|Siblings|

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,,Du wirst storben-sterben, verdammt!" Tom senkte seinen Kopf und unterdrückte ein Grinsen. Ich verdeckte mit einer Hand peinlich berührt mein Gesicht, während Lachen durch das Set klang. Es war das dritte Mal an diesem Tag, dass sich mein Verstand und mein Mund nicht ganz einig schienen, was ich sagen sollte.

,,Cut! Nochmal!" Sogar der Regisseur schien amüsiert und nicht genervt von meinem verkorksten Tag zu sein. Nachdem mir Scarlett über Whatsapp die Szenen schrieb, die eigentlich heute gedreht werden sollten, hatte ich diese in aller Eile während des Schminkens gelernt.

Dennoch merkte ich selbst, dass mir die nötige Zeit fehlte und dadurch Fehler unvermeidbar waren, ganz offenbar zu der Belustigung von Thea. Diese grinste boshaft, als mein Blick in ihre Richtung glitt. Das angehende Lächeln verschwand von meinem Gesicht.

Ich senkte die falsche Waffe in meiner Hand, Tom mir gegenüber tat das gleiche. Die Szene, die wir drehten, war eine der Schlüsselszenen. Fehler durften unmöglich gemacht werden. Wir sollten uns gegenüberstehen und die Waffe auf die Stirn des Gegenüber richten. Meine hasserfüllten Worte sollten aus dem Herzen kommen.

Ein tiefer Hass und der Wunsch, den Mörder meines Vaters durch ihre Hand sterben zu lassen. Doch dann würde ich als Tanea in die Augen von Tom sehen, in Augen genauso wild und unberechenbar wie meine eigenen.

Einzelne Strähnen seiner, für den Film, schwarzen Haare wurden Tom von Mira zurückgestrichen, die auf das Set gekommen war. Alec hinter ihr, lief auf mich zu. ,,Heute ist wirklich nicht dein Tag.", meinte dieser mit lockerem Lächeln, als er meine Hand umdrehte, um das Tattoo nochmals abzudecken.

Mit einem Schwamm tupfte er mehr von der künstlichen Farbe in dem Ton meiner Haut auf den bunten Vogel. ,,Du hast keine Ahnung.", seufzte ich ebenso lächelnd zu dem Schwarzhaarigen. ,,Versuche, die Rolle mehr zu spüren." Tom sah von dem Tun von Alec zu meinen Gesicht hoch. ,,Wie bitte?", fragte ich. Was genau meinte Tom? Ich war bemüht, meine Gefühle so zu kontrollieren, wie sie den Szenen entsprechen sollten.

,,Ich meine, dass du zu verkrampft bist. Du ahmst deine wirklichen Gefühle für den Film nach. Dabei solltest du deine wirklichen Gefühle selbst benutzen." Mira nickte zu Tom's Aussage und sah mich an, als sie seine Haare wieder als sehenswert empfand. ,,Er hat recht."

Er hatte recht. Und genau das war das Problem. Wie sollte ich meinen Gefühlen gezielt Platz einräumen, ohne dass ich im nächsten Moment einen Nervenzusammenbruch erlitt? Beinahe ein Jahr lang hatte ich stets meine Gefühle in den Hintergrund gedrängt und versucht, nur mit meinem Kopf zu fühlen.

Erst nickte ich verstehend und atmete tief ein, während ich die Waffe in meiner Hand elegant um ihre eigene Achse drehen ließ. ,,In Ordnung. Ich versuche es."

Die Kameras waren wieder in der anfänglichen Position und auch Tom und ich stellten uns auf. Wir nickten und gaben dem Regisseur mehrere Meter von uns entfernt damit das Zeichen, zu beginnen. Mira und Alec verließen das Set und stellten sich zu dem Regisseur.

Ich brauchte Wut, schier endlose Wut und Hass. Doch die einzige Erinnerung in mir, die dieses Gefühl hervorrief schien das Maß an diesen Gefühlen sprengen zu wollen. Doch die Rolle von Tanea brauchte diese Wut, also ließ ich es zu. Entweder würde ich weinen- oder eine grandiose Leistung bringen, so viel war sicher.

,,Kamera in drei, zwei, eins." Innerhalb eines Herzschlages hoben Tom und ich unsere Waffen aufeinander, vollkommen ruhig. Mein Gesicht war wie seines versteinert, kein Muskel zuckte und keine Bewegung von uns war erkennbar, während hinter uns das pure Chaos von Agenten und Schüssen tobte. Die Kamera glitt einmal um uns herum.

Die schwarzen Haare in der richtigen Position, der Blick fest und die Lippen zu einem Strich zusammengepresst. Sein Hemd spannte sich über die muskulöse Brust und er trug eine Jeans mit Sportschuhen. Er war der geborene Held, ich die Böse.

Enemies and Lovers | Tom Hiddleston FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt