Chapter Ten

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Bevor ich ihm antworten konnte, gab es einen unglaublich lauten Knall und es fühlte sich an, als würde es ein Erdbeben geben.
Ich öffnete langsam wieder die Augen und auch Bucky hob den Kopf an. Dabei bemerkte er, dass mein Arm senkrecht nach oben ausgestreckt war und folgte ihm mit den Augen. Über uns tobte eine Feuerwand, die ich mit meiner Hand davon abgehalten hatte uns bei lebendigem Leib zu verbrennen. So schnell wie die Explosion gekommen war, so schnell war sie auch wieder weg und hinterließ eine zerstörtes und mit Ruß bedecktes Loch. Alles um uns herum war pechschwarz, kleine Feuerzungen leckten hier und dort, die Innenwände fehlten komplett. Ich hatte ein furchtbares Piepen auf den Ohren und sah mich verwirrt um. Der Mann auf mir bewegte den Mund und redete mit besorgtem Gesichtsausdruck, aber ich konnte ihn nicht hören. "Was?", fragte ich, doch ich konnte mich selbst nicht hören. Bucky stützte sich am Rand der Badewanne hoch und stieg aus der Wanne. Er hielt mir seine normale Hand hin und half mir ebenfalls aufzustehen. Ich war etwas wackelig auf den Beinen und musste mich einen Moment an seiner Schulter festhalten. Dann fiel mein Blick auf das riesige Loch vor uns. Mein Wohnzimmer existierte nicht mehr und so wie es aussah, dass darunter liegende Apartment auch nicht mehr. Verdammte Scheiße, dachte ich mir. Ich konnte die Straße von hier aus sehen. Alles war zerstört. Meine ganzen Sachen. Alles hin.
Ich spürte an meinem unteren Rücken eine Hand, die mich leicht nach links drückte. Das half mir aus meiner Starre aufzuwachen. Ich folgte Bucky, der gerade durch die Wand stieg und ins ehemalige Schlafzimmer ging. Hier gab es wenigstens am Rand noch teilweise Boden auf dem man laufen konnte. Bucky schaute aus dem Fensterrahmen, der keine Glasscheibe mehr in sich trug und entdeckte wohl die Feuerleiter. Sie führte in den Innenhof. Damals hatte ich mich für dieses Apartment entschieden, weil das Schlafzimmer zu dem ruhigen Innenhof ausgerichtet gewesen war. Wer hätte gedacht, dass sich das jetzt sogar als überaus praktisch erweisen würde? Der Dunkelhaarige stieg durch das Fenster und steckte dann jedoch seinen Kopf wieder herein. Er hielt mir wieder seine Hand hin. Ich warf nochmal einen Blick über meine Schulter und erhaschte einen letzten Blick auf das verkohlte Chaos hinter mir, dann legte ich meine Hand in seine und ließ mir nach draußen helfen. Die Feuertreppe machte einen recht wackeligen Eindruck und machte wahrscheinlich quietschende Geräusche. Ich konnte immer noch nichts hören. Erst als wir die letzten beiden Meter zum Boden springen mussten, hörte ich wie meine Schuhe geräuschvoll auf dem Beton aufschlugen. "Alles in Ordnung?" Seine Stimme klang so dumpf und meilenweit weg, aber immerhin konnte ich ihn verstehen.
"Nein?! Meine Wohnung ist in die Luft geflogen?!", machte ich entsetzt und realisierte das Ganze jetzt erst so richtig. Statt mir zu antworten, schaute Bucky sich eindringlich um, nahm mich dann am Handgelenk und wir liefen aus dem Innenhof heraus. Auf der Straße angekommen, sah ich als erstes die vielen Feuerwehrwagen an uns vorbei rauschen. Die Sirenen hörte ich nur ganz leise. Der Dunkelhaarige blieb allerdings nicht stehen, sondern zog mich weiter hinter sich her vorbei an den Leuten auf dem Bürgersteig. Erst nachdem wir zwei Blocks hinter uns gelassen hatten, wurde er langsamer, blieb aber auch nicht stehen.
"Ich kann nicht mehr.", keuchte ich, hielt an und dadurch ließ er mein Handgelenk los. Ich musste meine Hände in die Hüften stemmen, um das Brennen in meinen Lungen zu lindern. Eine Sportskanone war ich noch nie gewesen, aber ich war einfach noch nicht wieder zu 100 % auf der Höhe. Bucky sah sich in alle Richtungen um und holte schließlich sein Handy raus. "Ihr müsst uns abholen. Jetzt sofort wäre gut."
Ich konnte seinen Gesprächspartner nicht hören und konzentrierte mich daher lieber auf meine Atmung.
"Ihre Wohnung wurde in die Luft gejagt."
"Ja, ihr geht's gut. Und mir auch, danke der Nachfrage!" Ich grinste kurz. Er schaute sich weiterhin die Umgebung genau an. "Komm, wir müssen weiter.", sagte er nun zu mir, legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich voran. Wir gingen diesmal im normalen Tempo bis zur nächsten Querstraße und bogen dort ab. Nach zwei Minuten fuhr ein schwarzer Geländewagen der Marke Audi mit getönten Scheiben vor. Agent Barton saß am Steuer, ließ das Fenster an der Beifahrerseite herunter und rief: "Alles einsteigen, bitte!" Erleichtert rettete ich mich auf den Rücksitz, während Bucky sich neben Clint niederließ. Den ganzen Weg zurück zu laufen hätte ich niemals geschafft.
Oben im Stark Tower stand Pepper mit den Händen in den Hüften vor dem Fahrstuhl und sah mich vorwurfsvoll an. "Wer hat dir erlaubt nach draußen zu gehen?"
"Ich wollte nur-..."
"Niemand, richtig!" Sie schien wirklich außer sich zu sein.
"Pepper...", begann Tony langsam und ging vorsichtig auf sie zu. Sie hob furios einen Finger und brachte ihn zum Schweigen. "Fang garnicht erst an! Das Mädchen ist wie eine Tochter für mich, deswegen macht ihr alle jetzt was ich sage!" Tony legte nach dieser Ansage keinen Widerspruch mehr ein. Sie wandte sich wieder zu mir und ich konnte sie nur mit großen Augen ansehen. "Du marschierst sofort zurück in dieses Krankenzimmer, lässt dich untersuchen und dann essen wir zusammen Mittagessen!"
"Ja, Ma'am.", machte ich schnell gehorsam und bewegte mich eilig den Flur entlang.

Nachdem der Arzt mir eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert hatte, begab ich mich nach einer ausgiebigen Dusche runter ins Esszimmer. Dort saßen bereits einige der Avenger am Tisch. Sie schauten gerade alle auf den Fernseher an der Wand. "...Ein Gasleck soll die Ursache gewesen sein. Die Feuerwehr konnte uns bis jetzt keine Mitteilung über Verletzte geben." Es wurde mein Apartmentkomplex gezeigt mit dem riesigen Loch in der Hauswand und den verrußten Trümmern. Ich setzte mich leise auf den letzten freien Platz zwischen Pepper und Bucky und schaute dabei aber weiter auf den Bildschirm. "Die meisten Anwohner waren glücklicherweise bereits bei der Arbeit als die Explosion stattfand, sagte uns eine Nachbarin." Jetzt war die Reporterin zu sehen. Sie stand in einem hellrosa Kostüm auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor dem Absperrband der Polizei. "Wir warten noch auf den Sprecher der Polizei für weitere Infos. Mein Name ist Sandy Meyer, wir berichten live für WNYW Channel 5." Das Bild brach ab und es wurde Werbung geschaltet. "Tut mir Leid um deine Sachen, Y/N.", begann Natasha als sie sich wieder zum Tisch zurück drehten. "Danke.", antwortete ich matt. Über meine rechte Schulter reichte der Kellner mir einen Teller mit Tagliatelle und grünem Pesto sowie Hähnchenstreifen. Während die anderen ebenfalls bedient wurden, meinte Clint in die Runde: "Es ist wohl offensichtlich, wer das war." Mit halb vollem Mund antwortete Tony: "Ist nur die Frage, ob wir was unternehmen müssen." Ich schaute auf meinen Teller und drehte ein paar Nudeln mit der Gabel ein. Das Essen sah lecker aus, aber ich hatte keinen richtigen Appetit.
"Wir können Hydra nicht frei in der Stadt herumlaufen lassen.", stellte Agent Romanoff fest. "Nick überlegt sich gerade etwas."
Es war ein oder zwei Minuten still, man hörte nur das Klirren mit dem Besteck. Dann drückte Pepper sachte ihren Ellbogen gegen meinen Oberarm und lächelte mich an. "Was hat der Doc gesagt?", fragte sie leise. Ich zwang mich zu einem Lächeln und meinte: "Alles in Ordnung." Nachdem sie vorhin gesagt hatte, dass ich für sie wie eine Tochter sei, wollte ich sie nicht noch weiter beunruhigen.

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