|News and Snow|

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Ich ließ dieses Kompliment offen in Raum stehen, lächelte und genoss mein Müsli mehr als gedacht, nachdem ich das Croissant zu Ende gegessen hatte. Als auch von diesem nur die leere Schale übrig blieb, lehnte ich mich mit meinem köstlichen Kaffee an die Stuhllehne.

,,Warte, du spielst also wirklich einen nordischen Gott, namens Loki?" , fragte ich und der Brite mir gegenüber nickte mit einem Lächeln. ,,Das hört sich nach einer wirklich großen Sache an. Das freut mich für dich." Und das tat es wirklich. Bisher hatte ich keine Filme von Marvel gesehen, jedoch könnte sich das durchaus noch ändern.

,,Was wäre deine Traum-Filmrolle?", fragte Tom. Ich überlegte und trank einen Schluck meines Kaffees. ,,Gute Frage. Ich würde mich geehrt fühlen, für eine Buch-Verfilmung infrage zu kommen.", antwortete ich. ,,Und welche Buchreihe? Oder, welches Buch?"

Dieses Mal musste ich nicht überlegen. ,,The Moment I Lost You." Tom zog die Augenbrauen zusammen. ,,Worum geht es in dem Buch?" Ich öffnete meinen Mund - und wurde sogleich von meinem Handy unterbrochen.

Mit einem entschuldigenden Blick zu Tom zog ich dieses aus meiner Tasche. Aurelia, zeigte das Display an. Verwirrt nahm ich den Anruf entgegen. ,,Hast du die Nachrichten gesehen?" So euphorisch hatte ich meine Managerin lange nicht mehr gehört.

,,Nein.", antwortete ich also zögernd. Nicht, dass sie sich im Klienten geirrt hat und eigentlich jemand anderes anrufen wollte. ,,Dann los!", forderte sie und legte sogleich wieder auf. ,,was ist los?", fragte Tom und stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab, während ich die Nachrichtenseiten durchforstete.

Ich zuckte mit den Schultern. Doch das durchforsten war eigentlich gar nicht nötig, als ich einen Blick auf die Titelstory warf.

Lange ein Geheimnis - Nun endlich gelüftet! Die Geschichte hinter dem Tattoo von Schauspielerin Enya Jonasson.

Wie um alles in der Welt soll dieser Beitrag eine gute Nachricht sein, Aurelia? Das ging niemanden etwas an, mit Ausnahme von Cara und mir. Und ebenso wenig wollte ich das glauben, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Tom, der mich noch immer fragend ansah, ließ ich den Artikel vor.

Ein kleiner, bunter Kolibri auf der Innenseite des Handgelenks. Es scheint mittlerweile das Markenzeichen der Newcomer-Schauspielerin Enya Jonasson zu sein. Bis jetzt gab es jedoch nie eine Antwort auf die Frage, was dieses zu bedeuten hat und in welchem Zusammenhang es mit Cara Hunter, einer engen Freundin der Deutschen, steht.

Nach neuen Erkenntnissen, die durch einen Insider an die Presse kamen, ist es wohl ein Gedenken an ihre gemeinsame Freundin, Kayla McCain. Diese ist vor über einem Jahr durch einen tragischen Autounfall verstorben.

In Bezug auf die Vorwürfe eines Interviewers bei der Prämiere ihres ersten Films "Enemies and Lovers" wurde versichert, dass diese wahr sind. Enya und Cara sind nicht bei der Beerdigung von Kayla anwesend gewesen, allerdings nicht aus negativen Beweggründen. Die Hintergründe dessen bleiben für die Öffentlichkeit jedoch weiterhin nicht zugänglich, so die Quelle.

Ebenso sei auch die öffentliche Aussage von Sarah Parker, Tochter des Regisseurs Michael Parker, eine Lüge gewesen. Enya Jonasson hatte Sarah Parker laut ihrer Aussage am Set getreten. Dies war jedoch nicht der Fall, stimmten auch mehrere Statisten des Films "One Last Smile" zu. Infolge eines Drehs einer Szene überreagierte die Tochter des Regisseurs bei dem durchaus leichten Stoß mit dem Fuß seitens Enya Jonasson, zu welchem diese sich bereits vorher mehrmals bei dem Regisseur ausgesprochen hatte, der jedoch darauf bestand.

Ich ließ mein Handy sinken. In meinem Kopf rasten die Gedanken. Jede Person mit der ich gesprochen hatte und jeder Moment, in dem ich etwas von mir hatte preisgegeben. Wieder wünschte ich, dass ich gerade in meinem Haus wäre und mich so vor all' diesen Problemen verstecken konnte.

,,Können wir bitte zurück ins Hotel?", fragte ich Tom, ohne den Blick zu heben. Die ganze Zeit über hatte er nichts gesagt, doch das musste er auch nicht. Ich wusste, dass er nicht dieser sogenannte Insider gewesen war. Aber für heute hatte ich, wie so oft in letzter Zeit, die Nase voll von Leuten, die versuchen mein Privatleben zu analysieren und beurteilen. ,,Tut mir leid Hummingbird aber nein."

Mein Kopf schnellte hoch. "Wie bitte?", hakte ich nach. Doch seine Miene blieb unergründlich, als er seinen Kaffee in einem Zug leerte und anschließend aufstand. ,,Wie ich gesagt habe, nein." Ich machte es ihm gleich und wir verließen das kleine Café mit einem freundlichen Nicken zu der Dame hinter dem Tresen.

,,Die Presse wird vor dem Hotel stehen und auf dich warten, wenn nötig den ganzen Tag.", erklärte er und schloss im Laufen seinen Mantel. Er hatte recht, das tat die Presse ohne zu zögern. ,,Und deshalb haben wir den ganzen lieben, langen Tag Zeit zu dir zu fahren, damit du mir dein Haus zeigen kannst."

Tom lächelte, überzeugt von seiner Idee und griff nach meiner Hand, die er mit in seine Manteltasche steckte. Trotz meiner schlechten Laune der Presse gegenüber, lächelte ich. Ein Ausflug mit Tom hörte sich nicht schlecht an.

Und so konnte ich zudem vielleicht sogar meinen Oldtimer in eine Werkstatt bringen und mich im Tierheim nach dem Weimaraner erkundigen, je nachdem wann wir dort ankommen würden. ,,Okay.", erwiderte ich also. ,,Ich hätte auch kein 'Nein' gelten lassen, Hummingbird. Aber das du zustimmst, macht es nur besser."

Tom ließ mich fahren. Während ich uns aus der kleinen Stadt auf die Bundesstraße bugsierte und der leisen Musik aus dem Radio lauschte, telefonierte er und sagte seine Termine für heute ab. Ein Interview und die Anprobe eines Anzugs für die kommende Prämiere des zweiten Filmteils.

Als er damit fertig war, breitete sich - bis auf die Musik - Stille im Auto aus. Doch diese war keinesfalls unangenehm. Im Gegenteil, so hatte jeder die Möglichkeit seinen Gedanken nachzuhängen. Das machte es für mich zu einer ungemein beruhigenden, mehrstündigen Fahrt. Denn durch den Schnee waren viele Straßen vereist oder zugeschneit, was die Fahrt ungemein verlängerte.

Das schien allerdings weder ihn, noch mich zu bekümmern. Als wir auf den Waldweg fuhren, musste ich einiges an Tempo nachlassen. Hier hatte niemand den Weg von dem Schnee befreit und ich musste vorsichtig sein, nicht abzurutschen. Zumal man kaum den Unterschied zwischen Graben und Weg erkennen konnte.

,,Ziemlich versteckt hier.", merkte der Brite neben mir an. Doch anders als gedacht, schien er das positiv zu meinen. Die Äste der Nadelbäume, bedeckt von Schneemassen, kratzten über das Dach des SUV's. Dann, nach einer weiteren leichten Kurve erstreckte sich das große, braune Haus hinter der Brücke.

Der See war nach wie vor gefroren und unterschied sich durch den Schnee kaum von dem Weg oder der Brücke, die mich von meinem Haus trennte. Die Sonne verschwand hinter den Wolken doch das störte mich nicht sonderlich. Ich parkte das Auto vor dem Carport, unter welchem mein Auto stand. Noch immer trocken und noch immer die Kratzer an der Seite.

Doch die nächste Werkstatt schloss bereits in einer halben Stunde, weshalb ich das verschieben musste. ,,Du hast einen wirklich guten Geschmack, was Häuser betrifft.", meinte Tom und löste den Gurt. Ich machte es ihm gleich. ,,Danke." Wir stiegen aus und stiegen die Treppen zur Tür hoch, was dazu führte, dass unsere Hosen bis zu den Knien nass wurden.

Nicht einmal die Spuren meines Falls in den Schnee vor der Treppe war mehr zu sehen. Ich seufzte und reichte Tom den Schlüssel. ,,Du kannst dich gerne drinnen umsehen und dich dazu erbarmen, mir einen Kaffee und dir auch selbst etwas warmes zu machen. Ich werde den Weg schippen."

Tom nahm den Schlüssel, umschloss dabei allerdings meine ganze Hand und zog mich zu sich heran. Kurz sah er mir in die Augen und küsste mich. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, mein Puls raste und ich fühlte mich, als würde ich auf Wolken schweben.

Dann löste er sich wieder von mir und salutierte locker, wie ich es immer zu den Fans tat. ,,Ai ai, Hummingbird." Ich grinste, als ich mir den Schneeschieber nahm, der an der Wand lehnte. Erneut seufzte ich, diesmal zufrieden und begann damit, den Schnee aus dem Weg zu schippen.

Enemies and Lovers | Tom Hiddleston FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt