9: Lily allein zuhause

495 13 0
                                    

Konzentriert setzte ich meinen Queue an und stieß die Weiße Kugel an. Sie rollte über die Grüne Fläche und stieß gegen eine Rote Kugel die darauf im Loch verschwand. Die Bar selbst war nicht sonderlich groß. Es gab ein paar Tische, eine Art Bühne und zwei Billardtische die auf der rechten Seite der Bar standen. Beinahe wie ein abgetrennter Bereich. Es war etwas muffig und die Lampen gaben ein dämmriges Licht ab. Die Bar an sich wirkte wie eine aus so einem drittklassigen Gangsterfilm wo die Gangster sich immer an einem Ort versammelten damit der Held sie verprügeln konnte. Gerade dieser Klischeehafte Gedanke gefiel mir aber an der Bar.

„Und was hast du jetzt vor so ganz ohne Crowd oder die Black Dogs?" fragte Xander während ich mich auf die nächste Kugel fokussierte. „Abwarten." Sagte ich und versenkte eine weitere Kugel. „Sympathisierst du noch immer mit Jordan?" Ich rutschte ab und die Weiße Kugel rollte quer über den Tisch. „Natürlich nicht!" widersprach ich energisch. „Dann verstehe ich nicht weshalb du nichts unternimmst." Erwiderte er trocken und versenkte gleich zwei Blaue Kugeln auf einmal. „Wenn Johnson seine Finger im Spiel hat kann ich halt nicht einfach unüberlegt handeln. Das würde den Waffenstillstand innerhalb des Circles gefährden." Antwortete ich sachlich und er gab mir stillschweigend recht.

Der Circle war ein Zusammenschluss aus den zwölf großen Gangs in Redwood. Es war eine Übereinkunft einander nicht in die Quere zu kommen und die Territorien der jeweiligen Gangs nicht zu beanspruchen. Der Circle existierte bereits fast ein Jahr und hatte die Lage in Redwood deutlich entspannt. Wenn es doch zu Streit kam traten die Black Dogs auf den Plan. Neutrale und Gang-lose Bewahrer des Friedens in Redwood. Manche gehörten der Polizei an und andere wie ich und mein Bruder hatte es vor den Gangs bewahrt. Die Black Dogs wurden von den Gangs Respektiert so wie die Black Dogs die Gangs respektierten. Die Black Dogs an sich gab es schon lange, aber sie waren noch nie so wichtig wie heute.

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. „Hat Xander dich schon wieder nach Redwood gebracht?" meldete Will sich zu Wort dem ich vor der Nase abgehauen war. „Witzig. Was ist los das du extra anrufst?" fragte ich und verdrehte die Augen dabei. „Mir ist nur eingefallen das wenn wir beide unterwegs sind Lily ganz alleine ist." Verwundert zog ich die Stirn kraus. „Dad ist doch da." „Eben nicht. Ich hatte vergessen das er seit gestern auf Geschäftsreise ist." Genervt seufzte ich. „Natürlich bin ich die letzte die was erfährt." Ich deutete Xander aufzuräumen und legte den Queue auf dem Tisch ab. „Und wo bist du?" „Mit Ronan und den anderen unterwegs." Antwortete er schlicht was ich mir bereits gedacht hatte. „Verstehe. Dann übernehme ich das." Sagte ich und legte auf. „Darf man fragen?" Xander folgte mir aus der Bar. „Lily ist allein zuhause." Erwiderte ich nur und klemmte mich hinter das Steuer. 

~~~

Mit röhrendem Motor hielt ich auf der Auffahrt vor der Garage. Kaum war der Motor aus war das Bellen nicht mehr zu überhören. Eilig lief ich zur Haustür und machte auf. Lily rannte raus und machte ihr Geschäft im Vorgarten bevor sie mir in die Arme sprang und mich fröhlich ab schlabberte. „Alles gut meine süße." Ich setzte sie auf dem Boden ab und krauelte sie am Kopf. Ganz aufgeregt wackelte sie mit dem ganzen Körper. Als sie dann Xander bemerkte begrüßte sie auch ihn voller Freude. Ich ging derweil rein. Lily kriegte schnell mal einen Rappel, wenn sie zu lange alleine war. Unten war soweit alles in Ordnung. 

Oben checkte ich als erstes mein Zimmer. Auch hier alles gut. Das Schlafzimmer von Dad wirkte als wäre es nie benutzt worden. Bei Wills Zimmer wurde ich dann fündig. Sie hatte auf das Sofa gepinkelt, die Kissen zerrissen und das Bett zerwühlt. Ein Paar Nikes waren ihr zum Opfer gefallen und auch alle Klamotten die auf dem Boden gelegen hatten waren zerrissen. Ich machte Fotos und schickte sie an Will. Im Bad hatte Lily auch gewütet. Das Klopapier lag als Konfetti am Boden ein paar Shampoo Flaschen waren ausgelaufen und Handtücher lagen verstreut die zuvor im Regal lagen. Ich seufzte und ging wieder runter wo Xander Lily beschäftigte. Ich entfernte ihre Spuren im Vorgarten und schnappte mir dann ihre Leine. „Bock auf Strand?" fragte ich und leinte Lily an. „Immer doch." Erwiderte Xander während ich die Tür schloss.       

~~~

Gemütlich schlenderten wir über den Strand. Die Leine hatte ich mir um die Hüfte gebunden während Lily immer in meiner Nähe lief. Sie rannte neugierig zu anderen Hunden, begrüßte sie kurz und lief dann zurück. Sie jagte den Möwen nach die verschreckt weg flogen oder sie sprang ins Wasser. Lily war eine absolute Wasserrate. Im seichten Wasser schnappte sie nach den Wellen und hatte immer im Blick mich nicht zu verlieren. Xander erzählte mir derweil wie es den anderen ging und was so in der Schule passiert war seit ich da weg war. Ich erzählte ihm dafür von meiner Begegnung mit Jordan. Er war sichtlich froh das mir nichts passiert war.

In dem Moment wo Xander wieder ansetzte traf mich ein Ball am Kopf. Ich fluchte und hob den Ball auf. „Sorry der hatte zu viel drall." Daisy aus meiner Klasse kam im Pinken Bikini zu uns rüber gelaufen. Mit einem breiten Lächeln warf sie ihr langes Haselnuss Haar zurück bevor sie ihre Sonnenbrille hochschob. „Ich hoffe du hast dich nicht verletzt." Sagte sie beinahe besorgt während sie ihre Augen nicht von Xander lassen konnte. „So viel drall hatte der auch wieder nicht." Erwiderte ich stumpf und drückte ihr den Ball in den Arm. „Und du? Bist du neu hier? Du wärst mir aufgefallen, wenn es nicht so wäre." Begann sie Xander anzugraben worauf er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Ich seufzte und ging alleine weiter. Lily eilte an meine Seite. Nass und voller Sand.

Ich besorgte mir ein Eis während ich auf Xander wartete der auch kurz darauf zurück kam. „Nummer oder Korb?" er grinste. „Nummer." Demonstrativ wedelte er dabei mit seinem Handy. „War ja klar." Genervt verdrehte ich die Augen. Bei meinem Bruder war es nicht anderes, wenn ich mit ihm unterwegs war das Mädchen ihn nach seiner Nummer fragten. Ich dagegen hielt mir die Typen mit finsteren Blicken vom Leib. Ich konnte eh niemanden gebrauchen der sich davon schon abschrecken ließ. 

♤☆♤

Bader than BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt