich von meinen Konten abgemeldet hatte. Alles war innerhalb kürzester Zeit von einem Traum zu einem Albtraum geworden. Ach Kayla, wie soll' das alles nur weitergehen?
Die recht lange Fahrt entlang der Bundesstraße war ruhig und nur der dichte Regen, die langsame Musik und das dumpfe Brummen des Motors durchbrachen diese Ruhe. Die gleichmäßigen Basstöne von Bam Bidi Bam ließen mich gleichzeitig meinen Kopf im Rhythmus mitbewegen.
Ich wusste, dass ich Glück gehabt hatte. Der Makler, ein Bekannter von Chris wie ich erfahren hatte, verkaufte mir das Haus gleich nachdem ich es im Internet gesehen hatte und im Schnelldurchlauf wurden alle Verträge und anderes geschlossen. Natürlich war es töricht und dumm gewesen, das wusste ich. Aber es fühlte sich richtig an.
Am Anfang hatte ich gedacht, dass ich in der kleinen Wohnung am Stadtrand bleiben würde - dass dort mein zweites Zuhause wird. Und je öfter Tom mich besuchte, desto mehr hatte es sich auch wie ein Zuhause angefühlt. Aber das war nicht richtig, so sehr ich es auch wollte. Das Haus und die Umgebung musste ein Zuhause für mich sein, ehe es das auch für andere sein konnte. Mein Rückzugsort, meine Wohlfühlzone.
Und jetzt zog ich um - erneut. Und wer weiß? Vielleicht ist ein Rückzug aus dem Leben welches ich mir immer gewünscht hatte genau das was ich brauchte, um mein Zuhause und mich selbst wiederzufinden. Natürlich erst nach den Dreharbeiten, doch darüber konnte ich mir später auch noch immer Sorgen machen.
Scarlett und Chris fuhren hinter mir her und folgten mir wie zwei Schatten, als ich auf das Kommando der mechanischen Stimme des Navigationsgerätes die Bundesstraße verließ. Von hier aus zog sich der Weg stetig weiter weg von der Zivilisation, bis wir nach zwei weiteren Stunden einen Waldweg entlangfuhren. Es erinnerte mich an das Dorf in Deutschland aus dem ich kam. Wie hier auch, war es von einem dichten Nadelwald eingeschlossen.
Eine Linkskurve über den nassen Boden später tauchte das Haus hinter einer dichten Baumreihe auf. Ein schönes, großes Steinhaus mit dunkelbraunen Holzbalken, die sich der Farbe der Rinde der Bäume anpassten. Hinter dem Haus und zu beiden Seiten hinweg stiegen Nadelbäume dicht an dicht in den Himmel empor, wie bereits den bisherigen Weg. Der Boden wechselte sich mit einer Brücke ab, die einen kleinen See überbrückte.
Das Wasser schimmerte dunkel und unruhig durch die Wassertropfen, die auf der Oberfläche aufprallten und von dem Wasser des See's verschluckt wurden. Doch es beruhigte mich ungemein. Hinter der Brücke war der Boden wieder asphaltiert und von Nadeln bedeckt. Nur wenige Meter, dann lenkte ich mein Auto in das Trockene, unter das Carport aus dem gleichen dunklen Holz wie die Bäume dahinter.
Das Prasseln des Regens schien nun meilenweit entfernt, auch als Scarlett neben mir parkte und wir ausstiegen. Ein weicher Geruch nach Regen, nassem Holz und Asphalt stach mir in die Nase und ich atmete tief ein. Ganz anders als in der Stadt. Die Luft war klar und ohne Abgase.
Gemeinsam mit Chris, der etwas weiter hinten am Rand des Weges parken musste, liefen wir mit geduckten Köpfen unter das Vordach des Hauses. ,,Ich hoffe, dass dein Bekannter etwas von seinem Fach versteht.", scherzte ich. Chris hob eine Augenbraue und gleichzeitig einen Mundwinkel.
,,Du hast ihm die höchste Provision seiner ganzen Karriere gegeben. Ich denke nicht, dass er dich enttäuschen will.", erwiderte der Australier und ich nickte bestätigend. Geld machte zwar nicht glücklich, aber es eröffnete mir neue Möglichkeiten, die ich vorher nicht hatte.
Monatelang hatte ich gesucht, ehe ich die Wohnung in der Nähe von London gefunden hatte. Dabei hatte sie nichts besonderes an sich gehabt, abgesehen von ihrem Preis wegen der günstigen Lage. Dieses Haus hatte mir der Makler nach nur wenigen Stunden verkauft. Durch den Bekanntheitsgrad war der Preis gesunken, zusätzlich noch mehr durch die abgelegene Lage.
Scarlett's Handy klingelte und während sie den Anruf entgegen nahm, wandte ich mich endlich zu der Haustür und schloss diese auf.
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Enemies and Lovers | Tom Hiddleston FF
FanfictionEnya Jonasson will nichts anderes, als vor der Vergangenheit zu fliehen und ihren Träumen nachzujagen. Doch dann tritt der berühmte Brite, Tom Hiddleston, in das Leben der angehenden Schauspielerin. Schon bald muss sich Enya die Frage stellen, was s...